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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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reisten unermüdlich zwischen dem Imperium und Wlachkis hin und her und machten ihn so zu einem wohlhabenden Mann.
    Seikos kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem eine Silberkanne und zwei Becher standen. Mit ruhiger Hand schenkte der Händler das dampfende Getränk aus, dann reichte er Artaynis den Becher. Seufzend nippte sie daran.
    »Wunderbar. Ich danke Euch.«

    »Ich bin zufrieden, wenn Ihr es seid, Phryka«, erwiderte der Händler und senkte demütig das Haupt. »Mit welchem meiner bescheidenen Dienste kann ich Euch noch erfreuen?«
    »Mit mehr Tee«, entgegnete sie schlicht. »Und vor allem mit Kaffee. Meine Vorräte sind völlig aufgebraucht, und ich kann morgens kaum noch die Augen offen halten. Und ich hätte sowohl für Euren Schlaftee Verwendung als auch für einen Heiltee.«
    Artaynis wusste nicht, ob das Getränk, das sie Ionnis verabreichte, irgendeine positive Wirkung auf ihn hatte, aber sie war mehr als gewillt, es auch weiter zu versuchen. Und ich kann mir einfach nicht erklären, wie die Menschen in Wlachkis morgens aufstehen können, ohne eine Tasse Kaffee zu trinken. Wasser oder Milch sind einfach kein Ersatz.
    Seikos neigte bedauernd den Kopf. »Tee kann ich Euch natürlich verkaufen, Phryka«, versicherte er ihr. »Aber Kaffee?« Er erhob die Hände in einer Geste der Hilflosigkeit. »Die Sylken, die auf der Durchreise waren, haben meine ganzen Bestände aufgekauft. Sie haben mich geradezu ausgeplündert, doch ein Mann wie ich muss bei Kunden wie diesen wohl froh sein, dass sie die Ware zumindest bezahlt haben, unhöflich wie sie waren. Jetzt kann ich nur hoffen, dass noch vor dem ersten Schneefall eine Karawane die Berge überquert und mir Nachschub liefert. Sonst müssen wir bis zum Frühjahr warten.«
    »Sylken?«, fragte Artaynis verwirrt. »Welche Sylken?«
    »Oh, vor einigen Wochen waren ein paar hier. Einer von ihnen war sicher ein Fürst unter seinesgleichen, wenn sie so etwas überhaupt kennen. Er wollte nicht erkannt werden, nahm nicht einmal hier in meinem Laden seine Kopfbedeckung ab. Aber ich habe eine gute Menschenkenntnis, ich weiß, wann ein Mann zum Anführer taugt, und dieser Sylke war so einer.«

    »Und was wollten die Sylken hier?«, unterbrach Artaynis den Redefluss des Händlers. »Waren sie auf der Durchreise?«
    Aber auf der Durchreise wohin?, fragte sie sich sofort selbst. Es erschien ihr höchst seltsam, dass die Bewohner der Feste Remis nichts von den dyrischen Besuchern erfahren hatten. Dabei sollten die Sylken eigentlich genug Aufmerksamkeit erregen, dass sich ihre Ankunft wie ein Lauffeuer hätte verbreiten müssen.
    »Leider weiß ich das nicht, Phryka. Ich habe versucht, dem Sylken Fragen danach zu stellen, wohin er zu reisen gedachte, aber er hat«, hier machte der Händler eine künstliche Pause, »er hat mehr als unhöflich auf meine Erkundigungen reagiert. Schließlich hielt ich es für das Beste, um meine Gesundheit keiner Gefährdung auszusetzen, keine weiteren Fragen mehr zu stellen. Ich bin nur ein einfacher Händler.«
    »Der Sylke kam also zu Euch, sagte nicht, wohin er will, kaufte all Euren Kaffee und verschwand wieder?«, fasste Artaynis die seltsamen Vorkommnisse zusammen.
    »So und nicht anders hat es sich zugetragen, Herrin«, beeilte sich der Händler zu versichern.
    »Merkwürdig. Aber vielleicht hatten die Sylken einen Auftrag des Imperators höchstselbst zu erfüllen, wer weiß das schon?«
    Ausgerechnet hier, in Wlachkis? Wenn das so wäre, würde der Voivode sicher gern davon erfahren. Ich muss ihm von den seltsamen Besuchern erzählen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.
    »Phryka, Ihr erlaubt?« Der Händler brachte das Tablett wieder in den hinteren Raum und begann dann, mit einer kleinen Schaufel Tee aus großen Tonkrügen in kleine Beutel umzufüllen.
    »Dieses Blatt hier, Herrin, hat beinahe dieselbe Wirkung wie Kaffee«, versicherte er ihr.

    Misstrauisch schnupperte Artaynis an dem dargebotenen Beutel. »Nun gut, Seikos. Ich will es damit probieren.«
    Freudestrahlend rieb sich der Händler die Hände. »Sehr gut, Phryka. Ich werde Euch einen hervorragenden Preis für diese Mischungen machen.«
    Lächelnd lehnte sich Artaynis zurück. Der Händler würde ihr nun einen Preis nennen, der dreifach überteuert war, und sie würde ihre absolute Bestürzung darüber zum Ausdruck bringen. Dieses Spiel würden sie beide so lange spielen, bis jeder von ihnen das Gefühl hatte, den anderen zumindest ein klein wenig übervorteilt zu

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