Der Zypressengarten
wirft doch nicht sein Erbe weg.«
»Giovanna sagt, ihr Bruder ist total verliebt.«
»Er mag ja verliebt sein, aber wenn sein Vater gegen die Verbindung ist, was er zweifelsohne sein wird lösen sich ihre Zukunftspläne schon in Wohlgefallen auf, ehe sie welche geschmiedet haben.«
»Arme Floriana«, seufzte Costanza.
»Es ist eine wunderschöne Liebesgeschichte, aber mit einem unglückliche Ende, wie es die besten Liebesgeschichten nehmen. Sie kommt drüber weg. So ein starkes Mädchen. Ich nehme an, sie wird am Ende jemanden aus Herba heiraten und Dante vergessen. Ernsthaft, das war doch von Anfang an nur ein aussichtsloser Traum.«
»Kann sie denn nicht mit ihm nach Mailand gehen?«
»Und dann? Bei wem soll sie wohnen? Natürlich kann sie nicht. Ich denke, dass Dante zur Besinnung kommen wird, wenn er erst wieder in seiner Welt ist. Kannst du dir Floriana in Mailand vorstellen? Undenkbar! Nein, sie haben eine hübsche Sommerromanze, und die geht zu Ende. Es tut mir ja leid, ehrlich.« Sie legte eine Hand auf ihr Herz und zog eine traurige Miene. »Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie die kleine Floriana leiden wird, nach allem, was sie schon durchgemacht hat. Aber es ist unvermeidlich. Du wärst ihr eine gute Freundin, würdest du sie vorwarnen.«
»Das kann ich nicht!«
»Dann überlassen wir es dem Schicksal.« Oder mir, dachte die Contessa boshaft.
* * *
Als Dante seiner Mutter erzählte, dass Florianas Geburtstag nahte, beschloss Violetta, ihr eine Überraschungsparty mit der Familie auszurichten. Beppe war praktischerweise in Mailand, sodass sie freie Bahn hatte, Floriana zu verwöhnen. Sie ließ den Tisch auf der Terrasse decken und silberne Luftballons an jeden Stuhlrücken binden. Ein Kuchen in der Form von Gute-Nacht wurde gebacken, und hohe Sektflöten standen bereit. Violetta war sicher, dass Floriana noch nie eine Geburtstagsfeier gehabt hatte, und wollte, dass diese besonders wurde; vielleicht übertrieb sie es auch ein bisschen, weil ihr jetzt schon leidtat, welche Enttäuschung das Mädchen im September zu verkraften hätte. Violetta kaufte ein goldenes Armband für Floriana, an dem lauter kleine Talismane klimperten, und wickelte es aufwendig in rosa Papier mit Schleife. Der Koch bereitete ein Büffet für den Abend vor, sodass das Essen etwas von einem Bankett bekam.
Dante sorgte dafür, dass Floriana nichts mitbekam, indem er mit ihr an den Strand ging, bis es Zeit wurde, zur Villa zurückzukehren. Sie wusste, dass er eine Überraschung für sie hatte, und glaubte, er würde sie zum Abendessen in ein vornehmes Restaurant ausführen. Deshalb trug sie ihr bestes Kleid. Als sie jedoch nach La Magdalena kamen, wurde ihr klar, dass er ganz anderes geplant haben musste, nur hatte sie keine Ahnung, was.
Sie gingen Hand in Hand durchs Haus. Als sie den Salon betraten, sah Floriana den Tisch und die Ballons durch die Terrassentüren und schlug vor Staunen eine Hand vor ihren Mund. Draußen stand die Familie und erwartete sie: Giovanna und Costanza, Damiana und ihre beiden besten Freundinnen, Rosaria und Allegra, sowie Violetta, die ein Geschenk in der Hand hielt und sie strahlend anlächelte.
Florianas Ängste lösten sich endgültig in Wohlgefallen auf. Violetta hätte nicht deutlicher machen können, dass sie beide ihren Segen hatten. Mit Freudentränen in den Augen und rot glühenden Wangen näherte Floriana sich dem Tisch. Sie konnte sich gar nicht sattsehen an den kleinen Blumen, die auf der Tafel verstreut waren, und den Geschenken, die sich auf ihrem Platz stapelten, allesamt in hübsches Papier gewickelt und mit Schleifen verziert. Nicht zu vergessen das viele Essen – und alles für sie!
Violetta umarmte sie herzlich und reichte ihr das Geschenk. »Mein liebes Kind, du verdienst es mehr als irgendjemand sonst, den ich kenne. Ich wünsche dir Glück, Gesundheit und viele schöne Jahre!« Sie strich Floriana über die Wange und sah sie an wie eine Mutter ihre Tochter.
Floriana setzte sich und öffnete das Geschenk. Ungläubig starrte sie das Armband an. Violetta nahm es und legte es ihr um. »Ich habe die Anhänger einzeln ausgesucht. Sieh mal, hier sind Gute-Nacht, ein F für deinen Namen, ein Vogel, eine Grille, eine Blume und ein kleines Haus, in dem zwei Herzen wohnen, sowie eine Kirche und ein Kreuz.«
Floriana lachte unter Tränen und schüttelte den Kopf. Auch die anderen mussten lachen, als sie erkannten, dass sie vor lauter Rührung nicht sprechen konnte.
Sie packte ihre
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