Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
welche von Euch zu Tode kamen, ermordet unter geheimnisvollen Umständen;
     dies würde genug Chaos und Verwirrung hervorrufen, um alle Pläne
     des Regenten zunichte zu machen.«
    »Und das Gold? Und
     Sturmeys Tod?« Nicholas Hussey ergriff das Wort, während der
     Regent sich vorbeugte und den Verräter am anderen Ende des Tisches
     anfunkelte.
    »Oh, das Gold«,
     knurrte Cranston. »Natürlich, das hat die Sache dann vollends
     besiegelt, nicht wahr? Leider hatten Mylord Bürgermeister und der
     verstorbene Sheriff sich für Peter Sturmey entschieden, einen berühmten
     Schlosser, der eine neue, mit sechs Schlössern gesicherte Truhe bauen
     sollte. Aber was Ihr, Sir Christopher, entweder vergessen oder nicht gewußt
     hattet, war, daß unser Meister Sturmey ein Doppelleben führte.
     Er liebte Knaben. Vor fünfzehn Jahren war er, wie mancher Große
     in dieser Stadt, in einen Skandal verwickelt gewesen. Gegen Sturmey gab es
     keine Beweise, aber ich bin sicher, er verfolgte seine heimlichen
     Leidenschaften von da an verstohlener und vorsichtiger.« Cranston
     verstummte und schaute den königlichen Lehrer an. »Sir
     Nicholas, ich glaube, Ihr gingt damals in St. Paul zur Schule?«
    Hussey nickte, den Blick
     gesenkt, die untere Partie des Gesichts hinter den Händen verborgen.
     »Ich erinnere mich an den Skandal«, sagte er leise, »aber
     ich wußte nicht viel davon. Ich war damals noch ein Junge.«       
    »Ja«, sagte Sir
     John. »Ihr wart noch ein Junge, genau wie Ihr, Mylord Clifford, der
     Ihr als Page in einem mächtigen Londoner Haus wart - bei Sir Raymond
     Bragley, der damals Sheriff von London war. Wie sich Mylord Bürgermeister
     erinnern wird, ermittelte Bragley damals in dem Skandal, und Ihr, Mylord
     Clifford, müßt die wichtigen Botschaften gut gekannt haben, die
     Ihr in der ganzen Stadt befördert habt. Vermutlich wußtet Ihr
     von Sturmeys geheimen Lastern und auch, daß er ihnen immer noch frönte.
     Wer weiß? Vielleicht hat er sich sogar an Euch herangemacht - und so
     konntet Ihr ihn erpressen: Entweder er machte Euch einen zweiten Satz Schlüssel,
     oder er würde die Höchststrafe für Sodomie erleiden, den
     Tod auf dem Scheiterhaufen in Smithfield.«
    Clifford starrte auf den
     Tisch und spreizte die Hände. Er leistete keinen Widerstand, als
     Gaunt dem Gardehauptmann zunickte und dieser ihm den Dolch aus der Scheide
     zog.
    »Selbstverständlich
     mußte Sturmey sterben«, fuhr Cranston fort. »Deshalb
     locktet Ihr ihn hinunter nach Billingsgate, wo er am Kai auf Euch wartete.
     Ein vorzügliches Ziel, auf das Ihr aus einer dunklen Gasse schießen
     konntet.« Cranston zuckte die Achseln. »Was kann ich noch
     sagen?«
    Clifford fuhr auf und hob den
     Kopf. »Ihr könntet zur Abwechslung einmal einen Beweis
     erbringen! Das alles sind Vermutungen, Hypothesen, Ihr habt nicht den Fetzen eines Beweises, um einen
     königlichen Richter zu überzeugen. Jeder könnte Mountjoy
     ermordet haben. Jeder könnte eine vergiftete Süßigkeit
     neben Fitzroys Teller gelegt haben. Und was Sturmey angeht - ja, ich
     erinnere mich an den Fall, aber Ihr habt seine geheime Werkstatt selbst
     gesehen! Jeder könnte ihn gezwungen haben, dort hineinzugehen und
     sechs Schlüssel zu machen.«
    Cranston trommelte mit den
     Fingern auf den Tisch und bemühte sich, seine Panik zu verbergen.
     Unter buschigen Augenbrauen hinweg schaute er Athelstan an, der immer noch
     ganz gefaßt aussah.
    »Lord Adam hat recht«,
     bekräftigte der Bürgermeister. »Ich stimme Euch ja zu, Sir
     John, aber habt Ihr einen handfesten Beweis dafür, daß Clifford
     den Dolch abgeschossen und die Leckerei neben den Teller gelegt hat?«
    »Den haben wir«,
     sagte Athelstan. »Wir haben das Gold. Eine derartige Menge kostbarer
     Barren kann man nicht so leicht durch die Stadt transportieren oder auf
     dem freien Markt verkaufen.« Er sah den Regenten an. »Euer
     Gnaden, wenn Ihr Eure Soldaten zu Mylord Cliffords Haus schickt, dann, so
     meine ich, werdet Ihr das Beweismaterial finden. Ihr müßt nach
     einem Jagdbogen oder eher noch nach einer eigens präparierten
     Armbrust suchen. Nach Dolchen von der Art, wie sie gegen Mountjoy und
     Sturmey verwendet wurden. Und vor allem nach den sechs Goldbarren, die
     Mylord Clifford so geschickt aus der Truhe entwendet hat. Der Diebstahl
     blieb unbemerkt. Niemand würde auch nur im Traum darauf kommen, daß
     jemand einen zweiten Satz Schlüssel haben könnte; sollte der
    

Weitere Kostenlose Bücher