Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle
Imperator fragen, sobald wir da sind. Ich frage mich, wo er uns empfangen will. Die Hallen, die Sargan uns gezeigt hat, liegen jedenfalls in der anderen Richtung.«
»Vermutlich haben sie so lange gebraucht, um zu besprechen, welchen Ort sie richtig finden«, murmelte Kerr.
»Hier begraben sie ihre Toten«, erwiderte Natiole. »In diesen Gebäuden. Ein ganzer Palast für jeden Toten. Stell dir das nur einmal vor!«
»Verschwendung«, zischte Wrag.
»Ja, die Stadt ist ohnehin zu eng.«
»Stadt? Sie verschwenden das gute Fleisch.«
»Äh … ja. Das auch.«
Eine Zeitlang folgten sie den Dyriern. Die Wlachaken unterhielten sich leise, aber Kerr hörte ihrem Gespräch nicht zu. Ihr Weg führte sie weiter weg vom Zentrum der Stadt, tiefer in diesen Teil, in dem die Menschen hauptsächlich Gebäude für ihre Toten errichtet hatten. Von allen seltsamen menschlichen Gebräuchen ist das vielleicht der
seltsamste, dachte er .
Zunächst beunruhigte Kerr ihr Weg dennoch nicht, aber ein Geruch lag in der Luft, der stärker und stärker wurde – Angst. Die dyrischen Soldaten strömten ihn aus, und der Troll bemerkte ihre Blicke, die aus den Augenwinkeln immer wieder auf ihn fielen. Der Geruch drang auch in Wrags und Zrans Nasen, die ihre Nüstern blähten. Sie schauten Kerr fragend an, der unsicher die Schultern hob.
»Natiole«, flüsterte er schließlich und achtete darauf, dass kein Dyrier ihn hören konnte.
»Was?«
»Irgendwas stimmt nicht«, erklärte Kerr. »Die haben Angst, und sie bringen uns immer weiter weg.«
»Wie meinst du das?«
Der junge Mensch schaute sich aufmerksam um. Auch Arvan war hellhörig geworden. Beide Menschen griffen nach ihren Schwertern, ohne sie jedoch zu ziehen.
»Ich weiß nicht. Ich kann es riechen. Es wird schlimmer. Als erwarteten sie, dass etwas passiert.«
Der junge Mensch nickte nachdenklich. Einige Schritte liefen sie weiter, und jetzt waren es Natiole und Arvan, die ihre Begleiter beäugten. Ştens Sohn flüsterte dem älteren Krieger etwas zu. Dann rief er unvermittelt: »He!«
Er blieb stehen und brachte so die ganze Kolonne ins Stocken. Der Anführer der Dyrier drehte sich um und funkelte
Natiole finster an. Dann wies er mit der behandschuhten Rechten die Straße hinab: »Weiter!«
»Wohin bringt ihr uns?«
Nervös blickte der Mann sich um. Seine Untergebenen standen im Halbkreis um die Wlachaken und die Trolle herum. Ihre Furcht lag nun fast greifbar in der Luft, ein Signal, das Kerr unruhig werden ließ. Dies war nicht die normale Angst der Menschen. Dies war mehr – eine urtümliche Furcht vor dem Tod.
»Noch ein Stück. Wir sind gleich da«, erklärte der Anführer zögerlich. Wieder zeigte er die Straße hinab. »Dort.«
Angestrengt blickte Kerr in die Dunkelheit. Hier standen kaum Feuerschalen, und nur wenige der Totenhäuser waren beleuchtet. Dennoch durchdrangen seine scharfen Augen die Finsternis. Aber der Troll konnte nichts erkennen, keine Halle, keinen großen Platz, keinen geeigneten Ort, um den Anführer der Menschen zu treffen, der sich so lange vor ihnen verborgen hatte. Der laut Sargan von vielen Menschen umgeben war und nur an den prächtigsten Plätzen lebte.
»Wer hat euch geschickt?«, forschte Natiole weiter.
»Der Goldene Imperator. Kommt.«
»Wo ist Pilon?«
Noch bevor der Mann den Mund öffnete, wusste Kerr, was geschehen würde. Er konnte es riechen.
»Zran! Wrag!«, brüllte der Troll, als der Dyrier seinen Speer hob und Worte in seiner Zunge schrie. Seine Krieger legten die Speere an, Natiole brüllte laut auf und zog sein Schwert.
Die Menschen reagierten schnell, aber die Trolle waren schneller. Der erste Feind fiel unter Wrags Klauen, als die Schreie noch nicht verhallt waren. Kerr stürmte vor, Speere bohrten sich in seine Haut, in sein Fleisch, brachen unter seinem Ansturm, ebenso wie die Schilde, die er mit seiner Faust spaltete.
Alle Fragen waren vergessen, als der Kampf begann. In diesem Moment war Kerr endlich wieder ganz Troll, und er stürzte sich mit unbändiger Macht auf seine Feinde. Er wusste Zran und Wrag an seiner Seite, hörte ihr Brüllen, und gemeinsam trieben sie die Menschen vor sich her. Die Wunden, die sie ihm zufügten, kümmerten ihn nicht, waren sie doch nur ein Zeichen, dass er noch lebte, noch kämpfen konnte. Seine Pranken packten einen Feind, er schlug seine Hauer in den Leib, biss auf Metall, das sich verbog, bis das Fleisch riss und die Knochen brachen. Sein Mund füllte sich mit Blut, seinem
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