Der zweite Mord
gesamte Gruppe im Keller vor der Aufzugstür zusammengerufen.
»Ich habe gestern Abend noch mit den Leuten von der Spurensicherung gesprochen. Sie haben den ganzen Keller durchsucht, den Aufzug, das Treppenhaus zur Intensivstation sowie die Intensivstation. Wir überprüfen diese Räume ein weiteres Mal und außerdem jeden Winkel im übrigen Gebäude, in dem sich eine Leiche verstauen lässt!«
Andersson verstummte und betrachtete seine Untergebenen. Obwohl sie an den Tod gewohnt waren, rief er doch immer noch Trauer und eine gedrückte Stimmung hervor. Er holte Luft und fuhr fort:
»Wir haben einen Generalschlüssel vom Hausmeister. Der Einfachheit halber hat er die anderen Schlüssel nach Stockwerken sortiert. Fredrik und Jonny nehmen die für das Kellergeschoss. Der Hund beginnt ebenfalls hier unten und arbeitet sich nach oben vor. Birgitta und Hannu suchen das Stockwerk mit der Ambulanz und mit dem Entree ab. Ich kümmere mich um die Station und die Intensivstation. Es ist am unwahrscheinlichsten, dass sie sich in diesem Stockwerk befindet. Wenn sie überhaupt hier ist. Irene und Tommy können sich um die Operationssäle und die anderen Räume im Obergeschoss kümmern.«
Die Teams nahmen die entsprechenden Schlüssel entgegen und verteilten sich im Klinikgebäude.
Irene und Tommy ließen Andersson im Stockwerk mit der Station aus dem Aufzug und fuhren eine Etage höher.
Vor den Operationssälen war eine junge Schwester damit beschäftigt, einen Wagen mit einer Trage durch die Tür zu bugsieren. Tommy machte einen schnellen Schritt vor und hielt sie ihr höflich auf.
»Vielen Dank. Die Automatik ist kaputt. Diese alten Stromleitungen und Sicherungen geben in regelmäßigen Abständen ihren Geist auf«, sagte sie und lächelte Tommy ausgesprochen munter an.
Als sie den Wagen durch die Tür geschoben hatte, drehte sie sich noch einmal um und fragte:
»Was machen Sie denn hier schon so früh?«
Tommy verbeugte sich leicht und sagte:
»Wir durchsuchen die Klinik. Haben Sie heute Morgen die Zeitung gelesen?«
Verwundert schüttelte die Schwester den Kopf.
»Da steht, dass wir gestern noch eine Frau ermordet aufgefunden haben. Sie lag unter der Brücke hinter dem Klinikpark.«
»Wie grässlich! Ist es … war es … Linda?«
»Nein. Eine Stadtstreicherin. Wir wissen, dass sie manchmal in dem Geräteschuppen im Park schlief. Haben Sie davon gewusst?«
»Nein. Ich hatte nicht einmal eine Ahnung davon, dass es im Park einen Geräteschuppen gibt, jedenfalls nicht vor dem Brand.«
»Wer hat Ihnen von dem Brand erzählt?«
»Folke Bengtsson. Er weiß alles, was hier in der Klinik vorgeht.«
»Und von der Frau hatten Sie noch nie gehört?«
»Der Stadtstreicherin? Nein.«
Ihr Tonfall war etwas zerstreut. Routiniert schob sie die Trage auf Rollen gegen die Wand vor dem Operationssaal. Mit Mühe kam man jetzt noch mit einer anderen Trage vorbei, aber es wurde eng. Der Korridor war sehr schmal. Auf der linken Seite lagen die beiden Operationssäle und gegenüber ein Büro und ein Lagerraum. Der Gesamteindruck war der einer großen Enge. Die Räumlichkeiten wurden kaum ihrem Zweck gerecht.
»Wenn sie sich die Operationssäle ansehen wollen, müssen Sie sich umziehen. Wenn Sie nur in den Korridor gehen, reicht ein Plastikschutz über den Schuhen«, sagte die Schwester. »Jetzt passt es am besten, denn in einer Stunde ist die erste OP.«
Die Kriminalbeamten schauten durch die offenen Türen in einen der Operationssäle und konnten feststellen, dass es dort keine Möglichkeit gab, eine Leiche zu verstecken. Hier gab es kahle Wände, einen OP-Tisch, eine Operationslampe an der Decke, einen Narkoseapparat mit vielen Schläuchen und einige rostfreie Tischchen auf Rädern und diverse rostfreie Hocker. Die einzige Chance, hier eine Leiche loszuwerden, war, sie zu zerstückeln und mit dem übrigen Operationsabfall verschwinden zu lassen.
Es war ebenfalls unmöglich, eine Leiche oder Teile einer Leiche in den übrigen Bereichen des OP-Trakts zu verbergen. Alles war eng und zugestellt.
Sie gingen auf geradem Weg durch den OP-Trakt und in die Diele davor. Rasch rissen sie sich den blauen Plastikschutz von den Schuhen und legten ihn ordentlich in einen dafür vorgesehen Mülleimer.
Vor ihnen lag der Korridor der Verwaltung. Irene schaute in den Aufzug, der sich zufällig auf ihrer Etage befand. Ein Personenaufzug für maximal vier Personen. Für eine Trage oder ein Bett war nicht genug Platz. Alle Bettentransporte
Weitere Kostenlose Bücher