Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
donnerte auf den Schild, sandte Schockwellen durch Tamárs Arm und dröhnte laut durch die Nacht. Die Klinge kratzte über die Metallverstärkung des Schilds und sandte Holzsplitter durch die Luft.
    Von Flores und ihrem Gegner war nichts mehr zu sehen. Keine Zeit, dachte Tamár keuchend. Regen fiel ihm in die Augen, behinderte seine Sicht, und er senkte den Kopf, um sich davor zu schützen. In der Dunkelheit wurde der Kampf zu einem Alptraum, zwei konturlose Schemen, die auf Leben und Tod fochten, ohne Gesichter, ohne Namen. Der Masride konnte nicht sagen, wie viel Zeit seit dem ersten Angriff bereits verstrichen war.
    Wieder schlug der Feind in einer schnellen Serie harter Hiebe auf Tamár ein. Den ersten blockte der Schild, den zweiten fing Tamár mit dem Hammer ab und stieß sofort zu. Die kurze Spitze am Hammerkopf fand eine Lücke in der Panzerung des Gegners. Sofort sprang dieser zurück. Die Wunde war nicht schwer, zu schwach war der Angriff gewesen, doch Tamár dachte nicht daran, seinem Feind eine Atempause zu gewähren.
    Er stürmte vor, ignorierte den Schwerthieb, der über Schildkante und Beinschiene schabte, und rammte dem Angreifer den Schild vor die Brust.
    Beide verloren auf dem rutschigen Boden den Halt, doch Tamár ließ den Streithammer los und fing sich mit der Hand ab, während sein Feind auf den Rücken stürzte. Mit einer reflexartigen Bewegung riss der Masride den Arm hoch; der Streithammer, der an einer Schlaufe um das Handgelenk hing, flog ihm geradezu in die Hand.
    Ohne zu zögern, hieb Tamár zu. Der schwere Kopf der
Waffe traf den Helm, verbog Metall mit einem lauten Knirschen, brach Knochen, zermalmte Fleisch. Die Arme und Beine des Gestürzten zuckten unkontrolliert, und Tamár schlug wieder zu, spaltete das Visier des Helms und zertrümmerte den Schädel des Angreifers.
    Nur das Rauschen des eigenen Blutes im Ohr, atmete Tamár schwer, sank auf ein Knie herab und stützte sich auf den Hammer. Ich werde zu alt für den Krieg, erkannte er, sah dann aber seinen erschlagenen Feind, dessen Blut vom Regen fortgespült wurde. Oder auch nicht.
    In der Dunkelheit hörte er das Schlagen von Metall auf Metall, dann einen lauten, wlachkischen Fluch. Sofort sprang er auf und rannte in Richtung der Geräusche. Der Regen erschwerte die Suche, und plötzlich war kein Kampfeslärm mehr zu vernehmen. Von einer namenlosen Sorge angetrieben, hastete der Marczeg weiter, dorthin, wo er zuletzt Schwerterklirren gehört zu haben glaubte. Dennoch hatte eine Ruhe von ihm Besitz ergriffen, wie sie aus langer Erfahrung entsteht. Mit dem Schild deckte er seinen Leib und war jederzeit für einen weiteren Angriff gewappnet. Zu oft hatte er schon Leib und Leben auf dem Schlachtfeld riskiert, um sich in diesen Momenten der Angst zu überlassen. Wenn sie tot ist, werde ich euch finden, schwor er in schwarzen Gedanken. Ich werde euch finden, ich werde euch alles nehmen, was ihr liebt, ich werde euch vernichten.
    Der Kampf musste Flores und ihren Feind hinab in Richtung See geführt haben, wo die ersten Bäume begannen. Doch bevor Tamár den Wald erreichte, sah er einen dunklen Schemen, der sich geduckt näherte. Für einen Moment zögerte er, dann war er sich sicher.
    »Flores!«
    »Dreimal verfluchte Bastarde!«, fauchte sie und zeigte ihren linken Oberarm, an dem ihre Lederrüstung zerfetzt war. Aus einem tiefen Schnitt rann Blut. Erleichtert schob sich Tamár mit einem Seufzen den Helm in den Nacken.

    »Hast du deinen erwischt?«
    »Es waren zwei. Sie liegen dort hinten«, erklärte sie ruhig mit einem Nicken in Richtung Wald. »Und du?«
    »Ich bin unverletzt. Der Angreifer ist tot. Aber wir sollten von hier verschwinden. Deine Wunde muss versorgt werden.«
    Gemeinsam liefen sie vorsichtig in Richtung Hütte. Der andauernde Regen hatte Tamár bis auf die Haut durchnässt, und das kühle Nass lief unter seiner Rüstung über seinen Rücken und seine Brust. Aber in seinen Adern kreiste noch das Gefühl des Kampfes, eine Mischung aus Angst und Triumph, die nur allzu flüchtig war. Sein Herz raste, und er konnte den Schlag in allen Gliedmaßen spüren. Eine Erleichterung, die ihn selbst die Anstrengungen des Kampfes vergessen ließ, ergriff von ihm Besitz.
    Vor ihnen zeichnete sich die Hütte als dunkler Fleck in der Nacht ab, und der schmale Spalt der Tür war wie ein verheißungsvoll erleuchtetes Portal.
    Unvermittelt spürte er einen Schlag gegen seinen Oberschenkel, hörte einen dumpfen Aufprall. Sein rechtes Bein

Weitere Kostenlose Bücher