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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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»Seid aufmerksam, aber still. Keine Provokation. Wir reisen einfach nur nach Osten.«
    Die Soldaten nickten. Unvermittelt wünschte Natiole, dass er sein Kettenhemd nicht im Karren verstaut hätte. Vermutlich war seine Sorge irrational, aber sollte es zu einem Kampf kommen, waren sie nicht nur durch ihre geringere Anzahl, sondern auch durch die Tatsache, dass die Masriden für einen Kampf gerüstet waren, im Nachteil. Es wird keinen Kampf geben, schalt er sich selbst. Wir haben seit Jahren Frieden.
    »Halt!«
    Der Befehl war nicht besonders laut. Mit einer Handbewegung bedeutete Natiole seinen Leuten, ihm nachzukommen. Vielleicht ist es besser, wenn ich meinen Namen nicht nenne, dachte er. Wenn der Thronprinz unangekündigt im Land auftaucht, wäre das unhöflich.
    Die Masriden fächerten ihre Formation ein wenig auf und bildeten einen losen Halbkreis vor den Wlachaken. Ihr Anführer war ein großer Mann mit breiten Schultern und einer Narbe im Gesicht. Er saß lässig im Sattel, die Zügel in der einen, den Speer in der anderen Hand.

    »Was treibt euch hierher?«
    Obwohl die Frage nicht unfreundlich erschien, glaubte Natiole einen Unterton herauszuhören, der ihn vorsichtig werden ließ.
    »Wir sind auf der Durchreise. Wir wollen über den Pass.«
    »Händler?«
    »So könnte man sagen.«
    »Ganz schön viel Metall für ein paar Händler«, sinnierte der Anführer der Masriden mit Blick auf Arvan.
    »Nun, die Reise ist lang und nicht ungefährlich«, erwiderte Natiole und lächelte, wie er hoffte, freundlich. »Man muss sich schützen.«
    »In der Tat, das muss man. Bewaffnete Wlachaken auf dem Weg zum Pass. So ein Zufall.«
    Die Worte verwirrten Natiole, und er konnte sich keinen Reim auf sie machen, aber bevor er etwas sagen konnte, setzte der Masride sein Pferd in Bewegung. Beunruhigt bemerkte der junge Wlachake, dass einige der masridischen Soldaten ihre Speere mit festerem Griff packten. Das Pferd des Anführers tänzelte nervös, aber er beruhigte es mit sanfter Hand und näherte sich den Karren.
    »Was habt ihr da?«
    »Ähm … das willst du nicht wissen«, entgegnete Natiole lahm. Er sah Arvans entsetzten Seitenblick, aber er hob die Augenbrauen und schüttelte leicht den Kopf. Was hätte ich sagen sollen? Dass wir drei Trolle geladen haben?
    »Was sagst du, Bursche? Ich will das verdammt noch mal ganz genau wissen!«
    Hilflos hob der junge Wlachake die Hände. »Vertrau mir: das willst du nicht.«
    »Du viermal verfluchter, wlachkischer Lehmfresser! Was habt ihr da?«
    Bei der alten Beleidigung der Masriden für sein Volk zuckte Natiole zusammen. Instinktiv ließ er die Hände
wieder sinken und spürte die beruhigende Stärke des Schwertgriffs an seiner Seite. Arian schien zu spüren, dass ein Konflikt in der Luft lag, denn der Hengst schnaubte leise und legte die Ohren an.
    Der Masride ritt noch zwei Schritt näher. Inzwischen war sein Pferd sichtlich beunruhigt, doch er hatte es gut im Griff und achtete nicht wirklich darauf. Langsam senkte er den Speer, bis die Spitze auf dem Rand des Karrens zu liegen kam.
    »Was ist da drunter?«
    Fragend blickte Natiole zu Arvan, der jedoch stur geradeaus schaute.
    »Was?!«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, stieß der Masride zu und riss die Decke mit dem Speer zur Seite.
    »Was bei allen … Dunkelgeister!«
    Sein Schrei erschreckte sein Reittier, und es ging beinahe mit ihm durch und verdrehte die Augen vor Panik. Für einen Moment war der Masride nur damit beschäftigt, nicht abgeworfen zu werden. Seine Begleiter indes hoben alarmiert Schilde und Speere. Aus ihrer Position konnten sie kaum erkennen, was dort auf dem Karren lag, aber die Reaktion ihres Anführers war ihnen Warnung genug.
    »Angriff«, brüllte dieser jetzt. »Macht sie nieder!«
    Sofort zog Natiole seine Klinge, und die anderen Wlachaken taten es ihm gleich. Einen Herzschlag lang standen sich Wlachaken und Masriden gegenüber, eingehüllt in das seltsam friedliche letzte Licht des Abends.
    Dann ging die Sonne unter.
    Brüllend sprang Wrag auf, mit solcher Gewalt, dass der Karren beinahe umgekippt wäre. Die Schatten der Umgebung flogen dem Tiefentroll geradezu zu, klebten an ihm, gaben den Worten des Masriden eine unwiderstehliche Wahrheit – ein Dunkelgeist!
    Natiole wollte losstürmen, die Masriden angreifen, aber
das Pferd des Anführers stieg in die Höhe, warf sich herum und galoppierte querfeldein davon.
    Mit großen Schritten rannte Wrag auf die Masriden zu und hatte sie fast erreicht, als

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