Der zweite Weltkrieg
Ausbeutungserfolge ein. Und schon 1942 übertraf die sowjetische Rüstung die deutsche um ein Vielfaches. Das wurde besonders deswegen möglich, weil es gelungen war, nach dem Überfall 2593 Rüstungsbetriebe, darunter 1523 große, aus dem gefährdeten Westen in den sicheren Osten des Landes zu verlegen, die zivile Produktion rigoros auf militärische umzustellen sowie neue Rüstungsfabriken in Betrieb zu nehmen.
Woran scheiterte der einzige als Blitzkrieg geplante deutsche Feldzug? Regen, Schlamm und eine extreme Kältewelle fielen gewiss ins Gewicht. Nur sind das in der Sowjetunion keine außergewöhnlichen Naturerscheinungen. Dass sie überraschten, verweist auf die zentrale Ursache: Eine allzu riskante Planung, die zudem den Gegner leichtfertig unterschätzte.
Hitler verlor Ende 1941 seinen Hauptkrieg und zugleich, im Rückblick erwartungsgemäß, den Krieg. Das vom KriegseintrittTokyos und Washingtons flankierte Desaster vor Moskau fixierte für das Dritte Reich die strategische Kriegswende – die Niederlage! Der eine oder andere in der deutschen Führung hat dies wohl erkannt, aber bei Hitler selbst ist eine derartige Einsicht nicht nachzuweisen. Ob er den Krieg vor seinem Freitod am 30. April 1945 jemals als absolut verloren ansah, ist schwer zu sagen. Seine diesbezüglichen Aussagen enthalten, wenn die Chronologie, der situationsbedingte Zusammenhang und das praktische Geschehen beachtet werden, zahlreiche Widersprüche, die unterschiedliche Auslegungen erlauben. Dennoch entsteht am Ende der Eindruck, dass es ihm gelang, sogar der übelsten Situation noch positive Seiten abzugewinnen. Ihn beherrschte, unbeschadet depressiver Stimmungsphasen, die Überzeugung, dass eine „Lage niemals hoffnungslos“ ist. Tatsächlich gab er den Glauben, wenn schon nicht an den Sieg, so doch an
sein Davonkommen
, offenbar nie auf. Man weiß, wie sehr er sich dabei selbst im Wege stand.
2. Verbrecherische Kriegführung und Völkermord
Nein, und dies beschrieb ein erklärtes Ziel der Alliierten, Massenmörder wie Hitler sowie seine Gehilfen in der SS, der Waffen-SS, im Sicherheitsdienst, in der Polizei und der Wehrmacht beziehungsweise in einer der vielen Parteiorganisationen durften nicht
davonkommen.
Auf ihr Konto gingen der Genozid an Europas Juden, die so genannte Euthanasie und der Tod Zigtausender unschuldiger Menschen in fast allen besetzten Ländern: Kinder, Frauen, Greise und Männer jeden Alters. Sie starben, oft auf grausamste Weise, bei Repressalien nach Anschlägen sowie Sabotageaktionen und im Rahmen der Partisanenbekämpfung, bloß weil sie verdächtig erschienen, mit den „Banden“ zusammenzuarbeiten. Selbst wenn hierbei anerkannt wird, dass der bewaffnete Widerstand das Okkupationsregime zusätzlich brutalisierte, so darf doch nicht vergessen werden, dass letzterer de facto eine Notwehrreaktion auf Aggression und Besatzungsherrschaft darstellte!
Der kriminelle Charakter der nationalsozialistischen Kriegführung begründete sich darin, dass die Regierung, für die deutsche Soldaten von 1939 bis 1945 kämpften, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beging oder befahl. Dabei bestand im Ganzen gesehen zwar ein quantitatives, aber kein qualitatives Ost-West-Gefälle. Die ethische Hemmschwelle bei staatlich verordnetem Mord lag auch bei auf dem Balkan, in Frankreich und Italien eingesetzten Deutschen sehr niedrig. Selbst dann, wenn die Befehlsverweigerung rechtlich möglich gewesen wäre, rekurrierte darauf nur eine verschwindend kleine Zahl der Uniformträger. Als typisch für die diesbezügliche Grundeinstellung deutscher Militärs kann deren Verhalten bei einem der entsetzlichsten Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs gelten, der nach Italiens Kriegsaustritt (8.9.43) aufgrund von drei „Führerbefehlen“ erfolgten Ermordung von ungefähr 7000 kriegsgefangenen oder sich ergebenden italienischen Soldaten, die sich, wie vom König befohlen, gegen ihre Entwaffnung und die Besetzung des Landes durch die Wehrmacht gewehrt hatten. Nur eine Handvoll Offiziere tat, was jeder deutsche Soldat sowie SS-Angehörige hätte tun können, und verweigerte die Ausführung der Mordbefehle. All das entlarvt die Behauptung, dass dem kriminellen Ostkrieg ein penibel völkerrechtskonformes Verhalten im Westen korrespondierte, als Mythos.
Zu den deutschen Kriegsverbrechen zählte ferner die Deportation von Männern sowie Frauen zur Zwangsarbeit. Die Opfer wurden zuweilen bei
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