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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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und Schwestern, betet mit mir um die Gnade des Göttlichen Lichts. Lasst uns unsere Feinde mit der Macht des Göttlichen Lichts niederstrecken!«

    Unsicher blickte Výclas erst zu den Katapulten, dann zur Keralýa und wies mit der Hand den Pass hinab. »Das ist viel zu weit entfernt. Wir müssen uns dem Entschluss des Göttlichen Lichts fügen. Wir können nichts …«
    »Nein! Wir können nicht aufgeben, und wir werden nicht aufgeben. Das Göttliche Licht wird uns beschützen!«
    Ohne ein weiteres Wort senkte Cornel das Haupt erneut und nahm sein Gebet wieder auf. Diesmal sprach er laut, und schon nach den ersten Silben fielen andere mit ein. Mit Genugtuung erkannte er die Stimme der Keralýa, dann wurde sein selbstgerechtes Ich von den brandenden Wogen der göttlichen Macht davongespült. Fiebrig hasteten seine Lippen durch die Fürbitten, lauter und lauter wurden ihre Anrufungen. Es war Cornel, als spüre er die brennende Kraft der Sonne in seinem Inneren. Die Schmerzen waren schier unerträglich, und er legte den Kopf in den Nacken und schrie sie heraus.
    Mit einem Ruck schien er sich aus seinem Körper zu lösen. Er konnte seinen Leib unter sich sehen, regungslos zusammengebrochen, umringt von den anderen Mitgliedern des Albus Sunaş. Sein Selbst war Licht, und einige starrten hoch zu ihm, mit offenen Mündern.
    Aber es waren nicht diese Menschen, denen seine Aufmerksamkeit galt. Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, er wusste nicht mehr, wer er war, aber er wusste, dass dort in der Ferne Feinde waren.
    Die Bewegung seiner Hand war wenig mehr als ein Gedanke; er hatte keinen Körper mehr, der langsam und schwerfällig gehorchen musste. Lanzen aus Licht fielen vom Himmel. Dort, wo sie auftrafen, verging alles unter ihrer sengenden Hitze. In wenigen Augenblicken fingen die Katapulte Feuer und wurden von den Flammen verschlungen.
    Ein tiefer Friede erfüllte die Lichtgestalt. Sie blickte hinab, wo Menschen um etwas herumstanden, was ihr vage
vertraut vorkam. Sie wusste, dass sie etwas Gutes getan hatte. Nichts hielt sie mehr zurück, und sie ging im Licht der Sonne auf.
    Unter ihr, auf dem kühlen Felsen, hauchte Cornel, der wlachkische Sonnenpriester, seinen letzten Atem in diese Welt.

68
    Nach langer Wanderung begriff Azot, dass er sich in einer immer enger werdenden Spirale um das Herz des Landes herumbewegte. Unbewusst hatten seine Schritte ihn gelenkt, ihn Kreise ziehen lassen, voll innerer Unruhe und immer hastiger. Die Dreeg riefen ihn, dringlicher als je zuvor, ihr Klagen zunehmend unerträglich in seinem Herzen.
    Als die Dreeg mehr und mehr Finsternis mit sich brachten, lief er bereits in Richtung des Schachts und der Höhle. Etwas hatte sich im Schlag des Herzens verändert. In ihm schwang eine Anspannung mit, die auch von Azot Besitz ergriff. Wie die Vorahnung einer blutigen Zukunft, wie in den Augenblicken vor einem Kampf, wenn jede Faser seines Leibes sich bereit machte. Je näher Azot dem Herzen des Landes kam, desto deutlicher konnte er es spüren.
    In der Höhle wirbelten die Schatten chaotischer umher als sonst. Das Herz schlief, doch seine Träume waren unruhig, und jeder Dreeg brachte Azot Erinnerungen an Bilder, an Gerüche, an Geräusche. Ein unauflösliches Wirrwarr aus Gefühlen überflutete ihn, doch sein Geist war stark.
    Unbeholfen ließ er sich in der Nähe nieder. Er wusste nicht, was er tun sollte, was er tun konnte.
    Er wusste nur, dass etwas von ihm erwartet wurde. Und er vertraute darauf, dass das Herz ihn wissen lassen würde, was das war.

69
    Als der nächste Angriff an ihren Linien abprallte und die imperialen Truppen sich wieder zurückzogen, schob Ana sich den Helm in den Nacken und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Wie viele waren es? Drei? Oder schon vier? Sie musste einige Momente nachdenken, bevor sie erkannte, dass das Imperium bereits viermal gegen sie angerückt war.
    Die Schlacht hatte breite Lücken in die Reihen der Masriden gerissen. Der Geruch von Blut, Tod, Feuer und Exkrementen hing in der Luft, aber Ana bemerkte ihn kaum noch. Jemand reichte ihr einen Wasserbeutel, und sie trank gierig.
    »Sie formieren sich neu«, knurrte Tiradar neben ihr. Seine Rüstung war ebenso verbeult und angeschlagen wie Anas, und offenkundig hatte er sich den Inhalt eines weiteren Wasserschlauchs einfach über den Kopf gegossen. Die Masridin konnte ihn verstehen, glühte doch ihr eigener Körper ebenso von der Hitze des Kampfes, der ihnen kaum Ruhepausen

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