Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle
packte einen Arm, riss ihn herum, freute sich am Schmerzensgeheul des Gegners. Ein Schlag traf ihn am Auge, und er taumelte zurück. Blut lief ihm an der Schläfe hinab, geriet in sein Auge, brannte, aber er brauchte keine Sicht in diesem Kampf. Wieder stürmten sie gegeneinander. Diesmal gelang es Azot, das Bein des anderen zu packen, und er spannte alle Muskeln an. Mit einem dumpfen Schlag stürzte sein Gegner rückwärts zu Boden. Azot ließ ihm keine Zeit, sondern warf sich auf seine Brust, packte den Kopf mit beiden Pranken.
Unvermittelt erlahmte die Gegenwehr des Trolls, und er hob das Kinn. Grinsend stand Azot auf und ging einige Schritte rückwärts.
»Azot«, sagte er schlicht.
Der andere kam auf die Füße, schüttelte das Haupt und schlug sich auf die Brust. »Mesp«, erwiderte er.
»Dein Fleisch«, knurrte Azot und wies auf die Beute. »Gib mir davon.«
Der Unterlegene hob seine Beute kommentarlos auf und warf sie Azot zu. Dem Sieger die Beute.
Aber der mächtige Troll nahm nur ein Stück, das er mit seinen scharfen Klauen vom Rest des Kadavers trennte, den er wieder zurückschleuderte. Auf dem zähen Fleisch kauend, ließ er sich auf die Fersen nieder. In der absoluten
Dunkelheit konnte er den anderen nicht sehen, aber er hörte seinen Atem, roch seinen Leib, und er spürte ihn innerhalb der Dreeg. Auch Mesp nahm sich ein Stück von dem Fleisch. Sie schwiegen, während sie sich gegenübersaßen und das Fleisch verzehrten.
»Azot«, stellte Mesp schließlich fest. »Ich habe von dir gehört.«
Zur Antwort brummte Azot nur. Viele hatten von ihm gehört, aber er kannte Mesp nicht.
»Dort hinten«, fuhr Mesp fort und wies mit dem Kopf hinter Azot, »liegt das Herz des Landes. Warst du dort?«
Azot nickte. »Ich gehe dorthin. Den Schlag spüren. Jeden Dreeg. Es ist gut.«
Darauf wusste Azot nichts zu erwidern, was nicht sinnloses Gerede gewesen wäre. Es war gut, und Mesp hatte es gesagt.
»Hast du von Kerr gehört?«, fragte er stattdessen. Jetzt war es an seinem Gegenüber, den Kopf zu schütteln und zu knurren.
»Er ist schon lange weg«, erklärte Mesp nach einigem Nachdenken. Die Kunde, dass der Troll mit zwei Gefährten an die Oberfläche gegangen war, hatte sich schnell verbreitet. Andas Brut traf sich nur selten, aber bei diesen Treffen wurde immer alles berichtet, was wichtig erschien. Manchmal gab es Versammlungen. Der Herzschlag rief dann mehrere von ihnen zusammen, als würde das Land selbst es bestimmen. So ist es richtig, grübelte Azot. Immer, wenn wir uns treffen, geschehen wichtige Dinge.
»Auf dem Weg gibt es Spinnen«, erklärte Azot und erhob sich. Auch Mesp stand auf. Mehr gab es nicht zu sagen, und sie liefen aneinander vorbei in die Dunkelheit.
41
Der gerade angebrochene Morgen war klar und kalt, und die Männer und Frauen, die sich vor der Feste Remis versammelt hatten, waren in wollene Mäntel und Umhänge gehüllt, die sie über ihre Waffen und Rüstungen geschlungen hatten. Von ihrem erhöhten Platz aus konnte Cornel sehen, dass sich der Frühnebel über dem Tal des Magy eben zu lichten begann, als die Sonne am Horizont aufstieg.
Der Voivode hatte seinen Rappen ein Stück abseits gelenkt und überblickte von dort aus die gut zwei Dutzend Männer und Frauen, die sich versammelt hatten, um das sylkische Lager im Wald auszuheben, von dem die junge Dyrierin gesprochen hatte. Ionnis ritt an der Seite seines Vaters, und der Priester wusste, dass dieser damit nicht einverstanden war, sich der Junge aber dennoch durchgesetzt hatte. Der jüngere Sohn des Voivoden war mit einem dyrischen Kettenhemd gerüstet und hatte zwei Klingen in Scheiden am Gürtel hängen.
Şten cal Dabrân selbst trug ein ledernes Wams, und an seiner Seite hing ein Schwert. Er trug weder Helm noch Kapuze über seinem langen grauschwarzen Haar und war so für jedermann gut zu erkennen.
Auch Cornel hatte sich entschieden, die Zeichen seines Glaubens nicht zu verhüllen. Die strahlend weiße Kutte hob ihn aus der Menge der anderen heraus, und die goldene Scheibe auf seiner Brust fing die ersten Strahlen des Sonnenlichts ein und spiegelte sie wider. Er fühlte sich noch immer erschöpft nach dem Angriff in Turduj und dem scharfen Ritt, der ihn zurück nach Wlachkis geführt
hatte, aber eine durchschlafene Nacht und ein Bad hatten dafür gesorgt, dass er sich nun in der Lage fühlte, seinen Orden auf diesem Ritt würdig zu vertreten, wenn ihm das Göttliche Licht Beistand gewährte.
Aber vielleicht ist
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