Der zweite Weltkrieg
entwickelten sich vielversprechende Operationen, in deren Verlauf im September Kiev genommen und Stalins östlich davon dislozierte Heeresgruppe Südwest in schwersten Kämpfen vernichtend geschlagen wurde (665.000 Gefangene).
In der Nacht auf den 2. Oktober erfuhren die „Soldaten der Ostfront“ durch einen Aufruf des „Führers“, dass sie zu einem „letzten gewaltigen Schlag ansetzen“ müssten, um den Gegner vor „Einbruch des Winters“ zu „zerschmettern“. So startete das Unternehmen „Taifun“, der Angriff auf Moskau.
Begleitet von Operationen der Heeresgruppe Nord, die Leningrad sowie den Ladogasee betrafen, und dem erfolgreichen Vorstoß der Heeresgruppe Süd in Richtung Kursk, Char’kov und Donec, trat die Heeresgruppe Mitte zum Marsch auf die Hauptstadt an. Generalfeldmarschall v. Bock standen die Luftflotte 2, drei Armeen und drei Panzergruppen mit 78 Großverbänden zur Verfügung, im Ganzen 1,9 Millionen Mann. Beeindruckende Zahlen, nur ließ der Zustand der Verbände zu wünschen übrig. Es herrschte Treibstoffknappheit, rund 50 % der Panzer und 22 % der Kraftfahrzeuge fehlten, den hohen personellen Verlusten stand zum Teil mangelhafter Ersatz gegenüber, es gab nicht genügend wintertauglicheAusrüstung, und fast alle schnellen Verbände gingen ohne Auffrischung von einer Schlacht in die andere.
Trotzdem gewann Bock die erste Runde in dem jahreszeitlich gesehen zu spät gesuchten Entscheidungskampf. In den Kesselschlachten von Vjaz’ma und Brjansk vernichtete er neun sowjetische Armeen. 673.000 Gefangene wurden eingebracht. Aber das Land besaß einen unbeugsamen Widerstandswillen, riesige Reserven an Panzern und Artillerie sowie – einschließlich der zu mobilisierenden Reservisten – 14 Millionen Soldaten.
Der Herbstregen und die folgende Schlammperiode stoppten ab Mitte Oktober die Angriffsoperationen für gut drei Wochen. Als der gefrierende Boden ideale Bedingungen für weiträumige schnelle Panzeroperationen schuf, setzte Bock die Offensive am 15. November fort. Anfang Dezember verlief die Front 20 bis 60 km westlich von Moskau.
Dort hatte Stalin die Schlammpause genutzt, um die Verteidigung vorzubereiten. Das bedeutete Teilevakuierung der Bevölkerung und des Staatsapparats, Verhängung des Belagerungszustands, Heranführen ausgeruhter, modern ausgerüsteter Verbände aus den asiatischen Landesteilen und Ernennung von Armeegeneral Georgij K. Zukov, dem Sieger von Nomonhan-Haruha, zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe West.
Hingegen fehlten Bock nach dem verlustreichen Herankämpfen an die sowjetische Hauptstadt operative Reserven, um noch einmal nachsetzen zu können. Einige Teile seiner Heeresgruppe waren blockiert, andere am Ende der Kräfte. Und am 4. Dezember kam die Kälte, die das Ostheer unvorbereitet traf: minus 40° Celsius! Damit lagen unter anderem die motorisierten Patrouillen fest, welche die zwischen den Frontabschnitten bestehenden Lücken überwachten. Als die Rote Armee am 6. Dezember zur Gegenoffensive antrat, brach sie an eben jenen Stellen durch und bewirkte, was Halder die größte militärische Krise in zwei Weltkriegen nannte. Brauchitsch, Bock und andere gingen. Ab dem 19. Dezember führte Hitler das Heer operativ als Oberbefehlshaber selbst.Er befahl Halten um jeden Preis, alle Frontbegradigungen bedurften seiner Genehmigung.
Die ausgehungerten, frierenden, medizinisch kaum versorgten Soldaten, niedergeschlagen wegen enormer personeller Verluste und der Einbußen an Waffen, Zugmitteln, Gerät sowie Ausrüstung, sollten durch fanatischen Widerstand zu alter Kampfmoral zurückfinden. In der Tat fing sich die Truppe. Als die Schneeschmelze die sowjetischen Angriffe beendete, hielt die Heeresgruppe Mitte im März 1942 eine zickzackförmige Frontlinie etwa 150 km westlich von Moskau. Die Deutschen verdankten das nicht zuletzt Stalin. Statt, wie von Zukov beabsichtigt, Smolensk frontal anzugreifen, befahl er die Umfassung der Heeresgruppe Mitte. Ein Unterfangen, das die damaligen operativen Fähigkeiten der Roten Armee überforderte.
Unbeschadet der Stabilisierung der Front ist festzustellen, dass sich Hitlers Kriegsmaschine von den Auswirkungen dieser Niederlage nie mehr erholte. Unstrittig ist ferner, dass „Barbarossa“ keines der gesteckten Ziele erreichte. Denn die „Masse des russischen Heeres“ entzog sich der Vernichtung. Die Wirtschaft der Sowjetunion blieb intakt. In den besetzten Gebieten stellten sich nicht die erwarteten
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