Der zweite Tod
einziges Mal auf. Aus dem Frachtbrief ging hervor, dass eine Sendung vor kurzem, nämlich einige Tage vor Peterssons Tod, von Algier nach Spanien geliefert worden war. Was aus ihr geworden war, ließ sich den Papieren nicht entnehmen, aber nach den Aussagen des spanischen Kontaktmanns war die Sendung nach Madrid gelangt und dort verschollen. Nach Maßen und Gewicht konnte das durchaus ein altägyptischer Sarg sein. In der Zolldeklaration war jedoch von »Warenmuster« die Rede. Die Produktkategorie lautete T-32. Das war die Warenkennnummer für »Möbeldesign«.
Kjell sprang auf und eilte ins Archiv. Dort fragte er den Kollegen nach dem Ordner, in dem er diese Papiere gefunden hatte. Er lag aufgeschlagen auf dem Packtisch. Kjell gab ihn Pers Kollegen Lasse, der als Einziger von der Spurensicherung noch im Haus war.
»Kannst du diesen Ordner auf Spuren untersuchen? Ich möchte wissen, ob Fohlins Fingerabdrücke darauf sind. Und wenn ja, sind sie auf anderen Ordnern auch?«
Um halb zwölf war Kenneth Fohlin plötzlich verschwunden. Der Leiter des Observationsteams klang nicht, als fühlte er sich wie ein Versager. Zu Unrecht, versicherte ihm Henning. Es wäre doch von mannigfaltigem Vorteil gewesen, wenn Henning sich von innen an der Tür postiert und sich mit einem Bier in der Hand getarnt hätte. Das Lokal war zum Bersten voll gewesen, Fohlin war hinausgeschlüpft und entkommen. Kjell brauchte einige Minuten, bis er am anderen Ende der Leitung zu Ende geflucht hatte. Er verstand nicht, wie der Riese Fohlin irgendwo »hinausschlüpfen« konnte.
Fohlin hatte seinen Wagen stehen lassen.
»Du hattest Recht«, gab Henning durchs Telefon hindurch zu. »Der Kerl hat tatsächlich einige Dinge zu erledigen.«
Sechs Polizisten aus der Observierungsgruppe waren ausgeschwärmt. Später meldete einer der Verfolger, er glaube Fohlin in der Nähe vom Gullmarsplan von weitem erkannt, jedoch verloren zu haben. Das deutete daraufhin, dass Fohlin auf dem Weg zur SHF war. Henning beorderte alle Polizisten dorthin.
62
Ion Ola Sundman wohnte im Petrejusvägen 12. Sofi und Barbro kannten diese Straße nicht und mussten auf dem Stadtplan suchen.
»Das darf nicht wahr sein.« Barbro nahm den Zeigefinger vom Plan und ließ die flache Hand gegen ihre Stirn klatschen.
Sofi grinste. Wenn man sich hinter dem SHF-Gebäude ins Grün schlug, am Klärwerk vorbeilief durch den Wald in Richtung auf den Globen, dann war man zu Fuß in wenigen Minuten dort. Der Petrejusvägen lag mitten auf der Hammarbyhöhe.
»Der Kerl ist einfach nach Hause gegangen, über die Schnellstraße.«
»Wenn er es wirklich ist«, gab Sofi zu bedenken.
»Starten wir?«
Sofi nickte. Sie spürte die Angst ganz leicht und hoffte, sich nicht zu verraten. Sie bewaffneten sich und schlüpften in ihre Jacken. Sofi steckte ihr Notebook in ihren Rucksack, den sie kurz vor Ende ihres Studiums gekauft hatte. Das lag gar nicht so lange zurück, wie der Zustand des Rucksacks vermuten ließ, zwei Jahre und acht Monate.
Kurz darauf schoss der Wagen aus der Garage. Sofi trat aufs Gas, um sich damit selbst anzuspornen. Jetzt ging es endlich los. So wie sie es in Kairo gemacht hatte, als sie in Maadi aus dem Wagen gestiegen war. Sie hatte immer in einem Schutzpolster gesteckt, aus dem jetzt jemand die Luft herausgelassen hatte. Vielleicht konnte sie es wieder aufblasen. In einem weiten Bogen umkreisten sie den Stadtkern auf der südlichen Ringstraße. Unterwegs rief Barbro bei Henning an. Er stand mit dem Observationsteam gerade in einem Seven-eleven-Laden und wärmte sich bei Kaffee und Schokoriegeln. Die Lage sei konfus, berichtete Henning, das Observationsteam gehe davon aus, dass Fohlin nach Süden unterwegs sei. Barbro erzählte, dass sie einer Spur folgten. So verblieb man.
Das Haus, in dem Sundman wohnte, war ein Riesenwürfel und sah aus, als wäre ein außerirdischer Monolith in ein bewaldetes Gebiet gefallen. Der Globen war beleuchtet, und von hier war die nahe Halbkugel der Arena so riesig, dass sie den Blick nach Westen ganz verschluckte. Für die Anwohner ging die Sonne schon zwei Stunden früher unter als im Rest der Stadt.
Sie beratschlagten sich. Sofi kannte inzwischen Sundmans normale Telefonnummer, aber noch so ein sonderbarer Anruf wie vorhin war einfach zu verdächtig. Von außen bot sich keine Möglichkeit, die Wohnung einem der Fenster zuzuordnen. Es war zwei Uhr, und kein Mensch mehr auf der Straße.
Sofi rief bei der Telefongesellschaft an und
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