Der zweite Tod
ließ das Mobiltelefon von Sundman orten. Das dauerte zehn Minuten.
»Fohlin läuft doch auch irgendwo hier herum«, überlegte Barbro, während sie warteten. Mittlerweile war das Innere des Wagens fast auf die Außentemperatur abgekühlt. »Wenn das so nahe an der SHF liegt, dann kennen die beiden sich doch in der Gegend gut aus. Vielleicht haben sie hier im Wald einen Treffpunkt? Lass uns doch mal die Gegend erkunden.«
Das war typisch für Barbro. Sie war eben bei der Zielfahndung im zweiten Stock groß geworden. Bis vor einigen Tagen hätte Sofi sofort Lust daraufgehabt.
Der Rückruf von der Telefongesellschaft brachte die Bestätigung. Sundman streunerte hier irgendwo herum. Und gerade hatte er sogar telefoniert. Sofi notierte Nummer und Namen des Gesprächspartners.
»0734-476502. Sundman spricht mit einer Malin Âhlgren«, sagte Sofi.
»Hui!«, stieß Barbro hervor, begleitet von einer Wolke weißer Luft. »Das ist Fohlins Anwältin. Die sitzt doch auch in der Einsamen Emma.«
»Das kann nicht sein. Ihr Telefon befindet sich hier in Södra Hammarbyhamn.«
Sofi rief noch einmal bei Henning an. Malin saß immer noch an ihrem Tisch. Nur Fohlin war nicht mehr dort.
»Ich weiß aber nicht, ob sie in der letzten Zeit telefoniert hat«, beendete Henning seinen Kurzbericht.
»Ihr müsst herkommen!«, rief Sofi aufgeregt ins Telefon. »Hier spielt die Musik. Malin kann ihr Telefon nicht mehr haben, es muss auch hier in der Nähe sein. Wahrscheinlich hat Fohlin es bei sich und damit mit einem Jon Ola Sundman telefoniert. Der Typ wohnt hier im Petrejusvägen 12. Beide sind hier in der Gegend unterwegs.«
Barbro wollte schon die Tür aufreißen, als Sofis Telefon abermals klingelte. Sie hob ab und lauschte still. Es war die Telefongesellschaft.
»Kajsas Telefon befand sich in der Mordnacht um ein Uhr zwölf in der Västmannagatan«, sagte sie dann fassungslos. »Kurz davor musste sie jedoch noch in Uppsala gewesen sein.«
»Mein Gott«, sagte Barbro und drückte feurig die Tür auf.
63
Während Lasse im Archivraum nach Fingerabdrücken suchte, stürzte sich Ragnars Gruppe auf die Ordner mit den Frachtunterlagen. Doch sie fanden nichts, das den Papieren glich, die der junge Kollege aus Ragnars Gruppe entdeckt hatte. Nach zehn Minuten konnte Lasse sagen, dass Fohlins Fingerabdrücke auf dem Ordner waren. Dann machte er sich an die Nachbarordner. Nach einer eiligen Prüfung mit Speziallicht glaubte Lasse, dass Fohlin nur die beiden umstehenden Ordner berührt hatte.
Kjell rieb sich die Hände. In seinem Kopf nahm eine Idee Gestalt an. Fohlin würde sicherlich nicht selbst im Archiv arbeiten oder Unterlagen ablegen. Die Aktion am Tag war ganz auf die Computer ausgerichtet gewesen. Fohlin hatte in den Minuten, als die Polizei anrückte, nur den Interneteintrag vorgenommen. Und dann hatte er noch etwas anderes erledigt. Er war ins Archiv gestürmt und hatte den Stapel dort abgelegt, wo er nicht auffallen würde, weil er Hunderten von anderen Frachtpapieren glich. Nur wenn man alles sorgsam durchblätterte, würde dieser Stapel auffallen. Das war eine gute Taktik gewesen. Fohlin hatte nach dem gestrigen Besuch nicht erwartet, dass die Polizei heute alles durchsuchen würde. Warum hatte er nicht den Aktenvernichter benutzt? Er war also auf die Dokumente noch angewiesen.
Kjell suchte Ragnar. »Schau dir das hier mal an. Wir wissen, dass dieses Dokument von Petersson verfasst wurde. Da geht es um einen ägyptischen Sarg. Es war an diesen Frachtbrief geheftet.«
Ragnar ließ sich auf den Tritthocker nieder und setzte sich seine Lesebrille auf die Nasenspitze, studierte das Papier und murmelte leise mit. »Wenn das zusammengeheftet ist und tatsächlich zusammengehört, dann sieht das nach Schmuggel aus.« Er verglich Maße und Gewicht auf dem Frachtbrief und kam zu dem Schluss, dass der Sarg darin viel Platz hatte. »Die wesentliche Aufgabe der SHF ist es doch, im Ausland frisch gegründete Niederlassungen schwedischer Unternehmen zu leiten. Sie gründen sie und führen sie in den ersten zwei Jahren. Das hier ist eine schwedische Firma, die Designermöbel verkauft. Sie haben eine Filiale in Algier, die die SHF für sie aufgebaut hat. Von der Bestechung für die Baugenehmigung bis zum Teppich in der Eingangshalle haben die alles erledigt. Dafür müssen Waren hin- und hergeschickt werden. Das sind ideale Voraussetzungen für Schmuggel. Die ziehen das über den Namen der schwedischen Unternehmen ab.«
»Warum
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