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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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blutenden Nase, dann trat er auf den Arm eines Gefallenen und stolperte. Sofort setzte Şten nach. Sein Überkopfhieb sandte rasende Schmerzen durch seinen verletzten Arm, doch seine Klinge spaltete die Rüstung seines Gegners am Hals und trennte den Kopf fast zur Hälfte vom Rumpf.
    Während der Dunkelhäutige mit weit aufgerissenen Augen zu Boden fiel, stützte sich Şten auf seine Klinge und atmete schwer.
    Dann richtete er sich auf. »Weiter!«, schrie er heiser. »Treibt sie zurück! Werft sie aus unserem Land! Tirea!«

    Blut lief seinen Arm hinab, aber sein Körper gab nicht nach. Seine Hiebe fielen gleichmäßig, schnell und zielsicher. Die Wlachaken um ihn herum fielen in seinen Schlachtruf ein, und gemeinsam hielten sie den Vormarsch des Imperiums auf, schlossen die Reihen. In Ştens Geist vermischten sich die Bilder all der Schlachten, die er geschlagen hatte, die Winterschlacht und die Trollschlacht, all die Niederlagen und die Siege, die letztlich Wlachkis befreit hatten.
    Der Schlag kam von unten, von außerhalb seines Sichtfelds. Er wurde von den Füßen gehoben, und die Klinge entglitt seinen Fingern, die plötzlich kraftlos geworden zu sein schienen. Es schmerzte nicht, als er auf den Boden prallte. Er spürte gar nichts mehr. Über ihm tauchten Gestalten auf, bekannte Gesichter, blutige Fratzen, durchscheinend wie Geister. Sie versuchten, einen Kreis zu bilden, ihn zu beschützen. Er wollte etwas sagen, ihnen Mut zusprechen, doch kein Wort kam über seine Lippen.
    Das Land zwischen den Bergen war ihm plötzlich fern. Sein Volk, dem er sein Leben gewidmet hatte, kämpfte nun ohne ihn. Ein kühler Windzug strich ihm über das Gesicht.
    Seine Krieger wurden zurückgedrängt. Einige fielen in dem hoffnungslosen Versuch, ihren Voivoden zu beschützen. Şten sah sie über sich, riesiggroß vor dem hellen Himmel. Schatten sprangen über ihn hinweg, Gestalten rannten an ihm vorbei, doch ihm war, als liefen sie unglaublich langsam.
    Noch immer fühlte er nichts, keine Schmerzen, keine Trauer. Dann entsann er sich seiner Söhne, die dort draußen fochten. Er wollte Natiole rufen, wollte ihm sagen, wie stolz er auf ihn war, auf sie beide. Auch Ionnis hätte er noch so viel zu sagen.
    Doch er spürte, dass es zu spät war . Sie waren mir so viele Jahre anvertraut, und nun bleibt mir keine Zeit mehr
mit ihnen. Er musste Wlachkis jetzt in ihren Händen lassen und hoffte, dass sie auf das Land und aufeinander achten würden. Ihr Geister, beschützt meine Söhne, bat er stumm. Dann verschwand die Welt um ihn her, und vor ihm erschien eine andere Gestalt, fern von Tod und Krieg. Rotes Haar wehte im kühlen Frühjahrswind, und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Dann schloss Şten cal Dabrân die Augen in dieser Welt und betrat die Dunklen Pfade.

72
    I ch will, dass sie zerschmettert werden!«
    »Ja, Phrykos.«
    »Schickt ihnen alles entgegen, was wir haben. Brecht ihre Reihen. Zerstört ihren Willen. Wie kann es sein, dass sie noch immer gegen uns stehen? Es sind Barbaren!«
    »Ruhig Blut, Kamros«, warf Denyxer ein, was den Beamten jedoch nur noch mehr erzürnte.
    »Ruhig Blut? Wie kann ich ruhig sein, wenn unsere Truppen im Kampf versagen und Schande über das Imperium bringen?«
    »Ganz einfach: die Reserven unserer Gegner sind aufgebraucht, und ihre Truppen sind erschöpft. Wir aber haben noch Tausende von Soldaten. Sie können uns nicht widerstehen.«
    Missmutig kratzte sich Kamros am Kinn und nahm eine Handvoll honiggebackener Pfauenzungen aus einer Silberschale. Die Siegesgewissheit des Kriegeraristokraten beruhigte ihn etwas.
    »Sie sollten schon längst besiegt sein.« »Sie sind zäher als erwartet. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie dennoch am Boden liegen und um Gnade winseln. Keine Sorge, lange bevor die Sonne untergeht, ist Wlachkis dein.«
    »Du meinst: ist Wlachkis des Imperators«, meldete sich Sargans impertinente Tochter zu Wort. Sie bemühte sich sichtlich, keine Gefühle zu zeigen, aber Kamros konnte spüren, dass sie nervös war. Lächelnd wandte er sich ihr zu.
    »Natürlich. Genau das wollte Denyxer von den Skleron
sagen. Ist die Macht unseres wundervollen Reiches nicht beeindruckend? Wer könnte jemals an unserem Sieg zweifeln?«
    Ebenfalls lächelnd, neigte sie das Haupt, blieb ihm aber eine Antwort schuldig. Nachdenklich betrachtete Kamros sie. Vielleicht gibt sie doch eine gute Ehefrau ab. Man muss sie nur brechen, damit sie fügsam wird und lernt, wo ihr Platz ist.

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