Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
Vom Netzwerk:
Raub also entdeckt werden, dann würde man dem armen Sturmey die
     Schuld geben. Das Dumme mit dem Gold ist nur: Was fängt
     man damit an, wenn man es einmal an sich genommen hat? Man kann es nur
     irgendwo sicher verstecken.«
    Athelstan ging zu Clifford
     und blieb vor ihm stehen. »Warum?« fragte er.
    Der junge Mann starrte ihn
     an.
    »In der Logik«,
     fuhr der Ordensbruder fort, »und in der Mathematik ist die Suche
     nach einem gemeinsamen Faktor der erste Grundsatz. Ihr wart in Sturmeys
     Skandal verwickelt. Ihr hattet die nötige Geschicklichkeit, um
     Mountjoy zu töten. Nur Ihr kanntet die Sitzordnung an dem Abend, als
     Fitzroy starb.« Athelstan stählte seine Züge, denn was nun
     kam, war reine Spiegelfechterei. »Und schließlich: Ira Dei
     selbst hat Euch verraten.«
    Clifford erschrak. »Wie
     das?«
    Dann stöhnte er auf, als
     er begriff, was für einen schrecklichen Fehler er begangen hatte.
    Gaunt schnippte mit den
     Fingern und befahl dem Gardehauptmann: »Nimm dir zehn Bogenschützen,
     und stell Cliffords Haus auf den Kopf! Sperr seine Diener ein! Wenn nötig,
     foltere sie!«
    »Das ist nicht nötig.«
     Bleich wie ein Gespenst richtete Clifford sich auf. »Was hat es noch
     für einen Sinn?« murmelte er. »Das Spiel ist gespielt,
     und jetzt ist es vorbei.« Er leckte sich die Lippen. »Mylord
     Gaunt, Ihr mögt mich für einen Verräter halten, aber ich
     bin es nicht mehr als jeder andere hier im Raum. Ein paar Kaufleute, die
     die Armen ausquetschen wie einen feuchten Lappen. Brave Männer, die
     sonntags in die Kirche stolzieren und montags alle denkbaren schmutzigen Sünden
     begehen. Wölfe im Schafspelz!«
    »Und was ist mit mir?«
     unterbrach ihn Gaunt. »Ich habe Euch vertraut.«
    »Mylord Regent, Ihr
     vertraut niemandem. Und seht Ihr nicht das Unwetter, das sich
     zusammenbraut?« Er stieß mit dem Finger nach Gaunt. »Geht
     nicht auf die Jagd, Mylord. Reitet statt dessen durch die dreckigen Gassen
     von Southwark oder in die Dörfer in South Essex. Die Menschen werden
     Euch nachschauen, wenn Ihr vorüberreitet, und in ihren Augen wird die
     Wut lodern. Das Unwetter kommt!« Clifford machte eine schwungvolle
     Handbewegung. »Dieses ganze Kartenhaus wird einstürzen,
     ausgebrannt vom Keller bis zum Dachboden!« Er wischte sich den
     Speichel aus dem Mundwinkel. »Um Himmels willen!« schrie er
     Gaunt an. »Glaubt Ihr, ich sei der einzige? Ist Euch nicht klar, daß
     hier im Saal Leute sind, die bereits wissen, wie sie ihre Segel zu setzen
     haben, wenn der Sturm kommt?« Hingerissen von seiner eigenen
     Raserei, hielt Clifford inne.
    Athelstan sah sich rasch um
     und schaute in die verschlagenen, heimlichtuerischen Gesichter der
     Gildeherren. Clifford war ein Mörder, aber er hatte recht. Gaunt wäre
     ein Narr, wenn er einem von ihnen Vertrauen schenken wollte.
    »Ihr seid ein Verräter!«
     kreischte Goodman und sprang auf. »Ein Verräter und ein
     Schurke! Ein heimtückischer Mörder!«
    »Ach, um Gottes willen!«
     brüllte Clifford, sprang ebenfalls auf und schüttelte die Hand
     eines Soldaten ab. »Mountjoy war ein raffgieriger Dämon,
     Fitzroy ein korrupter Vielfraß. Und was Sturmey betrifft - den habt
     Ihr ausgesucht, Mylord Bürgermeister, nicht ich.«
    »Führt ihn ab!«
     befahl Gaunt.
    Clifford drehte sich um und
     spuckte in Richtung des Regenten.
    »›Als Adam grub
     und Eva spann‹«, schrie er, »›wo war da der Edelmann?‹«
     Denkt daran, Mylord, wenn sie Euren Palast beim Savoy niederbrennen!«
    »Halt!« Goodman
     hatte seine Fassung als erster wiedergewonnen und plusterte sich jetzt in
     rechtschaffenem Zorn auf. »Woher wissen wir, daß dieser Mann
     nicht Ira Dei ist?«
    Clifford warf den Kopf in den
     Nacken und lachte. »Du dummer Hanswurst«, zischte er heiser.
     »Bist du wirklich so dämlich? Ich bin nicht Ira Dei. Aber
     vielleicht sitzt er trotzdem hier in diesem Raum?«
    Gaunt wiederholte seinen
     Befehl. Soldaten führten Clifford hastig hinaus, und andere machten
     sich marschbereit, um Cliffords Haus von unten bis oben zu durchsuchen. 
    Cranston und Athelstan
     lehnten sich zurück und schauten zu, wie die Gildeherren, glücklich
     über die Aussicht, Gerechtigkeit zu erfahren, und noch glücklicher,
     weil sie wahrscheinlich ihr Gold zurückbekommen würden, einander
     darin überboten, Clifford zu verdammen und dem Regenten ihre Loyalität
     zu beteuern. John von Gaunt spielte mit, aber Athelstan sah, daß
     Cliffords Worte

Weitere Kostenlose Bücher