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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Ardoly. Zwar war das weite Gebiet um die Drei Schwestern, zwischen Iames und Ylt, nur dünn besiedelt, aber es gehörte seit Menschengedenken zum Čireva, dem nordöstlichen der vier großen Herrschaftsgebiete im Land, und damit unterstand es Tamár Békésar, dem Marczeg von Ardoly. Auch wenn Tamár feierlich versprochen hatte, diesen Landstrich nicht weiter zu besiedeln, hatte der lange Frieden doch für neue Dörfer und Gehöfte gesorgt.
    Ein wenig unwohl fühlte sich Natiole schon bei diesem Gedanken, denn er war mit der Vorstellung aufgewachsen, dass die Masriden die alten Feinde seines Volkes waren, und mit nur zehn Soldaten durch ihr Land zu reisen nagte an seinem Geist.
    Die Trolle berührte die Existenz dieser menschlichen
Grenzen nicht, auch wenn der junge Wlachake ihnen ihre Bedeutung erklärt hatte. Wrag hatte nur gebrummt, als würde er bereits das Konzept nicht verstehen, während Kerr zwar genickt hatte, aber dem Ganzen wohl kein besonderes Gewicht beimaß.
    »Die Sonne wird bald aufgehen«, erklärte Natiole mit einem Gähnen. Die zerrissenen Tage erwiesen sich als kräftezehrend. In den späten Stunden der Nacht, bevor die frühen Stunden des Morgens begannen, brachen sie üblicherweise auf und zogen mit den Trollen weiter. Vor Sonnenaufgang legten diese sich auf die Karren. Den Morgen über ging es weiter, bis zum Mittag ein Rastplatz gesucht wurde; im besten Fall ein Gasthaus oder die Scheune eines Bauern. Im Niemandsland zwischen Iames und Ylt fanden sie aber oft auch nur eine Lichtung neben der Straße. Erst gegen Abend ging es weiter; meistens warteten die Menschen bis zum Sonnenuntergang, manchmal zogen sie jedoch bereits früher los. In der Nacht gab es dann noch einmal eine längere Pause. Der Rhythmus ihrer Reise hatte längst von Natiole Besitz ergriffen, und sie kamen trotz der langsamen Ochsenkarren gut voran, aber ihr Fortkommen war anstrengend. Solange die Trolle allerdings kein Anzeichen von Schwäche zeigten, saß auch der junge Wlachake stur aufrecht im Sattel und ließ sich weder Schmerzen noch Müdigkeit anmerken. Er war der Anführer ihres Trupps, und auch wenn er noch nicht viel von den Trollen verstanden hatte, so hatte er doch begriffen, dass sie nur Stärke akzeptieren würden.
    »Dann legen wir uns gleich hin«, erwiderte Kerr mit einem Blick zum Himmel, der sich im Osten langsam heller färbte. Über den Sorkaten war bereits ein silbriger Streifen zu sehen, dort, wo die Sonne durch die Wolken schon von ihrem baldigen Kommen kündete.
    »Wie weit noch bis zu den Bergen?«, erkundigte sich der Troll, nachdem er Zran und Wrag gerufen hatte.

    »Einige Tage, ich meine Nächte wird es noch dauern. Wenn wir weiter so gut vorankommen, vielleicht eine Handvoll. Spätestens in acht oder neun Tagen sollten wir über den Pass sein.«
    Das Wetter war bislang angenehm gewesen. Warm, aber nicht zu heiß, fast gänzlich ohne Regen, bis auf eine einzige unangenehme Nacht. Die Pässe würden frei sein, und Natiole war sich recht sicher, dass es keinen Wetterumschwung geben würde.
    »Gut, gut«, brummte Kerr. »Je schneller, desto besser.«
    »Wieso, haben wir einen dringlichen Termin beim Imperator?«
    Grinsend zwinkerte Natiole Kerr zu, doch der Troll blickte ihn verständnislos an. »Nein. Die Menschen wissen doch gar nicht, dass wir kommen.«
    »Ah, dann ist es ja gut«, entgegnete der junge Wlachake und sah wieder auf die Straße. Selbst mit einem schlauen Troll wie Kerr ist eine Unterhaltung nicht gerade einfach. Wie hat Vater das nur geschafft? Eine Frage, die der junge Wlachake dem Voivoden irgendwann stellen würde. In den alten Geschichten und Liedern war Şten cal Dabrân immer der Held, der in jeder Situation genau wusste, was zu tun war. Egal, ob er Schlachten gegen den Tyrannen Zorpad schlug, Geiseln aus Festungen befreite oder mit den Trollen reiste. Doch allein seine kurze Zeit in Begleitung dieser drei Trolle ließ Natiole zweifeln, dass tatsächlich immer alles so glattgelaufen war, wie es die Legenden einem weismachen wollten. Und sein Vater selbst hatte immer bemerkenswert wenig darüber erzählt, kleine Anekdoten allenfalls, aber nie die ganze Geschichte.
    Es gab einen kurzen Halt, als die Trolle sich geräuschvoll auf die Karren legten. Das Holz ächzte und knarrte bedrohlich, und wieder einmal fragte sich Natiole, ob die Wagen dieser Belastung auf längere Zeit standhalten konnten. Aber Şten hatte erklärt, dass die Wlachaken damals
vor der ersten Trollschlacht die

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