Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
nicht an der Sünde! Sie will sich ihre Hände am Leben schmutzig machen. Nicht
beschmutzen.
Sie holt weit aus und greift hinein.« Ida bemerkte Kjells fassungslosen Blick.
    »Mein Gott! Sie geht ins Atelier, um sich einmal leidenschaftlich lieben zu lassen. Das wirst du doch wohl kapieren.«
    Es war mitten in der Nacht. Die leeren Tell er standen vor ihnen. John redete seit einer halben Stunde über Kunsttheorie. Etwas Väterl iches war in ihm aufgeblüht. Damit wollte er ein unangeneh mes Schwei gen überspie len, das beim Essen ent standen war. Linda wollte das nicht. Sag doch was, flehte sie im Stillen. Sie dachte an die Nächte, wenn Papa sie aus dem Schlaf weckte. Dann hatte er Spaghetti gekocht, immer zwischen zwei und drei Uhr. Während sie aßen, erzählte er, ob er sich einsam fühlte oder gerade glücklich war. Über solche Themen sprachen sie nur zu dieser Stunde. Und sie antwortete dann, worauf sie alles hoffte und wovor sie sich fürchtete. Sie hatte immer mehr gehofft als gefürchtet.
    »… findet Jone«, beendete John einen Satz, dessen Antang Linda verpasst hatte.
    »Jone?«, fragte Linda.
    »Meine Frau«, antwortete John erstaunt.
    »Du hast eine Frau?«
    »Hast du das nicht gewusst? Einen Sohn habe ich auch.« »Nein«, flüsterte Linda und rieb sich über die Augenhöhlen. »Das habe ich nicht gewusst.«
    Vor der Haustür blickte er zum Himmel hinauf, wo die Sterne so hell strahlten, dass sie unweigerlich die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Er hatte den dicken Sportanzug angezogen, der mit Sicher heit gerade sei nen ein zigen Einsatz in die sem Winter erlebte. Gelegentlich streifte ihn eine kalte Bö. Er lief über das Schneeteld am Schuppen vorbei und folgte dann dem Weg hinab zum Ufer. Der zwei Tage alte Schnee knirschte laut, so dass Sofi ihn gleich bemerkte. Sie wartete bei den Booten. Ihre Nasenspitze war rot. Sie trug ihre himmelblaue Daunenjacke, deren gesteppte Kammern sich vor Daunen nur so wölbten. Im Büro berührte er die Jacke manchmal im Vorbeigehen, wenn sie am Haken hing. Der Stoff war weich und glatt.
    »Es geht um das Passwort, oder? Dir ist etwas aufgefallen.«
    Sofi nickte. »Hast du dich nicht gefragt, warum die Säpo so viel über Pe ters son gesammelt hat?«
    »Glaubst du, dass Spionage auch zu sei nen Ta lenten gehört hat?«
    Sofi lächelte. Sie setzten sich in Bewegung und schlenderten am Kai entlang. Der Wind wehte Sofi die Haare ins Gesicht.
    »Ich frage mich, wer das alles programmiert hat. Die Idee mit den Hieroglyphen stammt sicherlich von ihm, obwohl schon so gut wie jede exotische Sprache für andere Zwecke missbraucht worden ist. Aber der Rest kann nicht von ihm stammen.«
    »Wieso bist du dir so sicher?«
    »Weil ich bis zur Eingabe des Passworts nicht vers tanden habe, was am anderen Ende der Leitung genau passieren soll. Pe ters son kann diese Fä hig keiten nicht be sessen haben.«
    Kjell verstand nun, weshalb Sofis Eifer in den letzten Tagen immer mehr geschwunden war. Sie hatte gespürt, dass ihre Fähig keiten nicht aus reichten, die Bar riere auf tech nischem Weg zu über winden.
    »Du glaubst an die Säpo?«
    »Nein, es ist militärisch. Es ist eine völlig eigene Softwareumgebung. Sie ist nicht auf dem neuesten Stand. Ich schätze, die Version ist fünf Jahre alt. Ich kenne eine etwas ältere Variante. Und die stammt von der FRA.«
    »Dem Ab hör dienst?«
    Sofi reckte den Arm und zeigte nach Westen. »Die sitzen dort hinten auf Lovön mit ihren tausend Antennen.«
    Jetzt wusste er, warum sie sich hier treffen wollte. Allerdings sah man die FRA von seinem Fenster aus noch besser. Warum standen sie hier in der Wildnis?
    »Die FRA entwickelt solche Sachen für den MUST, den Militärgeheimdienst.«
    »Kann jemand wissen, dass du das weißt?« Sie schüt telte ent schie den den Kopf.
    »Ich bin nur durch Zufall daraufgestoßen, und das ist Jahre her. Frag dich mal, warum Petersson das Passwort in Hieroglyphen chiffriert hat.«
    »Da fallen mir viele Gründe ein.«
    »Mir auch.«
    Zwischen ihnen entstand eine kurze Stille, bis Sofi ihm jäh das Gesicht zuwandte. »Wer ist Ida?«
    Kjell blieb stehen und sah Sofi fordernd an.
    »Die Software arbeitet mit einer speziellen Form eines zwei-di mensiona len Inter pretations pro gramms. Das ist leicht zu tarnen. Die Software hat den Nachteil, dass man nur numerische Passwörter bilden kann, also nur Zahlen von o bis 9. Und Ida hat das erkannt.«
    »Ida erkennt ganz viele Sachen!«
    »Nein, sie hat es nicht erkannt.

Weitere Kostenlose Bücher