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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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dem man verwandtschaftliche
Bande zum Goldenen Imperator nachsagte. Zwar standen die Geschicke des Hauses nicht zum Besten, aber genau dies hatte es Kamros erlaubt, die Allianz zu schmieden. Ein angesehener Name gegen das Versprechen künftigen Ruhmes. Der Vater seiner ersten Frau, Larzanes, war ein gerissener Mann, der selbst viele Jahre als Satrap gedient hatte, doch seinen Platz nun an Jüngere hatte abgeben müssen. Trotzdem galt es, den Alten nicht zu unterschätzen, und deshalb bewegte sich Kamros nun bei einem Besuch in dessen Haus so vorsichtig, wie er es auch im legendären Bestiarium des Imperators getan hätte.
    Das Anwesen lag, wenn schon nicht im Goldenen Viertel, so doch in einem der vornehmen Außenbezirke der mächtigen Stadt Colchas, und es bot alle Annehmlichkeiten, die sich ein Beamter nach Jahren und Jahrzehnten der Bestechungsgelder leisten konnte. Dennoch entging Kamros’ wachsamen Augen nicht, dass der Zahn der Zeit an dem Haus nagte. Angeschlagene Mosaike und leicht verblichene Teppiche sprachen eine deutliche Sprache. Und auch die Sklaven waren nicht mehr die Jüngsten; offenbar lag Larzanes’ letzte Neuanschaffung schon eine Weile zurück.
    Des ungeachtet ließ es sich der Gastgeber nicht nehmen, Kamros erlesene Speisen und Getränke reichen zu lassen. Süßer weißer Wein, mit Eis gekühlt, und gefüllte Datteln in Mandelmilch.
    »Meinen Glückwunsch. Deine Ernennung hat einiges Aufsehen erregt«, sagte Larzanes, der auf einer bequemen Liege ausgestreckt lag und sich von einem Sklaven die Füße massieren ließ, während er seinen Schwiegersohn unter halb gesenkten Lidern hervor musterte.
    Das süffisante Lächeln des alten Politikers deutete an, dass dieses Aufsehen keineswegs nur positiver Natur gewesen war.
    »Stell dir vor, wie viel mehr Aufsehen es erregen wird, wenn man mich zum Satrapen beruft.«

    Immer noch lächelnd, hob Larzanes den Kelch und prostete Kamros zu. In ihren unergründbaren Ratschlüssen hatten die Götter ihn nicht mit Söhnen gesegnet. Wohl und Wehe seines Hauses hingen nun an seinen Töchtern. Kamros wusste, dass der alte Satrap ihm sein jüngstes Kind wie bei einer Art Wette zur Frau gegeben hatte. Ihre älteren Schwestern waren bereits vermählt, doch keine dieser Verbindungen hatte sich als besonders glücklich erwiesen. Also hatte Larzanes ganz auf seine jüngste Tochter Parmys gesetzt und sie einem jungen, unbekannten, aber aufstrebenden Beamten zur Frau gegeben. Vielleicht weil er in Kamros Qualitäten sah. Es war eine Vereinbarung zum gegenseitigen Nutzen, und Kamros unterhielt gern enge Bande zu dem gewieften Politiker, der immer noch über exzellente Kontakte verfügte, auch wenn sein Name bei Hofe nur noch wenig galt.
    »Einiges mehr. Aber das wird nicht einfach werden, Kamros. Seit unser gütigster, von Agdele gesegneter Herr vor einigen Jahren Arkara in zwei Provinzen aufteilte, um sowohl den Ruf eines mächtigen Eroberers zu erhalten als auch die Macht des Satrapen zu brechen, hat sich die Lage stabilisiert. Es besteht derzeit kein Bedarf an Satrapen, so geschickt sie auch sein mögen.«
    »Tatsächlich sprichst du in deiner Weisheit ein Problem an, das ich ohnehin mit dir erörtern wollte. Mir mangelt es nicht an Willen, lediglich an einem Platz, um diesen auszuleben.«
    Die Hierarchie des Reiches war wie eine Pyramide; je höher man aufstieg, desto weniger Gelegenheiten für einen weiteren Aufstieg gab es. Und die Anzahl der Satrapen wurde ganz einfach durch die Menge der vorhandenen Provinzen beschränkt. Die wichtigsten und größten Provinzen lagen um das ursprüngliche Dyrien herum, um die alte Provinz Dyria, das Kernland des Imperiums und seine Wiege, und der Imperator vergab die Würde der Satrapen
dieser Provinzen nur an ausgewählte Mitglieder der eigenen Familie. Je weiter weg sie lagen und je unbedeutender die Provinzen wurden, desto größer wurden auch die Möglichkeiten für einfache Beamte.
    »Ein Ratschlag wäre sicherlich, sich in Geduld zu üben«, unterbrach Larzanes seine Überlegungen. »Meine eigene Position vor fünfzehn Jahren war die eines nicht allzu wichtigen Kopisten juristischer Aufzeichnungen. Erst die Salbung des Imperators schuf mir den notwendigen Platz, wie du es nennst.«
    Zwar war Kamros kaum mehr als ein Jüngling gewesen, als sich die Wirren im Zuge des Aufstiegs des Imperators ereigneten, aber er erinnerte sich noch gut an den Tag, als die langen Reihen von geschundenen Gefangenen durch die Straßen geführt

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