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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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worden waren. An den Händen gefesselt und mit langen Seilen an den Hälsen zusammengebunden, waren sie vor den Augen aller aus der Stadt gebracht worden, endlos verhöhnt und verflucht, bis sie vor den Toren angelangt waren, wo sie dann von den Soldaten mit Schwertern hingerichtet und verscharrt worden waren.
    Larzanes’ Verwandter hatte sich einen erbitterten Kampf mit den anderen Prätendenten auf den Thron geliefert, und Larzanes war einer derjenigen gewesen, die treu an seiner Seite gestanden hatten, auch als seine Feinde die Oberhand zu gewinnen schienen.
    »Geduld. Ja, sie ist sicherlich eine Tugend. Aber mir erscheint es unnatürlich, nur darauf zu warten, dass etwas geschieht. Mir behagt es eher, das Schicksal bei den Hörnern zu packen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Natürlich. Dann bliebe die Möglichkeit, dir selbst den Platz zu schaffen. Eine weitere Teilung einer Provinz erscheint mir unwahrscheinlich. Auch dürfte es schwierig werden, so etwas selbst zu erreichen. Wenn dein Gewicht bei Hof groß genug wäre, um einen solchen Verwaltungsakt anzustoßen, dann säßen wir kaum hier zusammen.«

    Nachdenklich nickte Kamros. Es war im Imperium bereits mehr als einmal geschehen, dass eine Provinz in zwei oder mehr autonome Teile gespalten worden war. Selten, um ein neues Amt zu schaffen oder einer Veränderung in der Bevölkerung gerecht zu werden; sehr viel häufiger, um einen zu mächtig gewordenen Satrapen zurechtzustutzen. Beides war in nächster Zeit kaum zu erwarten. Das Imperium war ehern und wankte nicht, die Grenzen sicher. Der Imperator hatte die Bürokratie fest im Griff, und diese wiederum kontrollierte die Provinzen.
    Es war wenig verwunderlich, dass der Imperator den Beamten dermaßen viel Gewicht beimaß, war er doch selbst aus ihren Reihen gekommen. Mit zwei anderen hatte er sich zu dem inzwischen sagenumwobenen Goldenen Triumvirat zusammengeschlossen und schließlich seinen Vorgänger entmachtet, seine Verbündeten ausgestochen, ihre Anhänger zu den seinen gemacht oder vernichtet und sich selbst zum Imperator salben lassen.
    Er wusste um die Macht und den Einfluss der Bürokraten, und darum kontrollierte er sie genau.
    »Mord ist natürlich immer eine Möglichkeit«, fuhr Larzanes fort. »Aber mit nicht geringen Risiken verbunden. Man kann diese Risiken minimieren, aber das kostet. Vermutlich zu viel für deine Verhältnisse.«
    »Ich muss gestehen, dass mir bislang nur eine Lösung in dieser Richtung vorschwebte.«
    »Der Tod eines Satrapen wird zwangsläufig Aufsehen erregen und seine Verbündeten auf den Plan rufen. Er müsste äußerst genau und sicher, verzeih meine Wortwahl, exekutiert werden. Es gibt natürlich Kreise, die genau dies anbieten. Aber ein gewisses Risiko bleibt immer. Und der Nachfolger würde sehr genau beäugt werden. Wenn ich dir raten sollte, würde ich dir Geduld nahelegen. Auch Satrapen leben nicht ewig.«
    »Aber wir auch nicht, Vater«, erwiderte Kamros. Die
Ehre, Larzanes als Vater anreden zu dürfen, war von allen seinen Schwiegersöhnen nur ihm vergönnt.
    »Nein, wir auch nicht. Ideal wäre eine neue Provinz, für die es eine neue, starke Hand braucht«, sinnierte Larzanes. Unvermittelt horchte Kamros auf. Ein seltsames Gefühl ergriff von ihm Besitz, als verlasse er seinen Körper. Ein Gedanke reifte in seinem Geist.
    »Aber ein Krieg ist ebenfalls nicht in Sicht«, fuhr Larzanes fort, ohne zu bemerken, dass ihm sein Schwiegersohn kaum noch zuhörte.

8
    S chweigend lauschten Tamár und Flores in die Nacht hinaus. Der Regen prasselte in einer monotonen Melodie auf das Dach. Im Stall war es ruhig geworden. Tamárs Hand verkrampfte sich um den Griff seines Streithammers.
    »Jemand ist hier«, flüsterte der Marczeg, und Flores nickte. Sie zog langsam ihre Klinge und wog sie in der Hand. Anders als er trug sie keinen Schild.
    Es drängte Tamár, nach Szeg zu sehen, aber er hielt sich zurück. Noch wussten sie zu wenig darüber, was außerhalb der Hütte vor sich ging.
    »Ist dir jemand gefolgt?«, fragte die Wlachakin flüsternd. »Einen einzelnen Reiter könnte man für einfache Beute halten.«
    »Räuber? Die einem Gerüsteten folgen? Das erscheint mir unwahrscheinlich. Es gibt weniger wehrhafte Opfer.«
    Zwar gab es an der Grenze zu Wlachkis im Westen immer wieder Schwierigkeiten, aber im Allgemeinen vertraute Tamár dem Voivoden, der sich ebenso wie er selbst dafür einsetzte, den Frieden zu wahren. Bis auf einige Posten standen kaum Soldaten an

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