Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle
Gelben verbargen sich hinter falschen Wänden, die sie aus Stein und ihren Netzen webten.
Immer schwerer fiel Azot das Atmen. Die Zwerge hatten die Spinnen in die Tunnel entlassen, um die Trolle zu bekämpfen. Sie hatten sie gezüchtet, um Trolle zu jagen und mit ihrem Gift zu töten. Doch die Spinnen hatten sich vermehrt, Nester gebaut und Trolle ebenso wie Zwerge als Futter für ihre Jungen gebraucht. Die Trolle hatten gelernt, den Spinnen bei Bedarf auszuweichen. Ihre Sinne waren scharf genug, doch die Zwerge tappten immer wieder in die Netze und die Fallen. Mit schmerzverzerrten Zügen grinste Azot. Die kleinen Bastarde wollten uns als Futter, aber jetzt werden sie selbst gefressen.
In seinem Inneren wurde ein anderer Kampf ausgetragen.
Andas Blut, das Blut des Herzens, wehrte sich gegen die Zerstörung durch das Gift, fügte wieder zusammen, was zerfetzt worden war, eliminierte alles Körperfremde und kreiste machtvoll durch Azots Adern. Ein weiterer Dreeg, und seine Wunden schlossen sich, da der Herzschlag des Landes Andas Blut anfeuerte.
Mühsam, noch unsicher, erhob Azot sich. Er legte den Kopf in den Nacken und heulte seinen Triumph in die Dunkelheit, den Sieg und die Macht, die ihn erfüllten. Seine Stimme hallte von den Wänden, wurde weit getragen in den ewigen Schatten unter der Welt, warnte seine Feinde vor seiner Kraft und bestärkte ihn in dem, was er war. Andere von Andas Brut mochten es hören und sich an seinem Sieg erfreuen.
Langsam schritt er zu dem Kadaver. Sorgfältig packte er die einzelnen Beine und drehte und riss sie vorsichtig aus dem Leib. Dann spaltete er den Panzer am Hinterleib, zwängte seine Klauen in den Spalt und brach ihn endgültig auf. Das warme Fleisch schmeckte gut, und er aß, bis sein Bauch schmerzte. Dann trennte er mit seinen Klauen weitere Brocken ab, die er als Vorrat mitnahm. Auch die Beine nahm er als Bündel mit, denn das war die eigentliche Delikatesse, und er musste sich jetzt Wasser suchen, um zu trinken und das weiche, schmackhafte Fleisch aus den Spinnenbeinen zu saugen.
Zufrieden verließ er den Ort seines Sieges. Sein Leben war gut, er hatte gute Nahrung, und er hatte erneut seine Fähigkeiten als Jäger bewiesen.
Die Welt unter der Oberfläche gehörte ihm.
26
Obwohl es eine Weile so ausgesehen hatte, als ob der Sommer in diesem Jahr selbst in Wlachkis nicht vergehen mochte, zeigten sich nun endlich die ersten Anzeichen des Herbstes. Ein scharfer Wind wehte von den Sorkaten herunter, und am frühen Morgen war es empfindlich kühl.
Der frühe Morgen war eigentlich nicht Artaynis’ bevorzugte Tageszeit, aber sie hatte es vorgezogen, die Festung Remis heute sehr zeitig zu verlassen. Sie hatte es sogar geschafft, Voicas Bemühungen zu entgehen, indem sie schon bei Sonnenaufgang aus ihren Räumen geschlichen war. Jetzt färbten die ersten Sonnenstrahlen den Himmel, und ein Schwarm Krähen stob über ihr auf, als sie das Burgtor passierte.
Die Feste hatte sich in den vergangenen Wochen mehr und mehr mit Soldaten gefüllt. Viele wlachkische Adelige waren dem Ruf des Voivoden gefolgt und mit ihren Kriegern nach Teremi gezogen. Falls ein Angriff der Masriden bevorstand, wollte niemand unvorbereitet sein. In der Feste Remis waren alle zusammengerückt, aber der Platz reichte bei Weitem nicht aus, obwohl die Aufräumungs- und erste Wiederaufbauarbeiten gute Fortschritte machten.
Baczai und seine Begleiter waren vor einem Zehntag nach Turduj zurückgekehrt, und seither hatten die Wlachaken keine neuen Nachrichten erhalten, wer den Titel des Marczegs von Ardoly für sich beanspruchte. Aber die Stimmen mehrten sich, die laut forderten, dies sei der Moment, in dem der Voivode den letzten besetzten Teil von Wlachkis zurückerobern und die Masriden über das Gebirge für
immer aus dem Land jagen müsse. Fast jeden Tag gab es eine Besprechung oder eine Ratssitzung, und die Adligen und sonstigen Anführer der Wlachaken gingen in Ştens Gemächern ein und aus.
Der Priester Cornel hatte den masridischen Hauptmann und seine Leute bei ihrem Aufbruch begleitet, und noch schien es, als ob Şten cal Dabrân darauf warten würde, was er über die Verhältnisse in Ardoly zu berichten hätte. Doch auch wenn der Voivode eher eine besonnene Haltung vertrat, war er seinen Beratern so weit gefolgt, Truppen ausheben zu lassen. Dafür hat es zu lange Krieg gegeben, und die Wlachaken wurden zu lange unterdrückt, dachte Artaynis, während sie an der Zeltstadt vorüberlief, die um
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