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Der Zusammenbruch

Der Zusammenbruch

Titel: Der Zusammenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Soldaten machte. Die Kameraden sagten, mit etwas Nachhilfe hätte er es weit bringen können. Aber wenn erauch ganz gut lesen und schreiben konnte, sein Ehrgeiz ging nicht bis zum Sergeanten. Bauer bleibt Bauer.
    Aber der Anblick des Feuers aus grünem Holz, das immer noch qualmte, regte ihn an, und er rief Lapoulle und Loubet, die beiden Leute, die sich damit abquälten und beide zu seiner Korporalschaft gehörten:
    »Laßt das doch! Ihr vergiftet uns ja nur!«
    Loubet, ein magerer, lebhafter Spaßvogel, grinste.
    »Das geht schon an, Korporal, sicher ... Blas doch, du!«
    Und er schubste Lapoulle, einen Riesen, der sich mit Backen wie ein paar Blasbalge abquälte, einen wahren Sturm zu entfesseln, das Gesicht hochrot, die Augen blutunterlaufen und voll Tränen.
    Zwei andere Leute der Korporalschaft, Chouteau und Pache, der eine auf dem Rücken ausgestreckt, ein Nichtstuer, der es sich bequem zu machen liebte, der andere auf den Hacken kauernd, eifrig mit dem sorgfältigen Stopfen eines Risses in seiner Hose beschäftigt, platzten vor Freude über die scheußliche Fratze des Untiers Lapoulle los.
    »Dreh' dich doch um, puste mal von der andern Seite, dann geht's besser!« schrie Chouteau.
    Jean ließ sie lachen. Vielleicht fänden sie später nicht mehr so oft Gelegenheit dazu; und er, der große ernste Kerl mit dem vollen, regelmäßigen Gesicht, neigte schließlich doch auch nicht zu Trübseligkeit und drückte bei den Späßen seiner Leute gern ein Auge zu. Aber dann fesselte ihn eine andere Gruppe, noch ein Mann seiner Korporalschaft, Maurice Levasseur, der sich schon fast eine Stunde lang mit einem Zivilisten unterhielt, einem rosigen Herrn von etwa sechsunddreißig Jahren, mit einem Gesicht wie ein guter Hund, etwas vorstehenden, großen blauen Augen, so kurzsichtig, daß sie ihn dienstuntauglichgemacht hatten. Ein Reserveartillerist, ein verwegener, zuversichtlich aussehender Wachtmeister mit braunem Schnurr- und Kinnbart, hatte sich zu ihnen gefunden; und so, ganz unter sich, überhörten sie alle drei, was vorging.
    Jean hielt sich für verpflichtet, sie zu unterbrechen, um ihnen einen etwaigen Verweis zu ersparen.
    »Sie gehen jetzt besser, Herr; hören Sie, der Zapfenstreich, und wenn der Leutnant Sie sieht ...«
    Maurice ließ ihn nicht ausreden.
    »Bleib' nur, Weiß.«
    Und zu dem Korporal ganz trocken: »Der Herr ist mein Schwager. Er hat Erlaubnis vom Oberst, mit dem er bekannt ist.«
    Was ging das diesen Bauern an, dessen Hände noch nach Mist rochen? Er selbst war im vorigen Herbst Rechtsanwalt geworden, hatte sich freiwillig gestellt und war durch die Gunst des Obersten den 106ern zugeteilt worden, ohne erst gemustert zu werden, trug aber den Tornister ganz gern; aber vom ersten Augenblick an kehrte er sich voller Widerwillen, in einer dumpfen Empörung gegen diesen ungebildeten Flegel, der sein Vorgesetzter war.
    »Gut,« erwiderte Jean m seinem ruhigen Tonfall, »lassen Sie sich fassen; ich quäle mich nicht drum.«
    Damit drehte er sich um, sah aber, daß Maurice nicht log; denn im selben Augenblick ging der Oberst, Herr von Vineuil, vorbei, stolz und vornehm mit seinem langen, gelben, von einem dicken weißen Schnurrbart in zwei Hälften geteilten Gesicht; er hatte Weiß und den Soldaten mit einem Lächeln gegrüßt. Der Oberst ging lebhaft auf einen Hof zu, den man in zwei- oder dreihundert Schritt Entfernung zwischen Pflaumenbäumen liegen sah; dort war der Stab für die Nachtuntergebracht. Man wußte nicht, ob der Kommandant des siebenten Korps bei der schrecklichen Trauer, mit der ihn der Tod seines bei Weißenburg gefallenen Bruders erfüllte, auch dort sei. Aber der Brigadegeneral Bourgain-Desfeuilles, der die 106er unter sich hatte, war sicher da, ein Großmaul wie immer, der seinen dicken Körper auf ein paar kurzen Beinen vorwärtsrollte und den bei seinen blühenden Lebemannsfarben sein bißchen Gehirn nicht drückte. Um den Hof herum entstand eine zunehmende Bewegung, Meldereiter kamen und gingen jede Minute, alles war in fieberhafter Erwartung von Meldungen aus der großen Schlacht, von der jeder seit dem Morgen fühlte, daß sie verhängnisvoll verlief, irgendwo dicht bei ihnen. Wo wurde sie wohl geliefert, und wie mochte sie augenblicklich stehen? Mit sinkender Nacht schien es, als ob sich über den Obstgarten, über die um die Ställe verstreuten Heuschober die Angst heranrollte und sich wie ein schattenhafter See ausbreitete. Dazu hieß es noch, man hätte eben einen ums Lager

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