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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Schlimmste war, dass sie ihm Recht geben musste. Lindas Verschwinden passte überhaupt nicht zu ihrer Theorie. Und Linda war ganz klar in die Sache verwickelt. Ihr Taschenkalender hatte in Mariannes Kitteltasche gesteckt und ihr Fahrrad im Durchlass unter der Brücke. Sie selbst war seit dem Mord an Marianne wie vom Erdboden verschluckt.
    Die Gegensprechanlage summte, und eine Stimme verkündete, dass die Pizzen eingetroffen seien. Irene und Tommy meldeten sich freiwillig, sie holen zu gehen. Im Aufzug sagte Tommy ernst:
    »Wir müssen Linda finden. Lebend oder tot. Vorher werden wir wohl kaum darauf kommen, wie die Morde an Marianne und Gunnela Hägg zusammenhängen.«
    »Du glaubst auch, dass es sich um denselben Mörder handelt?«
    »Yes.«
     
    Der Kommissar sieht müde und alt aus, dachte Irene. Diese Geschichte hatte ihn mitgenommen. Keiner war sich deutlicher bewusst als Andersson, dass sie auf der Stelle traten. Was den Mord an Marianne Svärd anging, waren sie nicht weiter als vor einer Woche. Die Zeitungen wussten noch nichts vom Mord an Gunnela Hägg. Wenn sie Lunte rochen, war klar, über wen sie herfallen würden, da gab er sich keinen Illusionen hin. Andersson stöhnte unbewusst auf. Taktvoll taten die anderen so, als hätten sie es nicht mitbekommen. In seinem Alter hatte man ein Recht auf seine Eigenheiten. Und außerdem war er immer noch der Chef.
    »Ich will mir das Band noch einmal anhören«, sagte Tommy plötzlich.
    In Ermangelung einer besseren Idee ließ Irene das Band wieder von vorne laufen. Tommy beugte sich vor und hörte sich gespannt den Schluss an. »Sie nahm das Fahrrad. Gott bestraft Diebstahl!«, war Irenes Stimme zu vernehmen, die versuchte, Gunnelas heisere Stimme nachzuahmen.
    »Yes! Das ist genau, was sie sagt!«
    Er strahlte seine Kollegen triumphierend an. Alle taten ihr Bestes, so zu tun, als könnten sie ihm folgen. Aber keinem von ihnen gelang es.
    »Hört ihr denn nicht, was sie sagt? Sie nahm das Fahrrad. Gott bestraft Diebstahl!«
    Er sah sich in der Runde um, aber begegnete nur höflich interessierten Blicken.
    »Wenn jemand ein Fahrrad nimmt und für Diebstahl bestraft werden soll, muss das doch bedeuten, dass der Betreffende ein Fahrrad gestohlen hat! Das Fahrrad gehörte also nicht ›Schwester Tekla‹, aber sie war es, die es nahm und damit losradelte!«
    Tommy machte in der Luft Anführungszeichen, als er den Namen des Krankenhausgespenstes nannte.
    »Du meinst also, dass Gunnela Hägg sah, wie Linda eintraf und das Fahrrad vor dem Krankenhaus abstellte. Aber es war nicht Linda, die wegradelte, sondern die verkleidete Schwester Tekla«, sagte Irene.
    »Yes.«
    »Wenn es sich bei beiden nicht doch um Linda gehandelt hat«, warf Jonny ein.
    »Warum sollte Linda ihr Rad unter der Brücke verstecken und sich dann vollständig in Luft auflösen?«, konterte Irene.
    Er blickte sie säuerlich an, sah aber ein, dass er ihr Recht geben musste.
    Sie hörten sich das Band ein weiteres Mal an, ergebnislos. Langsam sagte Irene:
    »Wenn Tommy Recht hat, sah Gunnela Hägg, wie Linda ihr Fahrrad im Klinikpark abstellte. Man kann sich fragen, warum Linda mitten in der Nacht den Hintereingang benutzt hat. Ich finde, dass das ziemlich unheimlich gewesen sein muss. Der Personalschlüssel passt schließlich auch für das Hauptportal. Dort ist es heller.«
    Sie verstummte einen Augenblick, ehe sie ihren Gedankengang fortsetzte.
    »Sah Gunnela sie in die Klinik gehen? Das wissen wir nicht. Nehmen wir es mal an.«
    »Okay. Wir nehmen das an. Und?«, murrte Jonny.
    Irene beachtete ihn nicht weiter.
    »Gunnela sah nur Schwester Tekla wieder ins Freie treten. Diese nahm Lindas Rad und fuhr davon.«
    Sie machte eine Pause, um zu sehen, ob ihre Kollegen ihr folgen konnten. Es hatte den Anschein, selbst Jonny sagte nichts.
    »Gunnela sagt nichts davon, dass Linda wieder aus der Klinik gekommen wäre.«
    Sie verstummte und sah den Kommissar direkt an.
    »Das bedeutet, dass Linda noch in der Klinik sein muss.«
    Andersson starrte sie misstrauisch an.
    »In der Klinik? Unmöglich!«
    Er verstummte und dachte nach, ehe er fortfuhr:
    »Andererseits deutet nichts darauf hin, dass sie sie jemals verlassen hätte.«

KAPITEL 13
    Sie fingen um Punkt sieben an. Alle von der Ermittlungsgruppe waren vor Ort. Einer der Hundeführer war ebenfalls erschienen, um das Gebäude von oben bis unten zu durchkämmen. Die andere Hundestreife sollte die Suche in der Bachsenke fortsetzen.
    Der Kommissar hatte die

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