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Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle

Titel: Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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die Festungsmauern herum entstanden war und in der die Soldaten der Adeligen untergebracht waren.
    Vor den Toren der Stadt gab es noch mehr Lager. Auch Flüchtlinge aus dem Osten waren gekommen. Die angespannte Lage erinnerte viele der Älteren noch an die Zeiten der Kriege, und niemand wollte auf der falschen Seite einer Grenze sein, wenn die Soldaten wieder in die Schlacht zogen. Artaynis hatte von Voica gehört, dass auch viele Masriden aus Teremi verschwunden waren. Seit zwanzig Jahren leben sie Tür an Tür, und nun reichen zwanzig Tage, um dies alles vergessen zu machen. Einige der nun leer stehenden Häuser hatten schon neue Besitzer gefunden, aber dennoch mussten viele vor den Toren der Stadt lagern.
    Artaynis’ Ziel war allerdings nicht das sich langsam ausbreitende Heerlager, sondern das Széraly-Viertel der Stadt und dort ein bestimmter Händler. Es war nicht unbedingt leicht, in Wlachkis an dyrische Waren zu gelangen. Zu unwegsam waren die Pässe, die zwischen den beiden Ländern lagen. Deshalb galt das dyrische Geschäft in der wohlhabendsten Gegend von Teremi als ein Ort ausgesprochenen Luxus, wo einzukaufen sich nur wenige Bürger leisten konnten. Aber zumindest hat Papa mich nicht mit
leeren Händen in die Verbannung geschickt, überlegte Artaynis und befühlte dankbar die Lederbörse, die sie, in einer Falte des Kypassis verborgen, an ihrem Gürtel trug.
    Das Geschäft des Dyriers unterschied sich schon äußerlich von den Nachbarhäusern. Während die Wlachaken meist gedrungene Holz- oder Fachwerkhäuser bauten, die imstande waren, Wind und Wetter zu trotzen, wurde im Imperium eher so geplant, dass das Resultat dem Auge wohlgefällig war. Seikos, der Händler, hatte in Teremi zwar nicht die Möglichkeit gehabt, auf die kostbaren Hölzer und die erfahrenen Handwerker seiner Heimat zurückzugreifen, aber er hatte sich alle Mühe gegeben, die Fassade seines Hauses mit zahlreichen kunstvollen Schnitzereien weniger gewöhnlich wirken zu lassen. Die Verzierungen zeigten Bilder aus der bewegten Geschichte des Imperiums und einige mythische Gestalten, wie den geflügelten Himmelsstier. Mit Blattgold überzogene Figuren am Eingang taten ein Übriges, den Reichtum des Besitzers zu verkünden. Ein bemaltes Schild über der Tür besagte, dass Seikos hier feinste und erlesenste Ware aus dem Goldenen Imperium verkaufte.
    Um nicht länger als nötig der frühmorgendlichen Kühle ausgesetzt zu sein, nahm sich Artaynis jedoch nur wenig Zeit, den Laden von außen zu betrachten, sondern trat rasch ein.
    Ein kleiner, dicklicher Mann mittleren Alters in einer bestickten Robe kam eilig auf sie zu, kaum dass das Silberglöckchen am Eingang Kundschaft angekündigt hatte. Als er sie erkannte, verbeugte er sich fast bis zum Boden.
    »Phryka Artaynis Vulpon! Welche Ehre, dass Ihr mein bescheidenes Geschäft mit Eurem Glanz beehrt und verschönert!«
    »Ich grüße Euch, Seikos«, erwiderte Artaynis. Nach einigen Monaten in Wlachkis wurde ihr der Unterschied zwischen den knappen Sätzen der Einheimischen und den
blumigen Worten ihres Gegenübers besonders deutlich. Auch die höfliche Anrede als Phryka, als Dame von gehobenem Stand, erfreute ihr Herz. Nemes war einfach nicht dasselbe.
    »Nehmt Platz, Herrin.« Wieselflink zog der Händler einen dreibeinigen Schemel heran, den er Artaynis anbot. »Darf ich Euch einen Tee bereiten, Phryka? Zwar habe ich nur minderwertige Blätter aus wenig bekannten Regionen vorrätig, die es kaum vermögen werden, Euren an erlesenere Freuden gewöhnten Gaumen auch nur zu kitzeln, doch ich weiß, dass es mehr als nur schwer ist, in diesem häufig finsteren Landen überhaupt ein angemessenes Getränk zu erhalten.«
    Dankbar nickte Artaynis: »Tee wäre wunderbar.«
    Während der Händler im hinteren Teil des Ladens verschwand und sie das Klappern von Geschirr und Töpfen hören konnte, sah sie sich in dem Laden um. Der Raum war bis zur Decke mit Regalen gefüllt, und auf diesen war mehr oder weniger kunstvoll die Ware arrangiert. Teure Stoffe – wie gefärbte Seide – lagen in Ballen ganz oben auf den Brettern, während Rollen fein gegerbten Leders sich darunter befanden. Es gab Papyrus und verschiedene Tinten, Schmuck und Räucherwerk und natürlich kostbare Gewürze, die in Gläsern auf hölzernen Ständern aufbewahrt wurden. Eine ganze Karawane muss notwendig gewesen sein, um all dies aus Dyria hierherzuschaffen. Aber natürlich erhielt Seikos regelmäßig Nachschub, denn seine Bediensteten

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