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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Reich und Arm, Jung und Alt, in einer einzigen, unfassbaren Versammlung.
    »Wie viele mögen das sein?«, murmelte er.
    »Wenn alle Logen besetzt sind und jeder Stehplatz eingenommen, dann sollen hier vierhundert Hundertschaften Platz finden. Sagt man. Ich habe es persönlich nicht gezählt.«
    Es dauerte einige Momente, bis Natiole diese Zahl klar wurde. Seine Schätzung von einigen Tausend war viel zu niedrig gewesen. Und sie alle wollen die Trolle sehen. Ihr Geister, sorgt dafür, dass Wrag nichts Dummes tut.
    Als hätte der Tiefentroll Natioles Gedanken gehört, traten die drei mächtigen Wesen aus einem Tor an der Seite. Nahe der Imperialen Loge erklangen einige Trompeten, aber das wäre kaum notwendig gewesen, denn das bloße Erscheinen der Trolle ließ eine unheimliche Stille über den Sitzreihen entstehen.
    Die mächtigen Wesen liefen selbstbewusst auf die offene Fläche. Trotz der Feuerschalen blieb Wrag wie in Schatten gehüllt, und der Tiefentroll wirkte so urtümlich und bedrohlich wie schon lange nicht mehr. Selbst auf die Distanz konnte Natiole seine rohe Gewalt wahrnehmen.

    Zran schritt stoisch neben Kerr einher, der sich immer wieder umblickte und die ganze Szenerie erfasste. Der Troll war offenbar auf der Hut, anders als Wrag, der seine Arme baumeln ließ, seine Hauer entblößte und laut brüllte. Noch einmal sandte Natiole ein stummes Stoßgebet zu den Geistern.
    »Sie werden doch nicht gegen Menschen kämpfen?«, fragte Ana, was Sargan verneinte: »Das wäre nun wirklich nicht schicklich. Vermutlich gegen einige Tiere oder Ähnliches.«
    In diesem Moment öffnete sich eine Pforte in einem der Gebäude in der Mitte, und eine massige Gestalt preschte hervor. Ein vergleichbares Wesen hatte Natiole bislang noch nie gesehen. Es lief vierbeinig und geduckt, war aber dennoch größer als ein Mensch und maß sicherlich drei Schritt an der Schulter. Sein Körper war von sandfarbenem Fell mit einer Musterung aus dunklen Streifen bedeckt, und sein Kopf war breit und groß. Es hatte vier lange Reißzähne, und die Beine endeten in großen, klauenbewehrten Tatzen. Es bewegte sich überraschend geschmeidig für eine Kreatur dieser Größe, und als Wrag erneut brüllte, warf es sich herum und fixierte die Trolle.
    »Ein Onschlag«, erläuterte Sargan. »Aus dem Norden. Ziemlich blutrünstig, sagt man.«
    Verwundert blickte Natiole zu dem kleinen Mann, der ruhig ein Stück mit Soße getränktes Brot abriss und aß. Der Dyrier schien sich keine Sorgen zu machen, sondern das Geschehen unverändert zu genießen.
    Unten wirbelten die Tatzen des Onschlags Staub auf, als es mit großen Sprüngen auf die Trolle zustürzte. Unwillkürlich hielt Natiole den Atem an.
    »Man lässt sie hungern«, sagte Sargan mit vollem Mund. »Und man macht sie vor dem Kampf rasend. Die sind dann kaum sie selbst. Alles eine Frage der Tierkunst. Die besten Pfleger können selbst aus Ziegen mörderische Kreaturen
machen. Angeblich nutzen sie seltsame Essenzen und Ähnliches.«
    Ich denke nicht, dass diese Bestie viel Ansporn benötigte, dachte Natiole bei sich.
    Kerr und Zran wichen zur Seite aus, während Wrag dem Angreifer in den Weg trat.
    Der Zusammenprall war gewaltig. Kurz wirkte es, als könne Wrag sich auf den Beinen halten, aber dann stürzte er gemeinsam mit dem Onschlag zu Boden. Ein tiefes Brüllen des Tiefentrolls ertönte, und das Tier stieß ein seltsames, hohes Heulen aus. In dem Gewirr aus Gliedmaßen konnte Natiole nur wenig erkennen. Beide Gegner fuhren sich mit den Klauen über den Leib, verbissen sich im Feind, rissen und zerrten aneinander.
    Die anderen Trolle hielten einige Schritt Abstand und schienen nicht gewillt, in den Kampf einzugreifen.
    Die Menge schrie und brüllte, viele sprangen auf, wedelten mit den Armen. Der Anblick riss auch Natiole mit, sein Blut kreiste wild in seinen Adern, pochte in seinen Gliedern. Der junge Wlachake verfolgte den Kampf, hörte das Brausen der Menschen, erlebte sich als ein Teil der gewaltigen, mächtigen Menge.
    Neben ihm aß Sargan genüsslich mehr Brot und wirkte völlig gelöst.
    »Wie könnt Ihr so ruhig bleiben?«, fragte Natiole irritiert.
    »Sag du zu mir«, erwiderte Sargan entspannt. »So ist es bei uns Brauch.«
    »Wie kannst du so ruhig bleiben?«
    Es schien, als überlege Sargan, was er sagen wolle. In der Grube hatte Wrag das Onschlag auf den Rücken geworfen und kniete auf ihm. Die Klauen fuhren dem großen Tiefentroll über den Bauch, aber er beachtete den Angriff

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