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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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bezweckt Sargan damit?, fragte sich Kamros, gab sich die Antwort aber sogleich selbst: Mich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und wenn ich nicht aufpasse, wird ihm das auch gelingen.
    »Artaynis ist in der Kunst der Konversation geschult«, erläuterte Sargan beiläufig, als er Platz nahm und mit der beringten Rechten auf einen Platz ihm gegenüber wies, den Kamros gern annahm. »Und sie kann uns nachschenken. Ich habe so ungern Sklaven beim Essen um mich.«
    »Es ist schwer, gutes Material zu finden«, pflichtete Kamros ihm bei, was Sargan seufzen ließ.

    »In der Tat. Das Gute ist in allen Dingen selten. Artaynis ist meine gehorsamste Tochter, ein wahrer Edelstein der Züchtigkeit und Tugend. Jeder Vater wäre auf eine Tochter wie sie stolz. Sie galt während ihrer Ausbildung stets als sehr begabt.«
    »Es ist ihr anzusehen.«
    »Manche sagen, sie gleiche ganz dem Vater«, fuhr Sargan fort, während er einen noch dampfenden Laib Brot nahm und ihn vorsichtig brach. Der Geruch des Brotes erfüllte sofort die Luft und ließ Kamros das Wasser im Munde zusammenlaufen. Aber die Bemerkung seines Gegenübers brachte ihn auf andere Gedanken. Sie ist ausgebildet wie ihr Vater, schoss es ihm durch den Kopf. Und wir wissen alle, was seine Profession war. Warum erwähnt er diesen Umstand also? Eine solche Tochter ist wertvoll … will er sie mir vielleicht anbieten?
    »Papa«, warf Artaynis ein und lächelte Kamros zuckersüß an. »Das ist peinlich.«
    »Da siehst du. Ein liebender Vater ist seiner Tochter peinlich. Wohin geht dieses Land nur?«
    »Dorthin, wo immer der Goldene Imperator es will«, entgegnete Kamros und schlug die Augen nieder. Er ließ sich von Artaynis gekühlten Weißwein einschenken, den er mit einigen Eisstücken aus einer dickwandigen Schatulle verfeinerte. Der kühle Wein war erfrischend, denn trotz des leichten Windes wurde es unter den Sonnensegeln warm. Sorgfältig lud sich Kamros den silbernen Teller voll. Zwischen den Köstlichkeiten, die aufgetischt worden waren, fiel die Entscheidung nicht leicht, also nahm er von allem ein wenig. Duftendes Brot, dazu zwei Pasteten aus Kichererbsen und Knoblauch, gedünsteten Schakalsfisch, der trotz seines abstoßenden Namens ein Gaumenschmaus war, in gesüßte Milch eingelegte Jungschlangen, deren Fleisch so zart war, dass es auf der Zunge regelrecht zerfiel. Außerdem kaltes Ziegenfleisch, ein wenig Lamm,
ein Schälchen mit kräftig schmeckenden, in Öl eingelegten Oliven und viele kleine Delikatessen, die exzellent zubereitet waren. Weniger hatte der Beamte nicht erwartet, und sein anspruchsvoller Gaumen wurde nicht enttäuscht.
    Dabei plauderten sie zwanglos, aber wachsam wie zwei Kontrahenten im Duell. Sargan war ein perfekter Gastgeber, und sein Verhalten schien nicht mehr darauf ausgelegt, Kamros aus der Balance zu bringen. Seine Tochter schwieg die meiste Zeit über und steuerte nur hier und da einen kurzen Kommentar bei. Sie erwies sich tatsächlich als gebildet und intelligent, so dass Kamros ihre Anwesenheit schon bald genoss und der Überlegung, eine dauerhafte Bindung mit den Vulpons einzugehen, mehr und mehr abgewann.
    Nach dem Hauptteil der Mahlzeit räumten Sklaven die Speisen ab, während andere warme Getränke und Süßspeisen brachten, darunter Honigtörtchen, die gerade frisch aus dem Ofen kamen.
    Während er einige kandierte Früchte mit den Fingern auf einem Törtchen verteilte, leitete Sargan den vergnüglichen Teil des Abends ein: »In der Bürokratie macht man sich Sorgen.«
    Der Satz war beiläufig gesprochen, und keiner der Essenden zollte ihm scheinbar besondere Aufmerksamkeit, aber innerlich lächelte Kamros. Deswegen war er hier, deswegen hatte Sargan ihn eingeladen. Seine Gespräche mit Larzanes kamen ihm in den Sinn, und er folgte dem Plan, den sie gemeinsam beschlossen hatten.
    »Ist dem so?«
    »Oh ja. Man redet davon, dass der Goldene Imperator erzürnt sei.«
    »Was hat den Zorn des Gesalbten erregt?« »Das Verhalten seiner Gäste. Du weißt schon, die Barbaren aus dem Süden, aus diesem kleinen Land. Wlachkis.«
    »Ah. Nun, das war ja auch ein beklagenswerter Mangel
an Vernunft und Zivilisiertheit, der sich dort so eklatant manifestierte.«
    »In der Tat«, erwiderte Sargan ungerührt, ohne von der gesüßten Eiercreme aufzusehen, die er gerade verspeiste. »Wobei es heißt, dass es Ungereimtheiten gegeben habe und noch gibt.«
    »Ungereimtheiten? Jetzt machst du mich neugierig.«
    »Soldaten, die nicht zur Garde gehörten.

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