Der Zweite Tod
Sie hat es
vermutet,
als sie es noch gar nicht erkennen konnte. Da kannte sie Lindas Lösung noch nicht und bezog es auf das Hieroglyphengitter. Sie muss Hintergründe kennen, oder es ist ein unglaublicher Zufall.«
Kjell gab dem Drang nach, seine Nasenwurzel und seine Augenlider zu massieren. »Dann musst du sie überprüfen.«
»Schon get an. Zwei kleine Veröffentlichungen in Fachzeitschriften zu mittelalterlicher Philosophie, diverse Nebentätigkeiten in harmlosen Firmen, keine Kreditkarte, ein Selbstmordversuch. Ihr Kontostand könnte meiner sein. Entweder ist sie so, oder sie ist professionell getarnt.«
Nein, er glaubte es nicht. Ida würde vielleicht an ihren Prinzipien scheitern. Aber sie würde niemals verraten.
»Ida hat sich immer schon für Men gen lehre inte ressiert. Das hängt mit ihrer Philosophie zusammen. Von Computern hat sie nicht sehr viel Ahnung. Worauf willst du hinaus?«
»Es muss noch jemand in Peterssons Leben geben, den wir noch nicht kennen. Von ihm stammt das technische Knowhow, das ein wenig veraltet ist.«
»Schweden oder Ausland?«
»Der Server kann tatsächlich überall stehen, er gibt sich allerdings sehr geschickt als ägyptischer Server aus. Aber die Software kommt aus Schweden. Schweden, Kjell!«
24: Montag, 3. Dezember
Am Morgen traf sich die Gruppe mit vier Ermittlern der Säpo. Die Angelegenheit war prekär, denn Kjell war nach Absprache mit der Reichspolizeileitung nicht bereit, die Adressen zu nennen, die sie auf dem Server gefunden hatten.
»Wir haben zwei Privatadressen und einen Zeitpunkt«, sagte Kjell. »Die Übergabe findet am Donnerstagmittag statt. Falls es eine Übergabe ist. Durch die Zeitverschiebung findet das Treffen in Kairo eine Stunde früher statt als in Madrid.«
»Das sieht wie ein LOC-System aus«, beur teilte ei ner der Säpo-Er mitt ler den Fund. »Ein ver breite tes System im inter nationa len Zah lungs ver kehr, jedoch in der Va ri ante, wie sie bei il lega len Transak tionen üb lich ist. Der Kunde über weist den Rechnungsbetrag an die Bank des Verkäufers zu treuen Händen. Der Verkäufer schickt die Ware ab. Sobald sie eingetroffen ist, meldet der Käufer dies an die Bank, die das Geld dann freigibt.
Letter of credit at sight
nennt man das. Bei der ilt egat en Form bildet sich ein Waren-Geld-Kreis über mindestens drei Kontakt a d res sen.«
»Ihr erwartet also, dass man bei diesen Adressen Geld oder Waren abholen kann?«, fragte Barbro.
»Ja«, antworteten die vier Säpo-Leute im Chor.
»Vielleicht muss man etwas mitbringen, die Gegenleistung?«
»Bei or ga ni sier ten il lega len Trans ak tionen werden Geld und Ware nie zusammen übergeben. Da könnte man sich ja gleich im Ge richtsgebäude ver abre den. Die Über gabe von Wa ren und Geld wird nur im Film aus dramatischen Gründen zusammengelegt. In der Wirklichkeit gibt es das Dreiecks- und das Parallelsys tem.«
»Die Frage ist nun, ob wir im Ausland auf eigene Faust agieren sollten«, merkte Kjell an.
»In Madrid kann es zu Probl emen kommen, wenn wir mit der spa ni schen Poli zei zusammen arbeiten. Was würden wir dort erfahren? Auch in Ägypten sollten wir die Behörden zunächst umgehen. Sie werden zu Recht auf ihrer Pol izeihoheit bestehen. Je nachdem, was dort passiert, muss das schwedische Außenministerium dann eingreifen.«
»Aber wie wollt ihr vorgehen?«, fragte Barbro. »Hintahren und klingeln?«
»Genau das würde ich vorschlagen«, sagte einer der SäpoLeute.
»Warum nicht sofort?«, wollte Barbro als Nächstes wissen. »Warum warten wir bis zum Termin?«
Alle dis kutier ten eine Vier telstunde über diese Frage. Doch schließlich siegte die Empfehlung der Säpo, dass man den Termin abwarten solle. Die Gleichzeitigkeit der beiden Termine in Kairo und Madrid legte nahe, dass die Ware oder das Geld erst kurz zuvor dort eintreffen würden. Vielleicht würde man auch von dort zu einem anderen Ort geschickt werden.
»Und wer fährt?«, fragte Kjell.
»In Madrid haben wir Rehnberg und Vikander«, schlug Nils Kullgren vor. »Sie arbeiten mit den Spaniern und den Engländern gegen terroristische Netzwerke und sind in solchen Übergaben sehr erfahren. In Kairo haben wir zurzeit nur Freelancer.«
»Können sie die Aktion durchführen?«
»Sagen wir so, sie können hinfahren und klingeln. Erfahrung hat keiner von ihnen.«
Kjell drehte den Kopf zu Sofi. Ihr Blick erinnerte ihn ein wenig an einen Hund, der mit aufgerissenen Augen und wedelndem Schwanz an der Haust
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