Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
erkundigte sich der Voivode mit erzwungener Ruhe.
    »Über Tiradars Pläne kann ich Euch nichts berichten, Herr«, hob der Sonnenpriester langsam an. »Aber Sziglos Békésar wird vor keiner Tat zurückschrecken, die ihn dem Thron näher bringt. Er strebt nach der Macht, und dafür wird ihm kein Preis zu hoch sein. Und wenn er die Macht errungen hat, wird er Krieg gegen Wlachkis führen, daran hat er keinen Zweifel gelassen.«
    Bei diesen Worten sprang eine junge Frau auf.
    »Herr, das dürfen wir nicht zulassen! Ihr müsst verhindern,
dass die Masriden Wlachkis wieder unterjochen!«
    Der Voivode wandte sich ihr zu: »Das werden wir sicherlich, Mihaleia. Dieser Rat und ich, wir werden unser Bestes geben, um das Land zu beschützen.«
    Die Angesprochene ließ sich wieder auf ihren Platz sinken, so rot im Gesicht, als ob der Herrscher sie getadelt hätte.
    »Herr, es gibt noch etwas, was Ihr wissen müsst.« Der Sonnenpriester war nun ebenfalls aufgestanden und steckte die rechte Hand unter sein Wams, unter dem er ein kleines Bündel hervorzog. »Ich hatte in Turduj die Gelegenheit, Marczeg Tamárs Leichnam zu untersuchen. In seinem Körper steckte eine sylkische Pfeilspitze, wie von Söldlingen des dyrischen Imperiums.«
    Er öffnete das lederne Täschchen und hielt eine eiserne Pfeilspitze empor, an der noch Reste eines dunklen Holzes zu erkennen waren. Wieder schwollen die Stimmen im Saal an. Einige der weiter entfernt Sitzenden erhoben sich, um einen Blick auf die Spitze zu werfen.
    »Glaubt Ihr, nur diese Fremden benutzen Pfeile?«, fragte Vintila höhnisch. »Die Masriden könnten schon lange Waffen bei den Dyriern kaufen, nach allem, was wir wissen. Tatsächlich läuft ein Großteil des Handels über Turduj. Wer weiß schon, wie lange die Masriden bereits auf einen solchen Augenblick harren?«
    Sein vorwurfsvoller Blick, der sich auf sie richtete, entging Artaynis zunächst beinah, da plötzlich eine Erkenntnis siedendheiß in ihr aufstieg. Der Pfeil eines Sylken. Und sylkische Reiter, die sich in den Wäldern in der Nähe Teremis verstecken.
    »Wenn Cornel eine sylkische Pfeilspitze im Körper des toten Marczegs gefunden hat, dann können wir das nicht einfach übergehen. Es muss eine Bedeutung haben«, sagte Ionnis mit sehr lauter Stimme.

    Einen Moment lang begegneten sich ihre Blicke. Artaynis erhob sich. »Voivode – ich gehöre nicht zu Eurem Rat, aber ich habe etwas zu berichten, was für diese Angelegenheit von größter Wichtigkeit sein mag. Darf ich sprechen?«
    Şten richtete seinen unergründlichen Blick auf sie.
    »Wenn Ihr etwas beizutragen habt, dann bitte ich darum«, forderte er sie auf.
    Mit ruhiger Stimme, wie sie es von ihren Lehrern in Colchas gelernt hatte, berichtete Artaynis, wie sie in Teremi von den Sylken gehört hatte und ihrem Anführer von Seikos’ Laden bis in die Wälder gefolgt war.
    »… es sind vielleicht zwei Dutzend Reiter, ich habe sie nicht alle gesehen. Und sie halten sich unweit der Stadt verborgen, denn sie haben in Teremi einen Auftraggeber. Ihr Anführer ist ein Mann namens Tochar«, beendete sie schließlich ihren Bericht.
    Wie Artaynis vermutet hatte, löste ihre Erzählung beinahe einen Tumult aus. Stimmgewirr ertönte, einige sprangen gar auf, deuteten auf Cornel und auf sie. Die wildesten Mutmaßungen wurden laut.
    »Möglich ist vieles«, begann der Voivode langsam, nachdem er eine Weile den aufgeregten Kommentaren seiner Ratgeber gelauscht hatte. »Doch sicher wissen können wir nichts. Deshalb schlage ich vor, dass wir so schnell wie möglich einen Trupp ausrüsten, der zu diesen Sylken reitet und herausfindet, was im Namen der Geister sie hier vorhaben.«
    Zustimmende Rufe antworteten Şten. Artaynis konnte erkennen, dass praktisch alle Anwesenden froh waren, endlich etwas zu tun zu bekommen und dass die Zeit des langen Wartens endlich vorbei war.
    »Wir reiten morgen bei Sonnenaufgang«, bestimmte der Voivode. Praktisch jeder Mann und jede Frau im Saal erklärte sich bereit, Şten cal Dabrân zu begleiten, als er danach
fragte. Nur zwei Händler und der alte Vintila hoben nicht die Hände.
    Ernst blickte der wlachkische Anführer in die Runde. »Dann also morgen früh. Und morgen Abend kommen wir wieder hier zusammen.«
    Die Versammlung löste sich langsam auf. Nur Şten, sein Sohn und Artaynis blieben noch sitzen. Im Hinausgehen warf Cornel ihr einen Blick zu, den sie kaum deuten konnte. Dankbarkeit? Misstrauen? Der Sonnenpriester hatte seine Züge zu gut

Weitere Kostenlose Bücher