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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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suchte sie nach dem Vater, den sie sich ersehnte.
    »Hast du genug zu essen?«, fragte Signora Bruno, als sie aus dem Zimmer gingen und die Tür schlossen.
    »Ja.«
    »Kommst du zurecht?«
    »Klar.« Sie zuckte mit den Schultern. »Manchmal denke ich, dass er morgen tot ist.«
    »Was würdest du dann machen?«
    »Bei Tante Zita wohnen.«
    »Die hat schon genug Mäuler zu stopfen.«
    »Ich esse ja nicht viel.«
    »Aber du wächst, und dann wirst du mehr essen.«
    »Wenn ich groß bin, heirate ich und wohne in einem Palast.«
    »Als Kleine haben wir alle davon geträumt, in einem Palast zu leben. Und guck dir an, wo ich jetzt wohne. Das ist nicht gerade der Palast meiner Träume.«
    »Aber ich habe dafür gebetet.«
    »Gott erhört nicht alle unsere Gebete, Floriana.«
    »Ich weiß. Aber er schuldet mir was.«
    Signora Bruno lächelte. »Tja, wenn das so ist, macht er dich bestimmt zu einer Prinzessin.«
    »Sie werden schon sehen«, sagte Floriana strahlend. »Und wenn Sie artig sind, dürfen Sie kommen und für mich arbeiten.«
    »Na, vielen Dank, Signorina! « Die alte Frau lachte den ganzen Weg die Treppe hinunter. »Das wird hoffentlich bald sein, sonst bin ich schon tot.«
    Floriana aß ein Stück Brot und Käse und trank ein Glas Milch. Durch die Wand hörte sie ihren Vater schnarchen und verzog das Gesicht. Er klang wie ein Schwein. Nach dem Essen ließ sie sich ein Bad ein. Wenn sie morgen zu Dante wollte, musste sie so hübsch aussehen, wie sie konnte. Sie schrubbte sich von oben bis unten mit warmem Wasser und wusch ihr Haar. Anschließend kämmte sie es gründlich aus, bis alle Knoten fort waren. Es war schwierig, ein Kleid zu finden, das nicht schmutzig oder zu klein war. Sie entschied sich für ein weißes mit roten Blumen, das sie sonst nie anzog, weil es so schnell Flecken bekam. Sie würde aufpassen, nicht damit auf Bäume zu klettern. Eines Tages würde sie einen Schrank voller hübscher Kleider haben – Tageskleider und Abendkleider – alle sauber, gebügelt und auf seidenbespannten Bügeln in einem Extrazimmer nur für ihre Kleidung. Sie hätte eine Magd, die sich um sie kümmerte und alles in Ordnung hielt.
    Floriana setzte sich auf die Fensterbank in ihrem Zimmer und sah hinauf zu den glitzernden Sternen. Wenn sie Dante heiratete, kam ihre Mutter vielleicht wieder, weil sie stolz war, dass ihre Tochter so gut verheiratet war. sie würde in dem kleinen Meerjungfrauengarten sitzen und ihr sagen, wie leid es ihr täte, dass sie weggelaufen war. Und Floriana würde ihr vergeben, weil sie es verstehen konnte.
    Das Schnarchen nebenan wurde lauter. Es muss schrecklich gewesen sein, in einem Bett mit einem Mann zu schlafen, der grunzte wie ein Schwein.

8
    Am folgenden Morgen gingen die beiden Mädchen durch das Klatschmohnfeld zur Villa La Magdalena. Costanza waren das hübsche Kleid ihrer Freundin und deren schimmerndes Haar gleich aufgefallen, und sie erstickte beinahe vor Neid. In Wahrheit besaß Floriana so wenig, und dennoch schien sie heute Morgen, als sie voller Selbstvertrauen über das Feld schritt, alles zu haben. Mürrisch folgte Costanza ihr.
    »Wenn du nicht mitkommen willst, musst du nicht«, sagte Floriana, die stehen blieb und auf Costanza wartete.
    »Ich will ja.«
    »Dann beeil dich.«
    »Wozu die Hetze? La Magdalena läuft doch nicht weg.«
    »Aber Dante vielleicht.«
    »Seinetwegen hättest du dich übrigens nicht so rausputzen müssen. Für ihn bist du so oder so ein Kind, ob du dein bestes Kleid anhast oder dein übliches.«
    »Ich habe mich nicht für ihn rausgeputzt«, entgegnete Floriana.
    »Für wen denn dann?«
    »Für mich, du Dumme. Signora Bruno sagt, jetzt, wo ich fast groß bin, muss ich besser auf mich achten.«
    »Mamma lässt mich nicht aus dem Haus, wenn ich mir nicht vorher die Haare kämme und das Gesicht wasche. Sie ist so pingelig.«
    Floriana sah Costanza an. In ihrem ordentlich gebügelten Kleid und den sauberen Sandalen sah sie sehr viel gepflegter aus als Floriana. Ihr langes helles Haar war mit blauen Bändern nach hinten gebunden. Es machte wirklich einen gewaltigen Unterschied, eine Mutter zu haben, die für einen sorgte. Floriana ging weiter und schob den Gedanken an ihre Mutter weit von sich.
    »Und wenn er nicht da ist?«, fragte Costanza ängstlich.
    »Dann schleichen wir uns trotzdem in den Garten. Ich weiß ja jetzt, wo alles ist, weil er es mir gezeigt hat.«
    »Und wenn uns jemand entdeckt? Die haben sicher ganz viele Bedienstete.«
    »Die haben

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