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Der zweite Weltkrieg

Der zweite Weltkrieg

Titel: Der zweite Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Schreiber
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regelrechten
Sklavenjagden
festgenommen. 1944 belief sich ihre Zahl, 1.831.000 arbeitende Kriegsgefangene und Militärinternierte inbegriffen, auf 7.126.000. Das entsprach 24 % der in der Kriegswirtschaft tätigen Personen. Andere Schätzungen sprechen von 14 Millionen Zwangsarbeitern.
    Auch das Massensterben von etwa 3,3 Millionen der 5,7 Millionen kriegsgefangenen Rotarmisten verletzte internationales Recht. Es ist weder allein mit einem Notstand noch mit einer generellen Vernichtungsabsicht zu erklären. Ursächlich dürfte die mit den verbrecherischen „Barbarossa“-Befehlengeförderte rassistische Verachtung des Slawen gewesen sein. Diese zeigte sich insbesondere im Verhalten der obersten Führung, die das Los sowjetischer Kriegsgefangener in der Regel nicht rührte.
    Über das hier lediglich angedeutete menschliche Elend hinaus verantworteten Täter, Mittäter und Mithelfer des NS-Regimes den Völkermord an den europäischen Juden, der 1939 in Polen als partiell verwirklichter Genozid begann und sodann im Ostkrieg fortgesetzt wurde. Hierbei erschossen rund 3000 Mann der Einsatzgruppen A, B, C und D ab dem 22. Juni 1941 zuerst männliche Juden, ein paar Wochen später auch Kinder und Frauen – bis April 1942 circa 560.000 jüdische Menschen. Die verbreitete Formulierung „Endlösung der Judenfrage“ drückte für das NS-Regime seit dem Frühsommer 1941 den festen Willen aus, alle Juden in seinem Einflussbereich gewaltsam zu töten. Hitler ging damit zum total realisierten Genozid über. Ein von ihm ausgefertigter Befehl für den Massenmord ist zwar bislang nicht aufgetaucht, aber das erscheint unerheblich, da Äußerungen des „Führers“ – in seinen Reden, Monologen und in den Bormann-Diktaten – einer Selbstbezichtigung gleichkommen. In jenen Quellen ist er die Zentralfigur des Völkermords. Ein Sachverhalt, den Himmler bestätigte. Es muss wohl von mündlichen Weisungen für die „Endlösung“ ausgegangen werden.
    Jedenfalls ist die Annahme, die Durchführung des Genozids sei am 20. Januar 1942 auf der so genannten Wannseekonferenz beschlossen worden, falsch. Das Treffen Reinhard Heydrichs, Chef der Sicherheitspolizei und des SD, mit hochrangigen Repräsentanten einiger Ministerien, Ämter und Dienststellen in Berlin sollte zum einen klarmachen, dass einzig der Reichsführer SS für den Genozid zuständig war, und es diente zum anderen dazu, Richtlinien für die reibungslose Zusammenarbeit bei der Schaffung eines „judenfreien Europas“ zu vereinbaren. Dabei unterstellten die Konferenzteilnehmer, dass maximal 11 Millionen Juden zu vernichten wären.
    Wenn die SS und ihre Helfer die 1941 beschlossene „Endlösung“ erst ab März 1942 im großen Stil praktizierten, so lagdas vor allem daran, dass die Organisatoren, weil sich das Erschießen der Juden als zu zeitaufwendig und kostspielig sowie für die Mörder als nervenaufreibend herausgestellt hatte, eine fabrikmäßige, technisierte, so weit wie möglich entpersonalisierte Tötung anstrebten. Dafür mussten zunächst die infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen werden. Doch schon im zweiten Halbjahr 1941 gab es Experimente mit Gaswagen und dem in Gaskammern eingesetzten Giftgas Zyklon B.
    Parallel dazu dehnte man die Deportationen in Ghettos aus. Sie nahmen im Herbst 1939 mit polnischen Juden ihren Anfang und erfassten 1940 in Pommern sowie Baden und der Saarpfalz erstmals rund 7900 deutsche Juden. Im Oktober 1941 setzte die systematische Verschleppung der letzteren nach dem Osten ein, und im Frühjahr 1942 folgten die jüdischen Menschen, die in den von Deutschland besetzten Ländern lebten.
    Die Ghettoisierung geschah ursprünglich in der Absicht, die Juden weit nach Osten abzuschieben. Dabei dachten die Nazis bevorzugt an Gegenden, die, wie beispielsweise die Eismeerküste, eine hohe Sterblichkeit garantierten. In jenes Vernichtungsszenario fügte sich unter anderem der Generalplan Ost ein, der die Vertreibung von 31 Millionen Menschen aus den Baltischen Ländern, dem Generalgouvernement und den westlichen Teilen der Sowjetunion nach Sibirien vorsah. Mit dem Kriegsverlauf erledigten sich diese territorialen Lösungsansätze, die einer zutiefst inhumanen Germanisierungs- und Lebensraumpolitik entsprangen, von selbst.
    Insgesamt betrachtet entwickelten sich die Ghettos, in denen 500.000 Menschen elendiglich starben, für ihre Bewohner zu wahren Vorhöfen der Hölle. Niemanden und schon gar nicht die Verwaltungsbürokraten in

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