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Der zweite Weltkrieg

Der zweite Weltkrieg

Titel: Der zweite Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Schreiber
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„Barbarossa“ im mittelmeerischen und vorderasiatischem Raum strategische Entscheidungen herbeizuführen gedachte, profitierte Churchill. Er behieltden Nahen Osten in der Hand, britische Truppen schlugen den Staatsstreich im Irak nieder (2.4. bis 30.5.) und besiegten mit freifranzösischen Kräften die Vichytreuen Verteidiger der Mandatsgebiete Syrien und Libanon (8.6. bis 14.7.41). Zudem entspannte sich die Lage an der Heimatfront, da die Luftwaffe ab Mitte Mai über 60 Prozent ihrer Kräfte nach Osten verlegte. Das stimmte zuversichtlich.
    Hinsichtlich des „Großen Kriegs“ wurden die Karten der Mächte beim deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 neu verteilt – anfangs sah das wenigstens so aus.

V. Werden und Wesen des Weltkriegs
    Theoretisch hätten die maßgeblichen Politiker sowie Militärs in Tokyo bis zum Tag des japanischen Überfalls auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941, sofern ihnen daran gelegen gewesen wäre, auf dem Weg in den Weltkrieg jederzeit anhalten können. Dass sie es nicht taten, lag auch an der deutschen Aggression im Osten, die so gesehen die internationale Staatenwelt der Katastrophe eines zweiten „Großen Kriegs“ im 20. Jahrhundert den entscheidenden Schritt näher brachte.
1. Der „Fall Barbarossa“
    Hitler betrieb, um Stalin über seine wahren Absichten zu täuschen, eine konsequente Politik der Irreführung und des Baldrians. Deshalb ließ er zum Beispiel die im zweiten Halbjahr 1940 nur stockend erfolgenden Warenlieferungen in die Sowjetunion ab Frühjahr 1941 reibungslos durchführen.
    Stalin wiederum, dessen wahre Absichten umstrittener Diskussionsgegenstand der Geschichtswissenschaft sind, strebte 1941 zweifellos eine Entspannung in den beiderseitigen Beziehungen an. Er beabsichtigte, das NS-Regime – im Wesentlichen mit den Methoden des
economic appeasement –
von den Vorteilen einer Zusammenarbeit zu überzeugen, um Zeit für dieVerwirklichung seiner zahlreichen wirtschaftlichen und industriellen Reformvorhaben zu gewinnen. Gleichzeitig sollte sich Hitler am Luft-, See- sowie nordafrikanischen Wüstenkrieg gegen Großbritannien festbeißen. Sein Kalkül hielt ihn allerdings nicht davon ab, auf den Aufmarsch der Wehrmacht mit einer Verstärkung der Verteidigungsstellungen der Roten Armee in den grenznahen westlichen Militärbezirken zu reagieren.
    Parallel zur Täuschungspolitik gegenüber dem Kreml bemühte sich Berlin erfolgreich um Finnland und Rumänien als aktive Verbündete für „Barbarossa“. Beide hatten mit Moskau Rechnungen zu begleichen. Ende Juni befanden sich ferner die Slowakei, Ungarn und Italien im Kriegszustand mit der Sowjetunion. Franco entsandte einen Freiwilligenverband, die „Blaue Division“, und Hitler hoffte, dass Spanien nun doch noch in den Krieg gegen das Vereinigte Königreich eintreten würde. Dagegen hätte er im Osten auf die Ungarn und Italiener gerne verzichtet, sie mussten sich ihm förmlich aufdrängen.
    Derartige Anmaßung entsprach seit dem Waffenstillstand mit Frankreich deutscher Dünkelhaftigkeit. Nach den erfolgreichen Feldzügen wuchs im Militär und in der Zivilbevölkerung das Selbstwertgefühl sowie das Vertrauen in die Reichsführung. Und jene zeigte sich entschlossen, nach den Blitzsiegen im Westen in der Sowjetunion den ersten als solchen geplanten Blitzkrieg zu führen. Außerdem wollte Hitler von den damals vorhandenen Personalproblemen der Roten Armee und den Schwierigkeiten der sowjetischen Rüstung profitieren. Da diese vorübergehen würden, empfand er – wie 1939 – Zeitdruck.
    Hierbei ist, von der Breitenrüstung des deutschen Heeres ausgehend, der Blitzkrieg als Militärstrategie definiert, die eine Eskalation des Konflikts zum totalen Krieg verhindern soll. Der deshalb notwendige rasche operative Sieg wird durch den genau berechneten, zeitlich begrenzten Einsatz von qualitativ überlegenen Menschen- und Mittelpotentialen angestrebt.
    Die Kriege gegen Polen, Norwegen, Dänemark, die Beneluxstaaten, Frankreich, Jugoslawien und Griechenland entsprachen traditionell entworfenen, allerdings überraschend schnelldurchgeführten Feldzügen. Also betrat die Wehrmacht im Grunde Neuland, als sie einen Blitzkrieg gegen die Sowjetunion vorbereitete. Umso mehr erstaunt, wie hochmütig der Gegner abgewertet wurde. Dass ausländische Militärexperten die Fehleinschätzung teilten, erscheint unerheblich.
    Trotz der riesigen Entfernungen, des mangelhaften sowjetischen Straßen- und

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