Der Zweite Tod
kennengelernt.« Barbro griff zum Telefon und rief den Arrest an. Sofi ging in den Besprechungsraum und deckte den Tisch. Sie zündete auch die beiden anderen Kerzen auf dem Adventskranz an, kochte Kaffee und öffnete eine Flasche Weihnachtsmost. Nachdem der Kaffee durchgelaufen war, goss sie sich eine Tasse ein, schnappte sich eine Ziga rette aus Hennings Ge heimvor rat in sei nem Schreibtisch und genoss beides am offenen Fenster.
Sie atmete weiße Wolken in die Kälte hinaus und dachte: Lieber Gott, lass es einen Knall tun, der mich aus dieser Blase wieder befreit. Dann schloss sie das Fenster und verriegelte es sorgfältig.
Mari kam nach zwanzig Minuten. Sofi holte sie an der Sicherheitsschleuse zu den Räumen der Gruppe ab. Mari runzelte die Stirn, als sie den gedeckten Tisch erblickte. Sie hatte nicht erwartet, zu einer Weihnachtsfeier eingeladen zu werden. Zu dritt saßen sie am Tisch und tranken Abendkaffee.
Sofi muslerte Mari neugierig. Sie hatte auf einmal richlige Weihnachtsstimmung, die sie an sich gar nicht kannte.
»Das ist kein Trick«, sagte Barbro zu Mari. »Es hat sich einfach so ergeben. Wir bekommen gleich unser Essen.«
Mari freute sich. Sie sprachen über dies und das. Es erstaunte sie alle, wie leicht das ging. Sie vermieden es, über die Ermittlung zu sprechen, aber Barbro kündigte an, dass sie nach dem Essen gerne noch einiges mit ihr durchgehen wollte. Mari hatte nichts da gegen.
Das Essen kam erst um zehn. Barbro musste zum Haupteingang hinunterrennen, um es in Empfang zu nehmen. Nach dem Essen holte Sofi die Schachtel aus Hennings Schublade, und alle rauchten. Anschließend stand Barbro auf und holte einige Unterl agen aus dem Büro. Die Stimmung war schon vertrauensvoll genug, dass Barbro Mari gar nichts zu erklären brauchte. Sie zeigte ihr die Phantomzeichnung.
»Das ist wahrscheinlich der Mörder von Carl Petersson«, behauptete sie. Mari sah Barbro und Sofi bestürzt an. »Wenn wir an ihn he ran kom men, kön nen wir viel leicht sogar be weisen, was passiert ist.«
Mari betrachtete das Foto und zerbrach sich den Kopf. »Ich hab den schon mal gesehen«, raunte sie. »Ich weiß nur nicht, wo.«
»Vielleicht auf einem Foto?« Sie zuckte mit den Schultern.
»Lasst uns in die Wohnung fahren«, schlug Sofi vor. »Ich will wissen, was Mari dort gemacht hat. Ich will es sehen.«
Barbro war einverstanden. »Ist viell eicht auch ganz gut für ihr Gedächtnis, wenn wir uns bewegen.«
Sie zogen sich an. Mari bekam eine Ersatzjacke von Henning. Darin sah sie nach Barbros Urteil aus, als triebe sie auf Hilfe wartend in einer Rettungsinsel im Meer. Dann fuhren sie zur Västmannagatan.
Sofi war seit über einer Woche nicht mehr hier gewesen. Die Zeit kam ihr noch viel länger vor. Die Wohnung war für sie ein Museum geworden. Äußerlich hatte sich nichts verändert. Sie konnte sich sogar eri nnern, viele Gegenstände dorthin gel egt zu haben, wo sie jetzt noch lagen. Sofi wollte den Abtauf der Mordnacht noch einmal durchspiel en. Dazu räumten sie den Schreibt isch frei. Barbro spielte Pet ersson und setzte sich an den Schreibtisch. Mari und Sofi kamen aus dem Wohnzimmer, hielten an der Wohnungstür für die Paketannahme. Dann ging Mari ins Arbeit szim mer. Nachdem Bar bro bewe gungs un fä hig am Tisch verharrte, zeigte Mari, wie sie die Sachen aus der Wohnung in ihre Tasche gepackt hatte. Jetzt wurde noch einmal so richtig klar, was danach alles geschehen sein musste. Der Computer war inzwischen abtransportiert, aber Sofi zeigte auf ihrem Laptop, was auf dem Monitor zu sehen gewesen war.
Das ers taunte Mari. »Der hatte doch von Comput ern gar keine Ahnung. Er konnte nicht mal eine Datei ohne meine Hilfe in ei nen ande ren Ord ner ver schie ben.«
Sofi fühlte sich in ihrer früheren Annahme bestäligt, aber Barbro war erstaunt.
»Wir sind bisher davon ausgegangen, dass der Trick mit dem Passwort und dem Server seine Erfindung war«, sagte sie.
Mari schnaubte. »Nein, nein, nie!«
»Warum bist du so sicher?«, wollte Barbro wissen.
»Server? Das hätte der nie kapiert.«
Sofi kramte Unterlagen hervor und zeigte Mari, wie das Passwort codiert gewesen war. »Das mit den Zahlen in verschiedenen Sprachen, das kann doch sein Stil gewesen sein.«
Mari blickte skeptisch drein.
Sofi war sicher, dass Petersson und Kajsa sich die Sache zusammen ausgedacht hatt en. Viell eicht war Fohlin auch dabei gewesen. Sie hatte heute oft gestutzt, wie gut er seine Computeranlage sichern konnte,
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