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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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sie plötzlich entdeckten, dass Weisheit besser als Tapferkeit war, und ihrem Anführer folgten, so schnell sie konnten. Beinahe hätte der Tiefentroll sie dennoch eingeholt, aber dann waren sie davon, und Wrag kehrte griesgrämig zu den Karren zurück.
    »Menschen! Pah! Feige, rosa Schwächlinge!« Er spuckte voller Verachtung auf den Boden.
    Kerr, der ebenfalls von seinem Karren aufgestanden war, blickte Natiole an: »Was ist denn los?«
    »Ich erzähle es dir unterwegs. Wir sollten schnell weiterreisen und hoffen, dass sie uns nicht verfolgen. Mein Vater wird dem Marczeg einiges erklären müssen, aber das wird ihm schon gelingen.«
    So schnell sie konnten, zogen sie weiter. Dass eine Reise mit Trollen nicht unbedingt angenehm werden würde, hatte Natiole erwartet, aber dass er sich beinahe mit Masriden hätte schlagen müssen, hätte er vorher nicht gedacht.

24
    A uch wenn ich dem Göttlichen Licht nicht immer ein guter Diener war, diese neuerliche Prüfung haben wir nicht verdient, dachte Cornel, während er durch die Straßen Teremis hastete. Es stand einem Sonnenpriester nicht gut zu Gesicht, zu rennen, doch er hatte keine andere Wahl. Mit geraffter Robe lief er durch die Straßen, und seine Sandalen klatschten auf die Pflastersteine. Die Menschen machten ihm Platz, meist nur widerwillig, aber Cornel scherte sich nicht darum, sondern drängelte sich zur Not einfach vorbei.
    Einer der wenigen verbliebenen Gläubigen hatte ihm die Nachricht überbracht, dass eine aufgebrachte Menschenmenge Gharjaş in ihrer Gewalt hatte; die Wlachaken drohten, den jungen Priester des Albus Sunaş am nächsten Baum aufzuknüpfen. Oder vielleicht würden sie ihn auch einfach totschlagen.
    Seit die Nachricht vom Tod der Bojarin Flores cal Dabrân sich in der Stadt verbreitet hatte, gärte es in den Straßen wie in einem Hexenkessel. Die meisten Bewohner gaben den Masriden die Schuld. Und vermutlich reagiert man in Ardoly ebenso auf die Ermordung von Marczeg Békésar, nur dass man dort wohl eher Wlachaken aufhängen würde.
    Als er endlich das Apaş-Viertel erreichte, war die Sonne gerade untergegangen, und er beschleunigte seine Schritte noch mehr. Zu groß war die Befürchtung, seinen Untergebenen nur noch als baumelnden Leichnam vorzufinden. Das Hafenviertel lag in Remis, dem östlichen Teil der Stadt, und es war groß und verwinkelt, aber der Menschenauflauf, der sich um den gefangenen Sonnenpriester gebildet
hatte, war nicht zu verfehlen; schon von Weitem hörte Cornel die aufgebrachte Meute schreien. »Masridischer Hund!« »Rache für Flores!« »Tod allen Vorbs!« »Tod den Unterdrückern!«
    Dass Gharjaş zur Zeit der masridischen Herrschaft über Wlachkis noch ein kleiner Junge gewesen sein musste, schien die empörten Männer und Frauen nicht zu kümmern.
    Endlich bog Cornel um eine Häuserecke und kam beinahe direkt vor der Menschenmenge zum Stehen.
    Mehrere Dutzend Einwohner von Teremi hatten sich versammelt, und in ihrer Mitte befand sich Gharjaş, die Hände auf den Rücken gebunden, einen groben Sack über den Kopf gestülpt. Seine ehemals weißen Gewänder waren über und über mit Schmutz und Unrat bedeckt. Als sich Cornel umsah, entdeckte er den Grund dafür. Offenbar machten sich die anwesenden Kinder einen Spaß daraus, den gefangenen Sonnenpriester mit verfaultem Gemüse und Schlimmerem zu bewerfen. Zwei Männer hatten sich eben zu Gharjaş hindurchgedrängt. In der Hand hielten sie ein festes Seil, und es war nicht schwer, ihre Absicht zu erraten. Schon trieben sie ihren Gefangenen in Richtung einiger nahe stehender Bäume.
    Cornel atmete einmal tief ein. Das hier konnte schlimm enden, sowohl für den jungen Priester als auch für ihn, wenn er sich einmischte. Aber welche Wahl blieb ihm schon? Wir alle sind in der Hand des Göttlichen Lichts, befand er. Es wird mich beschützen. Oder mir seine Gnade entziehen, ganz, wie es ihm beliebt.
    Mit einem Satz sprang er nach vorn, mitten unter die aufgebrachte Meute. Er ignorierte die zornigen Rufe der Umstehenden und reckte einfach beide Arme gen Himmel. Dann rief er das Göttliche Licht zu sich herab, einen gleißenden Blitz aus dunklem Himmel.
    »Hört mich an!«, rief er mit donnernder Stimme.

    »He, da ist noch einer!«, kam es empört zurück, und eine besonders eifrige Frau keifte: »Hängen wir den auch gleich!«
    »Ruhe«, setzte Cornel noch einmal lauter nach, und tatsächlich wurde es um ihn herum etwas stiller.
    »Ihr alle kennt mich«, hob der

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