Der Zypressengarten
seinem Geheimnis herauszuplatzen.
Elio guckte ihn unglücklich an. »Ich habe nichts«, sagte er mit einer Verzweiflung, die es dem Pater unmöglich machte, länger zu schweigen.
»Du wirst Großvater, Elio«, sagte der Mesner. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass es viel erregender war, es auszuplaudern, als das Geheimnis zu wahren. Elio starrte ihn entgeistert an. »Ja, Floriana ist schwanger«, wiederholte er grinsend.
»Schwanger? Floriana?«
»Das Kind ist von Dante Bonfanti.«
Schlagartig wurde Elio nüchterner. »Sind Sie sicher?«
»Glaub mir, ich weiß es. Siehst du, jetzt hast du etwas, wofür es sich zu leben lohnt.«
»Aber sie ist so jung.«
»Sie ist jung, doch ich nehme an, dass der Junge sie heiratet.«
»Dann nimmt er sie mit sich fort.«
»Sicher nicht.«
»Natürlich tut er das.« Elio rappelte sich mühsam auf.
Der Mesner packte seinen Arm, um ihn zu stützen. »Du darfst kein Wort zu irgendjemandem sagen, hast du verstanden?« Elio hörte ihm gar nicht mehr zu. »Ich hätte es dir nicht erzählen dürfen, aber du warst so elend, dass ich dachte, du brauchst etwas, für das du leben willst. Jetzt hast du es. Du wirst Großvater. Floriana wird dich brauchen. Jetzt ist deine Chance gekommen, vieles wiedergutzumachen.« Der Mesner war hochzufrieden mit sich, denn er hatte eindeutig etwas Gutes getan.
»Dante Bonfati?«, murmelte Elio und kratzte sich am Kopf. »Beppe Bonfantis Sohn?«
»Ja, genau der. Aber denk dran, du darfst es keinem sagen!«
»Keinem sagen«, wiederholte Elio matt.
»Gut. Jetzt bringe ich dich nach Hause. Ich möchte, dass du mir alle deine Flaschen gibst, und wir schütten sie gemeinsam in den Ausguss. Von jetzt ab wirst du ein anderer Mann sein, nicht mehr trinken oder dich in Selbstmitleid suhlen. Gott hat dir noch eine Chance gegeben. Es liegt in deiner Macht, dein Leben zu ändern und der Vater zu sein, der du sein willst.«
Elio stolperte an den Mesner gelehnt über das Kopfsteinpflaster. Hatte er wirklich gesagt, dass Floriana schwanger von Dante Bonfanti war? War das möglich? Er grummelte und wäre beinahe nach vorn gekippt. Der Mesner fing ihn auf. In seinem benebelten Zustand war vieles verworren. Eines jedoch war sonnenklar: Beppe Bonfanti würde nie erlauben, dass sein einziger Sohn Elios Tochter heiratete.
Am nächsten Tag telefonierte Dante mit Floriana, die ihn wieder vom Münztelefon bei Luigi anrief. »Es ist alles geregelt«, erklärte er. »Ich komme am Freitag, dem neunzehnten November, und hole dich am Samstagmorgen ab. Ich denke, wir treffen uns am besten an der Mauer. Dann können wir den Tag zusammen verbringen, bevor ich dich zum Kloster fahre.«
»Kannst du mich dort besuchen?«
»Selbstverständlich. Das ist ja kein Gefängnis.« Er hielt einen Moment inne, und Floriana hörte ihn am anderen Ende atmen. »Du hast doch keine Angst, oder, piccolina? «
»Nein, ich bin ganz aufgeregt. Noch sieht man nichts von ihm. Wäre mir nicht die ganze Zeit schlecht, würde ich denken, dass ich gar nicht schwanger bin.«
Trotz ihrer Freude, wünschte Dante sich inständig, dass es falscher Alarm war. »Sobald du bei einem Arzt warst, wissen wir es genau.«
»Oh, das weiß ich schon. Ich kann ihn in mir fühlen, auch wenn er erst so groß ist wie ein Samenkorn.«
»Und du glaubst, dass es ein Junge ist?«
»Ganz bestimmt. Ich werde dir einen Sohn schenken, Dante.« Als er nicht reagierte, wurde sie nervös. »Hast du Angst?«
Er wollte es nicht zugeben. »Ich fühle mich schrecklich, weil ich dich in diese Lage gebracht habe.«
»Das musst du nicht, Liebster. Kein Kind kommt zufällig auf diese Welt. So gedankenlos wäre Gott nicht. Jedes Kind ist kostbar, egal wie es empfangen wurde. Und unser Sohn ist erst recht kostbar, weil er in Liebe empfangen wurde.«
Dante musste unweigerlich lächeln, weil sie so zuversichtlich war. Er fragte sich, ob sie auch noch so unbekümmert wäre, wenn das Kind geboren war und die ganze Nacht schrie. »Ich liebe dich, Floriana.«
»Und ich liebe dich, Dante.«
»Erinnerst du dich an den Tag auf der Bank, als ich deine Hand nahm und dich nach deinem Namen fragte?«
»Ja, klar. Den vergesse ich nie.«
»Ich spürte damals schon, dass du ein Teil meines Lebens werden solltest. Ich wusste nicht, wie, aber ich merkte einfach, dass uns etwas verband.«
»Das habe ich auch gespürt.«
»Du warst so verloren, und ich wollte für dich sorgen.«
»Ich bin nicht mehr verloren.«
»Solange ich lebe,
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