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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Athelstan fort, »wurde Fitzroy ohne
     Zweifel hier in diesem Raum vergiftet, weil er etwas aß, das niemand
     sonst aß.«
    »Was denn?« rief
     Hussey und beugte sich vor. »Genug der Rätsel, Bruder!«
    »Fitzroy wurde von
     jemandem vergiftet, der wußte, daß er ein Schleckermaul war.
     Jawohl, Fitzroy hatte eine große Vorliebe für Zuckerwerk.
     Manche bezeichneten ihn sogar als Vielfraß. Ich glaube, es geschah
     folgendermaßen: Jemand, der wußte, wo Fitzroy sitzen würde,
     legte irgendein Zuckerwerk, etwas sehr Süßes, neben seinen
     Silberteller, bevor das Bankett begann. Nur der dicke, klebrige Zucker
     verbarg die Tatsache, daß diese Köstlichkeit mit Gift getränkt
     war. Und dieser Zucker war es, was ich im Mund des Töten entdeckte.
     Und so, vermute ich, wurde Fitzroy getötet.«
    »Unsinn!« rief
     Goodman, sein arrogantes Gesicht war jetzt totenbleich. »Hätte
     Fitzroy das nicht merkwürdig gefunden?«
    »Nein«, sagte
     Athelstan. »Erstens war er ja zu einem Bankett gekommen. Vielleicht
     dachte er, ein Diener habe die Süßigkeit fallengelassen oder
     als besondere Aufmerksamkeit für ihn hingelegt. Und zweitens …«
     Athelstan lächelte. »Ihr habt Euch alle hingesetzt. Vor jedem
     von Euch steht ein kleiner silberner Teller. Neben jeden habe ich, bevor
     Ihr hereinkamt, eine Süßigkeit gelegt. Wie viele von Euch haben
     sie inzwischen aufgegessen? Haben sie geistesabwesend in den Mund
     gesteckt?«
    Denny, Goodman und Bremmer
     grinsten verlegen.
    »Woher wißt Ihr,
     daß sie nicht vergiftet war?« bellte Cranston und genoß
     ihren verdatterten Gesichtsausdruck. Schwerfällig erhob er sich.
     »Aber Ihr habt getan, was jeder tun würde, der an einem Tisch
     sitzt und aufs Essen wartet. Ihr habt eine Leckerei gefunden und in den
     Mund gesteckt. Fitzroy war nicht anders. Ja, bei seinem Appetit konnte er
     wohl kaum widerstehen.«
    »Ja, aber wer hat sie
     ihm hingelegt?«
    Die Atmosphäre wurde
     eisig. Gaunts Frage hing wie ein Damoklesschwert über ihnen. Cranston
     deutete auf Lord Adam Clifford.
    »Ihr, Sir, seid ein
     Verräter, ein Lügner und Mörder! Ich beschuldige Euch, in böser
     Absicht den Tod des Sir Thomas Fitzroy, des Peter Sturmey und des Sir
     Gerard Mountjoy herbeigeführt zu haben!«
    Clifford sprang auf; seine
     Augen waren riesig und sein Gesicht rot vor Zorn. »Du fetter alter
     Trottel!« brüllte er. »Wie kannst du es wagen?«
    Wie vom Donner gerührt
     lehnte sich Gaunt auf seinem Stuhl zurück; die Gildeherren starrten
     Cranston fassungslos an. Clifford kam drohend auf den Coroner zu, die Hand
     am Dolch. Sir John zog sein Schwert, aber Gaunts Gardehauptmann trat rasch
     zwischen die beiden Männer.
    »Lord Adam, ich schlage
     vor, Ihr setzt Euch wieder hin«, sagte der Soldat leise und sah sich
     über die Schulter nach seinem Herrn um. Gaunt hatte seine Fassung
     wiedergefunden und nickte stumm, ohne seinen jungen Adjutanten aus den
     Augen zu lassen.
    »Setzt Euch, Adam«,
     sagte er leise. »Mylord Coroner, fahrt fort. Aber sollten sich Eure
     Anschuldigungen als falsch erweisen, so werdet Ihr Euch dafür
     verantworten müssen.«
    »Ich werde mich vor
     Gott verantworten«, erwiderte Cranston und schaute in die Runde.
     »Jetzt will ich Euch eine Geschichte erzählen«,
     begann er, »von einem Königreich, in dem der König ein
     Kind ist und alle Macht bei seinem Onkel, dem Regenten, liegt. In
     Abwesenheit eines starken Herrschers entstehen Fraktionen, die sich um die
     Macht balgen. Die Adligen bei Hofe vertiefen sich in tödliche Rivalitäten,
     in der Stadt wetteifern mächtige Bürger um die Herrschaft. Das
     arbeitende Volk draußen auf dem Land murrt und führt verräterische
     Reden. Es bilden sich geheime Zirkel und Gruppen, die Aufstandspläne
     schmieden.«
    »Seht Euch vor, Sir
     John!« zischte Gaunt.
    Athelstan schloß die
     Augen und betete, daß Cranston nicht zu weit gehen möge.
    »Wenn ich lüge«,
     antwortete Sir John, »soll mir jemand widersprechen.« Er sah
     die Gildeherren an, aber alle schwiegen - auch Clifford, dem jetzt die
     Schweißperlen übers Gesicht rannen.
    »Ein Führer tritt
     auf den Plan«, fuhr Cranston fort. »Ein geheimnisvoller Mann,
     der sich Ira Dei nennt, der ›Zorn Gottes«. Er führt die
     ›Große Gemeinschaft des Reiches‹, einen geheimen Rat
     von Bauernführern. Sie wissen nicht, wer er ist, und auch sonst weiß
     es niemand. Er kommt und geht und sät die Saat der Zwietracht. Und
     nun

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