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Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Tür vor der Nase zu.
    Der Anruter war Kjell. Sie erzählte ihm, was gerade passiert war. Er lachte laut.
    »Kannst du in der vierten Etage bei Petersson klingeln? Dann öffnet dir eine Dunkelhaarige. Sie wird verzweifelt aussehen. Du wirst ihr helfen können.«
    »Aha. Wobei kann ich helfen?«
    »Mathematik. Es wird dir Spaß machen.«
    »Okay. Aber erst muss ich den Schlüssel suchen. Und wegwerfen. Der liegt hier irgendwo rum.«
    Linda marschierte mit strammen Schritten zur U-Bahn-Station am Odenplan. Sie hätte zu Hause bleiben sollen. Der Boden war mit Eisplatten bedeckt. Immer wieder kam sie ins Rutschen und musste die Arme ausstrecken, um das Gleichgewicht zu halten. Sie erkannte ihn aus einer Entfernung von fünfzig Metern. Um dem kalten Wind zu entgehen, hatte John den Kragen seines Mantels aufgestellt und das Kinn zur Brust gezogen. Nachdem sie sich einander bis auf zehn Meter genähert hatten, bemerkte er sie.
    Sie sahen sich an. Er war erstaunt, sie schwieg. Gestern Morgen war sie aufgebrochen, nachdem er eingeschlafen war. Das machte sie jetzt stark. Er zog die Nase hoch, um seine Eigenständigkeit zu behaupten. Ihr Herz pochte wild. Er reichte ihr die Hand, die in einem Lederhandschuh steckte. Sie legte ihre nackte Hand hinein. So war es von Anfang an, dachte sie. Er war bedeckt, sie nackt.
    Seit Linda in der letzten Nacht zu zeichnen begonnen hatte, war kein Wort mehr zwischen ihnen gefallen. Schweigend zog er sie mit sich, schräg über die Straße in Richtung auf ein beleuchtetes Lokal. Sie folgte ihm mit einem halben Schritt Abstand durch die Tür. Der langgezogene Raum wölbte sich wie ein U-Bahn-Schacht. Die Menschen sa ßen in geomet rischen Sesseln vor Tischen, die ihnen gerade bis zu den Knien reichten. Die Männer rauchten einheitlich Zigarren, die man an der Bar bekam. Alle waren älter als Linda und jünger als John. Linda hätte gerne erfahren, ob John das auch so gefiel wie ihr. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und sah ihr dann in die Augen. Linda hielt nach mögl ichen Bekannten Ausschau, die überall weitererzählen könnten, dass sie mit John Osborne hier war. Das wäre schön gewesen.
    Vor dem letzten freien Tisch ganz in der Mitte des Raumes half John ihr aus der Jacke und setzte sich ihr gegenüber. Um sie herum sprachen die Menschen mit gedämpfter Stimme. John bestellte zwei Kakao und einen Whisky. Er grinste dabei.
    Zuerst trank er von seinem Kakao und nahm im Anschluss einen Schluck Whisky. Linda fand, dass John hier der Einzige war, der mit einem Whisky nicht dämlich aussah, und beugte sich vor zu ihrem Kakao, trank auch und ließ sich danach wieder in den Sessel zurückfallen. Es war echter Kakao, nicht der O-Boy-Schnellkakao, den sie zum Frühstück trank. Er war ungesüßt und schmeckte bitter. Sie ließ John nicht aus den Augen. Er musterte sie weiter. Bestimmt überlegte er, ob er sie noch einmal mit neh men sollte.
    Es erregte sie, wie er seinen Blick an ihr herunter- und wieder hinaufwandern ließ. Sie sprachen nicht. Das gefiel ihr, obwohl sie den Verdacht hatte, ihn nur dumm anzuschauen. Er beendete seine Inspektion mit einem Lächeln. Sie verstand, dass er sie herausfordern wollte, denn das wollte er immerzu. Unentschlossen in ihren Gesten griff sie nach seinem Whiskyglas und trank daraus. Eine schlagfertige Geste, fand sie im Nachhinein.
    Er schien auch beeindruckt zu sein. Sie lächelte spitzbübisch, und er musste erraten, woran ihn das erinnern sollte.
    »Du kommst mit mir«, sagte er.
    Sie folgte ihm.
    Das lange Gespräch mit Sven konnte Sofi nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie so gut wie am Ende war. Sie war bereit aufzugeben. Um acht Uhr gab es keine Hoffnung mehr. Sie öffnete das Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Die Luft war eisig und roch nach nichts.
    Es gab noch viele Mögl ichkeit en, aber die best en hatte sie längst ausprobiert. Dabei war sie einmal drei, vier Schritte vorangekommen, aber nie weit er. Sie hasste Carl Pet erss on aus ganzem Herzen. Der Wind fuhr ins Zimmer und wirbelte einige der Papiere am Boden auf. Der Temperaturabfall ließ die Computer knistern. Sie schloss das Fenster und zog die schweren ockergelben Vorhänge zu. Erst als sie den Stoff berührte, fiel ihr auf, dass sie aus echter Seide waren. Sie hingen in allen Zimmern der Wohnung. Aber zugezogen wurden sie wohl nie. Sofi musste die Schärpe, die die Vorhänge zusammenhielt, mühsam aufknoten.
    Als es klingelte, stürmte sie zur Tür. Bei einem

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