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Der zweite Mord

Der zweite Mord

Titel: Der zweite Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Befund weist darauf hin, dass sie an den Kopfverletzungen gestorben ist. Das Gesamtbild spricht dafür, dass sie ermordet wurde. Eine vollständige toxikologische Untersuchung steht noch aus. Proben für die kriminaltechnische Untersuchung sind entnommen.«
    Der Kommissar beendete den Vortrag und sah über den Rand seiner Brille. Es handelte sich um eines dieser billigen, rechteckigen Modelle, die man in Warenhäusern und an Tankstellen kaufen kann. Langsam klappte er die Bügel zusammen. Dann ergriff er wieder das Wort:
    »Ich habe Frau Professor Stridner gerade eben ans Telefon bekommen. Sie sagt, dass der Mörder Rechtshänder und sehr stark ist. Das Vorderteil des Seitenschneiders passt zu den Wunden. Ihrer Theorie nach schlug der Mörder wiederholt mit dem Seitenschneider auf Gunnela Hägg ein. Er brauchte mehr Kraft, als nötig gewesen wäre, um die winzige Alte zu töten.«
    Die »Alte« war dreizehn Jahre jünger gewesen als der Kommissar, aber Irene ließ es ihm durchgehen.
    »Der Mörder fühlte sich bedroht«, meinte Jonny nickend.
    »Er wusste von ihrer Existenz«, warf Hannu ein.
    »Sicher wurde ihr der Zeitungsartikel zum Verhängnis«, meinte Tommy.
    Irene fuhr fort:
    »Er wusste, dass ihm etwas, was Gunnela in der Mordnacht gesehen hatte, gefährlich werden konnte. War es die Tatsache, dass er auf Lindas Fahrrad davongefahren war und es unter der Brücke versteckt hatte?«
    »Yes. Davon bin ich überzeugt. Ich glaube auch, dass sich der Mörder hinter der Brücke die Schwesterntracht ausgezogen hat. Dann ging er hoch auf die Straße und verschwand. Vielleicht mit einem Auto«, sagte Tommy.
    »Das klingt wahrscheinlich«, pflichtete ihm Irene bei.
    »Kann man irgendwo an dieser Ausfallstraße parken?«, wollte der Kommissar wissen.
    »Nein. Nicht direkt an der Straße. Aber ganz in der Nähe des Mordplatzes gibt es einen ausgezeichneten Parkplatz. Knapp dreißig Meter entfernt.«
    »Wo?«
    »Am Klinikpark, hinter dem Tannenwäldchen. Hier befindet sich ein Besucherparkplatz für die Bewohner der Mietshäuser. Von der Brücke bis zum Parkplatz sind es nicht einmal dreißig Meter.«
    Die anderen dachten über Irenes Schlussfolgerung nach und nickten nach einer Weile zustimmend. Ermuntert fuhr diese fort:
    »Ein perfekter Platz für den Mörder, um seinen Wagen abzustellen. Als er sich zur Klinik schlich, stand Gunnela Hägg in der Laube und beobachtete ihn. Sie kannte die Geschichte von Schwester Tekla und glaubte natürlich, ein Gespenst vor sich zu haben!«
    Irene sah sich in der Runde um. Die meisten schienen ihr folgen zu können.
    »Entscheidend ist, dass Gunnela Hägg dort stehen blieb. Sie sah, wie Linda zur Klinik kam, und sie sah, wie die Person in der Schwesterntracht wieder ins Freie trat, das Fahrrad nahm und wegfuhr. Auf dem Tonband sagt Gunnela: ›Sie nahm das Fahrrad. Gott bestraft Diebstahl!‹«
    »Wie wollen wir wissen, dass nicht Linda zurückkam und ihr Fahrrad nahm?«, warf Jonny ein.
    »Weil Kurt Höök sie fragte: ›Welches Fahrrad?‹, und weil sie darauf antwortete: ›Das der anderen, die lebte.‹ In ihrer verdrehten Welt hatte sie schließlich ein Gespenst gesehen. Nämlich Schwester Tekla. Und Gespenster müssen erst sterben, ehe sie überhaupt Gespenster werden. ›Die andere, die lebte‹, bezieht sich wahrscheinlich auf Linda. Sie war kein Gespenst, sie lebte.«
    Andersson schlug erregt mit der flachen Hand auf den Tisch. Sein Pappbecher fiel um, und Kaffee lief über die Faxe. Eilig und noch ehe sie vollkommen durchnässt waren, hob er sie hoch und trocknete sie leidlich mit seinem Pulloverärmel ab. Irene seufzte und ging auf den Korridor, um von der Toilette Papierhandtücher zu holen. Auf dem Rückweg sah sie Birgitta am anderen Ende des Ganges, aber diese schien sie nicht zu bemerken. Jedenfalls winkte sie nicht zurück.
    Als sie wieder in den Raum trat, hörte sie Anderssons erregte Stimme:
    »Jonny und Fredrik sollen noch einmal in den Mietshäusern die Runde machen und fragen, ob jemand in der Mordnacht ein fremdes Auto auf dem Besucherparkplatz gesehen hat. Gegen Mitternacht. Wenn wir nur eine Automarke hätten, dann könnten wir diesem Kerl endlich das Handwerk legen!«
    Er atmete hörbar. Irene machte sich wieder einmal Sorgen um den Blutdruck ihres Chefs. Aber das war ein heikles Thema, und sie hütete sich, es zur Sprache zu bringen.
    Der Kommissar nahm das andere Fax und wedelte mit ihm in der Luft, damit es trockener wurde. Dann sagte er:
    »Wer war bei

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