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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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so nah an die Oberfläche, und er spürte, dass es nicht notwendig war, weiter zu gehen. Aber er konnte alles riechen – Pflanzen, Tiere, Wasser. Die ganze Welt jenseits seiner Heimat, das Unbekannte, das Fremde. Ein guter Jäger hatte Respekt vor dem, was er nicht kannte, und Azot war ein guter Jäger.
    Sie kamen einige Dreeg später. Azot spürte sie schon von Weitem. Nicht nur Kerr und ein anderer von Andas Brut, sondern Menschen. Dann füllte ihr Geruch den Gang, unwillkommen und fremd, so wie die Witterung der Zwerge und doch nicht so. Er wusste, dass Kerr ihn seinerseits ebenfalls spüren musste, und die Gruppe hielt auf ihn zu.
    Flackerndes Licht kündete ihr Kommen an, und Azot entblößte seine Hauer. Das Licht war schwach, aber es brannte in seinen Augen und auf seiner Haut.
    »Du bist Azot«, sagte Kerr schlicht, als er zu ihm trat. Mit einem Nicken erhob sich Andas Brut. Das Licht wich vor ihm zurück, einige der Menschen rissen die Mäuler
auf, gingen rückwärts, doch er beachtete sie nicht. Sie waren unwichtig, klein und schwach. Ihr Leben bedeutete ihm nichts, und ihre Angst brannte in seiner Nase.
    »Ich habe auf dich gewartet.«
    Ein anderer schob sich an Kerr vorbei. Seine dunkle Haut und die schwarzen Augen kündeten von seiner Herkunft. Sein Geruch stieg Azot schwer in die Nüstern.
    »Ich bin Wrag.«
    Azot spannte die Muskeln an, erwartete die Herausforderung. Das Brüllen seines Gegners hallte durch die Dunkelheit, er schlug sich auf den Leib. Jetzt fletschte auch Azot die Zähne.
    Der Angriff kam schnell. Wrag war stark, ein geübter Jäger. Seine Klauen rissen Furchen in Azots Haut, blutige Wunden, gute Wunden. Azot schlug zurück, sein Handballen traf Wrags Schädel, warf ihn herum. Ihre Leiber schlugen aufeinander, Krieger gegen Krieger. Zum ersten Mal in seinem Leben musste Azot im Kampf zurückweichen, als Wrag sich gegen ihn schleuderte. Seine Füße rutschten über den Fels, fanden Halt, und er stemmte sich gegen die Gewalt seines Feindes.
    Um sie herum war alles vergessen. Nur noch Kampf und Sieg zählten.
    Die beiden Kontrahenten prallten gegen die Wand, Felsstaub rieselte auf sie herab. Wieder brüllte Wrag, als Azot ihn an der Kehle packte und gegen den kühlen Fels presste. Ein Tritt traf Azot, trieb ihn zurück, dann schlug Wrags Leib gegen ihn, und sie stürzten zu Boden. Klauen zerfetzten Fleisch, Hauer gruben sich in Haut, etwas brach in Azots Arm, als Wrag darüberrollte. Wieder und wieder schlug er gegen Wrags Schläfe. Sein Feind kniete auf seiner Brust. Blut vermengte sich in Azots Mund mit dem bitteren Geschmack der Niederlage. Er bäumte sich auf, riss seine Schultern herum. Als Wrag zur Seite stürzte, kroch Azot ihm nach. Sein Arm brannte bei jeder Bewegung wie
Feuer, aber er schlug dennoch zu, hörte nicht auf, bis Wrag die Kehle zeigte.
    Entkräftet rutschte Azot zur Seite, lehnte sich an die Wand. Sein Atem ging schwer, und sein Leib war von Wunden übersät, doch die Risse in seinem Fleisch begannen sich bereits wieder zu schließen.
    »Es stimmt, was sie über dich sagen«, keuchte Wrag und spuckte dunkles Blut auf den Boden. »Du bist stark.«
    Bevor Azot antworten konnte, näherte sich ihnen das Licht der Menschen. Kerrs Gestalt warf einen Schatten auf sie.
    Unwillig, sich auch nur irgendwie geschwächt zu zeigen, erhob sich Azot, obwohl sein ganzer Leib schmerzte. Er ließ die Schultern kreisen, schürzte die Lippen und rieb sich über die Brust, wobei er das Blut des Kampfes verschmierte und seine Nasenflügel sich blähten.
    Neben ihm blieb Wrag am Boden hocken.
    Kerr musterte sie. »Was ist geschehen, während ich weg war?«, erkundigte er sich schließlich. Die Angst der Menschen lag schwer in der Luft, aber Kerr zeigte keine Furcht, roch nur nach Neugierde.
    »Nichts. Die Welt ist unverändert.«
    »Wir müssen diese Menschlinge an die Oberfläche bringen. Jenseits der Berge. Dann will ich zum Dunkelgeist. Wirst du mich begleiten?«
    »Ich denke, darum bin ich hier.«
    Kerr nahm diese Worte mit einem schlichten Nicken an. Er schaute zur Höhlendecke. »Es wird Krieg unter den Menschen geben.«
    Azot zuckte mit den Schultern. Es kümmerte ihn nicht. »Ich werde die Stämme zusammenrufen, um den Menschen zu helfen. Wirst du mit uns kämpfen?«
    »Dort oben?«
    Der Gedanke an die Oberwelt erfüllte Azot mit Abscheu. Als Kerr nickte, spuckte er aus. »Das ist kein Platz für
Trolle. Wenn die Menschen ihre Kriege unter der Welt führen, dann kämpfe

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