Der zweite Mord
erlitten.«
»Warum das?«
Dr. Löwander zögerte.
»Sie glaubt, dass sie ein Gespenst gesehen hat.«
Er sagte das unbeschwert, in der Hoffnung, dass die Polizisten dem nicht allzu viel Bedeutung beimessen würden. Hastig drehte er sich zu Bengtsson um und meinte:
»Begleiten Sie mich doch bitte nach oben zu Schwester Siv.«
Er streckte die Hand nach Bengtssons Taschenlampe aus und eilte auf die Treppe zu. Folke Bengtsson ging dankbar hinter ihm her.
Bereits gegen sieben Uhr morgens trafen Kommissar Sven Andersson und Inspektorin Irene Huss in der Löwander-Klinik ein.
Die beiden Kriminalbeamten stiegen aus dem blauen Volvo, den der Kommissar direkt vor dem großen Eingang der Klinik geparkt hatte. Beide blieben stehen und betrachteten eingehend das imposante Gebäude. Das Krankenhaus war aus braunroten Ziegeln erbaut. Das protzige Entree führte in ein Treppenhaus, das in einer halbrunden Ausbuchtung in der Mitte des Bauwerks lag. Portal und Fenster waren von aufwendigen Stuckaturen umgeben. Auf beiden Seiten des geschnitzten Portals wachten griechische Götter. Beide waren aus Marmor.
Sie stießen das schwere Portal auf. Inspektor Fredrik Stridh saß auf einem Stuhl im Entree und erwartete sie bereits. Er saß nicht einfach nur da, um seine müden Beine auszuruhen, sondern weil er etwas auf einem Block notierte. Als er seine Kollegen sah, sprang er schnell auf und kam ihnen entgegen.
»Hallo. Guten Morgen«, sagte Kommissar Andersson zu seinem jüngsten Inspektor.
Energisch begann Stridh Bericht zu erstatten:
»Morgen! Der Tatort ist von der Streife gesichert. Der Mann von der Spurensicherung war bereits bei der Arbeit, als ich gegen halb vier ankam. Malm sagt, es wirke so, als sei die Frau erwürgt worden.«
Der Kommissar nickte.
»Warum warst du erst um halb vier hier?«, fragte er.
»Ich war noch auf einen Sprung in Hammarkullen und habe mir einen Burschen angeschaut, der kurz vor Mitternacht aus dem achten Stock gefallen ist. Es waren mehrere Personen in der Wohnung, und das Fest war noch in vollem Gange. Entweder haben sie ihn alle aus dem Fenster geworfen, oder er ist selbst gesprungen. Mal abwarten, was die Gerichtsmedizin dazu sagt. Apropos Gerichtsmediziner, da kommt gerade einer.«
Sie sahen durch die dicke Glasscheibe der Außentür. Ein weißer Ford Escort sauste durch die Einfahrt und blieb mit quietschenden Reifen hinter dem Wagen des Kommissars stehen. Die Fahrertür öffnete sich, und eine feuerrote Mähne kam über dem Autodach zum Vorschein.
»Yvonne Stridner!«, stöhnte Kommissar Andersson.
Inspektorin Irene Huss war irritiert, als sie den Tonfall ihres Chefs hörte. Sie hoffte nur, dass er sein Temperament zügeln konnte, sodass sie auch wirklich alle Auskünfte von Yvonne Stridner erhalten würden. Sie war unerhört tüchtig und wusste das auch. Vermutlich war sich der Kommissar darüber ebenfalls im Klaren, denn er trottete vor und hielt Frau Professor Yvonne Stridner die Tür auf. Diese nickte gnädig.
»Guten Morgen. Jaha, Herr Andersson, die Mordkommission ist also auch schon hier.«
Der Kommissar murmelte etwas vor sich hin.
»Wo ist die Leiche?«, fragte Frau Professor Stridner geschäftsmäßig.
Fredrik Stridh führte sie die Treppe hinunter in den Keller.
»Das Opfer wurde als die Krankenschwester Marianne Svärd identifiziert, achtundzwanzig Jahre alt, mittelgroß, graziler Körperbau. Liegt auf dem Bauch quer auf einem Motor … aha … dem Notstromaggregat der Klinik. Die Kleider sind in Ordnung. Ihr fehlt der Schuh am rechten Fuß. Der Rigor mortis lässt darauf schließen, dass sie schon seit mindestens sechs Stunden tot ist. Wahrscheinlich etwas länger. Der Livores mortis der am weitesten unten liegenden Körperteile spricht ebenfalls dafür. Ich messe die Körpertemperatur gleich vor Ort. Die Zimmertemperatur ist laut Thermometer an der Wand neunzehn Grad.«
Yvonne Stridner schaltete ihr Taschendiktiergerät ab und begann, den toten Körper zu untersuchen. Der Polizeitechniker Svante Malm versuchte, ihr dabei nicht im Weg zu stehen. Kommissar Andersson zog seine beiden Untergebenen nach draußen in den Korridor und zischte:
»Mit Malm da drinnen geht es ja noch, aber mit der Stridner bekomme ich keine Luft mehr. Was hast du rausgekriegt?«
Die Frage war an Fredrik Stridh gerichtet. Dieser nahm seinen Block aus der Tasche, leckte sich am Daumen und fing an zu blättern.
»Alarm bei der Notrufzentrale um null Uhr siebenundvierzig. Dr. Sverker
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