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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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oder gerade wenn man gewisse Verbindungen pflegt. Wir sind doch alle Patrioten.«
    »Gewiss«, erwiderte Sargan und lächelte Kamros an. Seine Tochter aber hatte eine nichtssagende Miene aufgesetzt und schwieg endlich wieder, wie es ihr gebührte.
    Sie sprachen noch über dies und das, rauchten ein wenig von den exotischen Kräutern aus dem Osten, bis Kamros
sich ganz leicht fühlte. Das Gespräch war harmlos, keiner näherte sich den Klippen, die sie gerade erst umschifft hatten. Sie sprachen über die überfüllte Stadt, die mageren Ernten und über die jüngsten Ergebnisse der Wagenrennen. Fast war Kamros geneigt anzunehmen, dass Sargan doch nur Konzessionen für seinen Handel mit Wlachkis herausschlagen wollte, und er nahm sich vor, als Zeichen guten Willens schon im Vorfeld seine Zustimmung zu signalisieren.
    Als Sargan ihn jedoch verabschiedete, wurde die Sache plötzlich noch einmal ernst.
    »Vergiss nicht, Kamros, das Imperium liebt seine Sieger. Aber fast noch mehr liebt es gestürzte Helden. Denn an ihnen kann es sich noch besser laben.«
    »Was? Willst du mir drohen?«
    Sofort bereute Kamros seine hastigen Worte. Er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle, aber Sargan lächelte, als wüsste er mehr als der Beamte.
    »Bloß der Rat eines alten Mannes. Nimm ihn, wie du es willst. Ich bin in keiner Position, um dir zu drohen.«
    »Manchmal muss man das Rennen beobachten und akzeptieren, dass die eigene Mannschaft geschlagen ist«, zitierte Kamros ein beliebtes dyrisches Sprichwort.
    »Wie wahr«, entgegnete Sargan. »Aber am Ende zählt nur, wer zuerst ins Ziel einläuft, nicht wer die längste Zeit über geführt hat.«
    »Natürlich«, hob Kamros an, aber schloss dann den Mund, weil ihn seine Schlagfertigkeit ausgerechnet in diesem Augenblick im Stich ließ.
    »Und wer Trolle zum Tanz fordert, darf sich nicht wundern, wenn nachher die Füße schmerzen«, erklärte Artaynis mit einem süßen Lächeln.
    Mit einem gezwungenen Grinsen nickte Kamros und entfernte sich.
    Ein Sklave brachte ihn zu seiner Sänfte. Auch wenn es
unhöflich war, warf er noch einen verstohlenen Blick zurück. Sargan und seine unbotmäßige Tochter saßen am Tisch, mit dem Rücken zu Kamros und flüsterten miteinander.
    Eines wusste Kamros genau, als er sich in die weichen Kissen seiner Sänfte fallen ließ: Wenn er erst Satrap war, würde er das Land zwischen den Bergen so ausbluten lassen, dass Sargan dort nicht einmal mehr genug Geld verdienen konnte, um sich einen Laib trockenes Brot zu kaufen. Der Gedanke erheiterte den Beamten und vertrieb die dunklen Sorgen, die sich durch Sargans Worte in seinem Geist wie Sturmwolken aufgetürmt hatten.

53
    Als er mit Ionnis auf den Hof trat, wurde Cornel be wusst, dass bald Schnee auf den momentanen Regen folgen würde. Die Winde kamen von den Sorkaten jeden Tag eisiger herab, und der Herbst neigte sich seinem frühen Ende zu. Wenigstens waren die Stadt und die Feste nicht mehr so überfüllt. Zwar residierten mehr Bojaren in Teremi, als es für den Winter üblich war, aber ihre Gefolgschaft hatte sich in den letzten Wochen stetig verringert, denn viele der Soldaten waren aufs Land zurückgeschickt worden, um bei der Ernte zu helfen. Was auch immer geschehen mochte, in diesem Jahr würde es keinen Krieg mehr geben, auch wenn der Voivode die Befestigungen und die Truppen an der Grenze zu Ardoly verstärkt hatte. Der Winter würde bald kommen und das Land in seinem kalten Griff halten. Nur ein Verrückter würde jetzt noch einen Feldzug beginnen.
    Ihr Weg führte Cornel und den jungen Prinzen vorbei an der Baustelle, wo aus den Trümmern langsam wieder das Hauptgebäude der Feste emporwuchs. Der Winter würde auch diese Arbeiten anhalten, aber es bestand die Hoffnung, dass zumindest das unterste Geschoss bis dahin wieder errichtet sein konnte. Die besten Handwerker der Stadt waren dort beschäftigt, und Şten ließ sich bereits Entwürfe für neue Mosaike zeigen, welche die Wände schmücken sollten.
    Gefolgt von Ionnis, stieg Cornel hinab in die Kerker der Feste Remis. Sie wollten den Sylken noch einmal verhören, auch wenn sie die meisten seiner Antworten inzwischen wohl fast auswendig kannten.

    Der Mann sah auf, als sie seine Zelle betraten. Die Zeit im Kerker setzte ihm sichtlich zu. Seine Haut war bleicher als zu Beginn, und unter seinen Augen waren tiefe Ringe. Als er Ionnis erkannte, legte er sich wieder zurück auf seine Strohmatratze, als ahne er, was nun kommen würde. Entgegen

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