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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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sich ängstlich, wann der Mann, der ihn erpreßte,
     wohl kommen würde. Aber der Mörder war schon da und hielt sich
     zwischen den Ständen oder hinter einem der Lagerhäuser
     versteckt. Wieder wurde die Armbrust erhoben, der Dolch aufgelegt. Eben
     stand Sturmey noch am Kai, im nächsten Augenblick saß der Dolch
     tief in seiner Brust und ließ ihn in den Fluß stürzen.
     Das erklärt, warum niemand jemanden auch nur in Rufweite des
     Ermordeten gesehen hat.«
    Gaunt starrte den Coroner an,
     und seine Finger vollführten einen Trommelwirbel auf dem breiten,
     ledernen Jagdgürtel um seine schmale Taille.
    »Mylord Coroner, der
     Bankettsaal ist bereit. Euer Schreiber, Bruder Athelstan, ist schon
     hinaufgegangen. Ich nehme an, er erwartet uns. Wie Mountjoy und Sturmey zu
     Tode gekommen sind, habt Ihr uns erklärt.« Er wollte
     weiterreden, sah aber Cranstons warnenden Blick, wandte sich ab, wühlte
     in seiner Börse und warf dem Waffenschmied, der in den Garten zurückgekommen
     war, eine Goldmünze zu.
    »Die hast du dir
     verdient, Mann. Bleib hier, bis diese Sache erledigt ist. Und wenn du
     nachher gehst, halte deine Zunge im Zaum, denn sonst werde ich dafür
     sorgen, daß du die Zunge mitsamt dem Kopf verlierst!«
    Überwältigt von
     einer Mischung aus Dankbarkeit und Angst, fiel Simon auf die Knie.
     Cranston führte die anderen zurück ins Rathaus.

Vierzehn
    Athelstan erwartete sie im
     Bankettsaal. Der Aufwärter hatte die Tafel so gedeckt, wie sie am
     Abend des Mordes an Fitzroy gewesen war; an jedem Platz stand ein
     silberner Teller. Auf Athelstans Wunsch nahmen Gaunt, Hussey und die
     übrigen ihre Plätze ein. Eine Zeitlang herrschte Gemurmel und
     Gemurre, aber die Lektion, die Cranston ihnen im Garten erteilt hatte, erfüllte
     alle mit banger Erwartung.
    Athelstan setzte sich auf
     Fitzroys Platz und lächelte Goodman zu seiner Linken und Denny zur
     Rechten zu. Er wartete, bis das Gemurmel erstarb, während Cranston
     sich an Lord Clifford wandte, der an der Tür stand.
    »Mylord, Ihr könnt
     Bruder Athelstans Platz einnehmen.« Cranston wandte sich ab. »Ich
     weiß, daß Ihr nicht da wart, als Fitzroy starb.«
    Der junge Edelmann, der nervös
     mit dem Griff seines Dolches spielte, gehorchte stumm. Noch einmal schaute
     sich Athelstan im Raum um; zwei der Gildeherren waren bereits in seine
     kleine Falle gegangen. Gaunt schlug mit der Faust auf den Tisch und
     verlangte, daß es weitergehe. Athelstan stand auf.
    »Euer Gnaden, an dem
     Abend, da Fitzroy starb, befanden wir uns mitten in einem prächtigen
     Bankett, nicht wahr?«
    »Vorzüglich
     beobachtet«, versetzte Gaunt spitz.
    »Nein, Euer Gnaden, das
     ist wichtig. Sagt mir«, fuhr Athelstan beharrlich fort,
     »war das Bankett schon beendet?«
    Gaunt rutschte auf seinem
     Platz hin und her. »Natürlich nicht. Der Hauptgang war serviert
     worden, und die Köche bereiteten den Nachtisch zu, als Fitzroy dem
     Fest ein makabres Ende machte.«
    »Ja«, sagte
     Athelstan. »Das hatte ich vergessen -bis zu dem Tag, da ich eine
     kandierte Pflaume aß. Ich geriet in Verlegenheit, weil Zucker und
     Honigsirup mir an Gaumen und Zähnen klebten und ich mir die Stücke
     aus dem Mund stochern mußte. Als ich danach meine Hände in
     einer Schüssel wusch, fiel mir ein, daß ich das letztemal so
     viel Zucker an den Händen gehabt hatte, als ich Fitzroy unmittelbar
     nach seinem Tod untersuchte. Ich fragte mich, warum der tote Gildeherr so
     viel Zucker im Mund hatte, obwohl der Nachtisch noch gar nicht aufgetragen
     worden war.« Er schaute sich in dem stillen Saal um. »Euer
     Gnaden, Ihr Herren, erinnert Euch, was an jenem Abend serviert wurde. Kann
     einer von Euch sich entsinnen, daß wir etwas bekommen haben, was
     dick mit Zucker oder Sirup überzogen war?«
    »Fitzroy könnte so
     etwas gegessen haben, bevor er zum Bankett kam«, wehrte Hussey ab.
    »Nein, nein«,
     antwortete Athelstan. »Wir haben bereits festgestellt, daß
     Fitzroy, wenn er ein solches Gift vorher zu sich genommen hätte,
     binnen einer Stunde gestorben wäre«. Athelstan lächelte,
     denn wieder war ein Gildemeister in seine Falle gegangen.       
    »Was meint Ihr damit?«
     blaffte Gaunt.
    »Ich meine damit, Euer
     Gnaden, wir haben bereits festgestellt, daß Fitzroy das Gift nicht
     vor dem Bankett genommen hat. Wir haben außerdem festgestellt, daß
     nichts von dem, was er beim Bankett gegessen oder getrunken hat, vergiftet
     war. Und doch«, fuhr

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