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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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mich nach Ardoly reisen, Voivode. Lasst mich herausfinden, wer Marczeg Békésars Erbe antritt. Und wenn meine Vermutung richtig ist und es die Kriegstreiber sind, die all dieses Unglück verursacht haben, kann ich dort vielleicht mehr erfahren als hier.«
    Für einen Moment verengten sich Ştens Augen zu schmalen Schlitzen, und er sah den Sonnenpriester finster an: »Ausgerechnet jetzt wollt Ihr nach Ardoly fliehen, Priester? Zu Euresgleichen?«
    »Şten – wenn er hätte fliehen wollen, hätte er das schon längst tun können«, schaltete sich die Dyrierin in das Gespräch ein. »Aber wenn es noch eine Möglichkeit gibt, den Frieden zwischen Ardoly und Wlachkis zu wahren, dann sollte man sie nutzen, oder nicht?«
    Der Voivode ließ müde den Kopf hängen. Mit einem Mal sah er aus wie ein Mann, der eine unendlich schwere Last zu tragen hatte.
    »Vermutlich hätte meine Schwester auf keinen Fall gewollt, dass um ihretwillen ein neuer Krieg ausbricht. Also gut, Cornel. Reist nach Ardoly. Aber …« Şten zögerte kurz, bevor er fortfuhr. »Ihr müsst dort etwas für mich tun. Für meine Familie. Flores und Tamár haben eine Tochter. Ana. Sie ist im selben Alter wie Natiole. Und sie ist die Erbin Tamárs und des Thrones.«
    »Verzeiht Voivode, aber viele Masriden werden sie nicht auf dem Thron in Turduj sehen wollen. Wenn ich richtig
informiert bin, dann gibt es noch einige Angehörige des Hauses Békésar, Söhne von Gyulas Brüdern, die beim einfachen Volk mehr Zuspruch finden werden als eine Frau, die noch dazu eine halbe Wlachakin ist. Und ein Bastard obendrein.«
    Mit einer Handbewegung, die so schnell erfolgte, dass er sie einem Mann in Ştens Alter niemals zugetraut hätte, packte der Voivode den Sonnenpriester an der Schulter. Seine Finger gruben sich schmerzhaft in Cornels Fleisch.
    »Sprecht nie wieder ohne Achtung von meiner Schwester, Vorbs, oder von ihrem Volk. Ihr mögt einen anderen Weg eingeschlagen haben, aber solange ich der Voivode von Wlachkis bin, wird kein Wlachake mehr in dieser Halle beleidigt werden.«
    Cornel gab sich Mühe, die aufsteigende Panik niederzukämpfen. Er hob unsicher die Hände und nickte langsam, um zu bezeugen, dass er den Voivoden verstanden hatte.
    Endlich lockerte Şten seinen Griff und lehnte sich auf der Bank zurück. Als sei nichts gewesen, trank er einen weiteren Schluck Wein.
    Es ist gut, von hier zu verschwinden, solange ich noch kann, dachte Cornel, der sich vorsichtig die schmerzende Schulter rieb. Und ich sollte Gharjaş auch fortschicken. Es bedarf kaum noch eines Funkens, und das ganze Land wird wie Zunder brennen.

25
    W enn es etwas gab, was Azot vollkommene Ruhe schenkte, dann war es die Jagd. Für sich hatte er längst beschlossen, dass alle Trolle, ob nun Andas Brut oder nicht, in ihren Herzen Jäger waren. Mehr als alles andere, was sie noch sein mochten. Auf der Jagd zu sein bedeutete, ganz Troll zu sein.
    Tief unten in den Höhlen war die Jagd schwierig, aber der mächtige Tiefentroll war froh darüber. Hier war die Herausforderung für ihn gegeben, hier konnte nur Andas Brut überleben. Selten kamen Graue so tief, und auch die Schlinger blieben weiter oben, wo sie ihrer Beute näher waren. Manchmal gab es Zwerge, die Schächte bis tief in die Gebeine der Welt getrieben hatten, vorbei an den Kavernen der anderen Trolle, wohl in der Hoffnung, hier unten keine Feinde vorzufinden. Dieser Gedanke erheiterte Azot, und er entblößte hämisch seine Hauer. Hier unten gibt es Schlimmeres als einfache Trolle.
    Zu oft musste Andas Brut sich mit dem begnügen, was in so großer Tiefe noch wuchs. Mit Flechten und Pilzen, die an den heißen Quellen sprossen. Mit kraftloser Nahrung, die den Körper sättigte, aber den Geist weiter hungern ließ. Nahrung, die man nicht jagen musste, die keine Herausforderung bot. Die schwach machte.
    Kerr hatte erzählt, dass die Menschen an der Oberfläche ihre eigenen Gewächse hatten, die sie so umsorgten, als wären es Junge. Es wunderte Azot nicht, dass die Menschen klein und schwach waren. Ebenso wie die Zwerge, denn auch diese hatten ihre Pilze und Flechten und bauten ihnen große Höhlen und gaben ihnen Wasser. Azot hatte
eine solche Höhle kennengelernt, als die Zwerge sich vor der neuen Macht der Trolle versteckt hatten. Einige ihrer tiefen Hallen hatten die Zwerge aufgeben müssen, als sie auf die Ersten von Andas Brut gestoßen waren.
    Nach ihrem Abzug hatte Andas Brut eine riesige Kaverne entdeckt, voll vom Geruch nach

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