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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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einzuordnen.
    »Im Winter zieht niemand in den Krieg«, meinte er dann bedächtig. »Die Sorkaten werden uns schützen bis weit in den Frühling. Wir haben genug Zeit, um uns vorzubereiten. Wir werden noch heute mit dem Rat, den ich für Ionnis und Cornel ohnehin einberufen habe, darüber sprechen. Möglicherweise bringt das selbst die Masriden zur Vernunft, wer immer auch bei ihnen die Macht erlangt.«
    »Vielleicht wird das Ana sein.«
    Als Şten seinen Sohn verwundert anblickte, fuhr dieser fort: »Sie hat uns und die Trolle begleitet. Zran ist in Dyrien gestorben, und ohne sie hätte ich auch Kerr und Wrag niemals mehr lebendig aus Colchas herausbekommen. Aber wir haben uns getrennt. Sie geht nach Turduj. Sie will den Platz ihres Vaters einnehmen.«
    »Großartig! Wenn Ana Marczeg wird, dann werden die Masriden die Absprachen ihres Vaters ehren«, erklärte der Voivode. »Ich bin sicher, dass auch Tamár gewollt hätte, dass sie ihm auf den Thron folgt.«
    Weiter kam er nicht, denn sein jüngerer Sohn stieß in
diesem Moment zu ihnen. Natiole strahlte über das ganze Gesicht und umarmte Ionnis.
    Trotz der schlechten Nachrichten, die Natiole mitgebracht hatte, fühlte sich Ştens Herz leicht an, als er seine Söhne sah.
    »Willkommen daheim«, murmelte er.

56
    U nter der Welt zu sein machte Kerr nicht nur zufrieden, es belebte ihn ungemein. Er fühlte sich freier als je zuvor, obwohl die Gänge und Höhlen ihn natürlich einengten. Mehrfach mussten sie sich sogar durch enge Felsspalten quetschen. Aber jedes Loch, durch das Wrag und Azot passten, war auch für Kerr kein Hindernis.
    Obwohl Wrag schon gewaltig und deutlich größer als Kerr war, überragte Azot ihn noch einmal. Wenn es so etwas wie einen Anführer unter Andas Kindern gab, dann Azot, der bereits unzählige Kämpfe ausgetragen und gewonnen hatte. Er führte sie nun mit absoluter Sicherheit immer tiefer hinab, auf Wegen, die Kerr mehr und mehr vertraut vorkamen.
    Wann immer sie unterwegs Trolle trafen, gab Kerr seine Botschaft weiter. Die Nachricht würde sich verbreiten, von Gruppe zu Gruppe, von Stamm zu Stamm, und schließlich würden sich viele Trolle und viele der Kinder Andas am gewohnten Ort versammeln, um Kerr zu lauschen. Er berichtete den Trollen auch von Zrans Tod im Kampf, eine Neuigkeit, die mit stummem Zorn aufgenommen wurde. Die Erinnerung an Colchas war schlecht, und jeder Gedanke an Wrags Verhalten fachte Kerrs Wut wieder an. Aber Wrag blieb bei ihnen, obwohl er spüren konnte, dass Kerr ihm den Tod des Trolls vorwarf. Vielleicht wollte er es wiedergutmachen, oder vielleicht wollte er auch nur beenden, was sie begonnen hatten; Kerr konnte es nicht sagen.
    Es war gut, die vertrauten Gerüche der Heimat zu wittern. Der Schlag des Herzens war hier stark und durchdrang
alles. Kerr trug nur wenige Leuchtflechten bei sich, so dass sie weite Strecken ganz ohne Licht liefen. Sie hatten die Gänge der Zwerge längst hinter sich gelassen. Hier unten waren sie sicher, denn ihre Instinkte warnten sie vor jeder Gefahr und führten sie zu Wasser und Nahrung.
    Immer wieder glitten Kerrs Finger zu der Speerspitze. Azots Fragen hatten ihn aufgewühlt, aber er war sich sicher. Sein Entschluss war richtig gewesen, auch wenn das Land zwischen den Bergen nun in einen Krieg geraten war. Ich hatte keinen Einfluss darauf, dachte der Troll bei sich. Und wir werden unseren menschlichen Hareeg helfen.
    Kurz bevor das Trio den Schacht erreichte, der sie zum Herzen führen würde, blieb Wrag stehen. Andas Kind wies zu einem Gang zu ihrer Linken.
    »Ich komme nicht mit. Mein Weg geht dahin.«
    Azot nahm dies ohne Gemütsregung auf, aber Kerr sah Wrag überrascht an.
    »Warum?« »Ich steige tiefer hinab. Zu den anderen. Ich berichte ihnen vom Krieg. Vielleicht folgen mir einige.«
    Damit hatte Kerr nicht gerechnet. Er wusste, dass er die Trolle in eine Schlacht führen konnte und dass viele ihm folgen würden, selbst wenn die fremde und gefährliche Oberfläche ihr Ziel war. Aber Andas Kinder waren nicht wie die Trolle und oft auch untereinander uneins. An ihre Hilfe hatte er niemals gedacht. Einzelne mochten ihm folgen, aber Organisation und Einigkeit war ihnen fremd.
    »Du willst kämpfen? Mit den Menschen?«
    Grimmig nickte Wrag und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
    »Die goldenen Menschlinge haben uns angegriffen. Sie haben einen Troll getötet. Mein Krieg mit ihnen ist noch nicht vorbei.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte Wrag sich um und verschwand

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