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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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zu achten, während Floriana keiner sagte, was sie machen sollte, und sie tun konnte, was ihr gefiel. Sie hatte Costanza leidgetan, als ihre Mutter davongelaufen war, aber Floriana hatte ihr Mitleid nicht gewollt, ihre sechsjährige Brust gebläht und gesagt: »Wer braucht denn eine Mutter?« Also beneidete Costanza sie stattdessen; sie war zu jung, um das gebrochene Herz hinter der trotzigen Kleinmädchenmiene zu erkennen.
    »Ciao«, sagte Floriana fröhlich, als sie in den Innenhof kam, wo Zitronenbäume in großen Töpfen wuchsen und Tomaten an der Südmauer reiften.
    Costanza blickte von ihrem Buch auf. »Ciao.« Dann bemerkte sie Florianas zufriedenes Grinsen und fragte: »Was hast du angestellt?«
    »Ich bin verliebt«, antwortete Floriana ungerührt.
    »In wen?«
    Floriana setzte sich neben sie und stemmte die Fußspitzen ab, um den Stuhl ins Schaukeln zu bringen. »Er heißt Dante.«
    »Meinst du Dante Bonfanti aus der Villa La Magdalena?«
    »Kennst du ihn?« Floriana wirkte ein bisschen beleidigt.
    »Irgendwie ja.« Costanza rümpfte die Nase. In Wahrheit war sie ihm noch nie begegnet, aber ihre Eltern kannten seine, und das zählte beinahe.
    »Er hat mir gerade die Gärten gezeigt. Ach, Costanza, das sind die schönsten Gärten, die ich kenne! Ehrlich, schönere gibt’s nicht.«
    »Klar sind die schön, die haben ja viele Gärtner. Früher in Rom hatte Mamma auch einen großen Garten.«
    »Ihr habt hier doch auch einen hübschen Garten.«
    »Aber der ist nicht so hübsch gepflegt. Wir haben kein Geld für solche Extravaganzen.« Sie wusste nicht genau, was das Wort bedeutete, aber ihre Mutter sagte es immerzu, normalerweise mit einem Seufzer.
    »Die Gärten da sind sehr gepflegt.«
    »Weißt du, dass sie eine der reichsten Familien in Italien sind?«
    »Wirklich?«
    »Dantes Vater, Beppe, ist einer der mächtigsten Männer im ganzen Land.«
    Floriana war nicht sicher, wie sie darauf reagieren sollte, daher schwieg sie und wartete, dass Costanza mehr erzählte.
    Costanza genoss es, mehr über ihn zu wissen als ihre Freundin. »Dante ist der Älteste«, fuhr sie fort. Dann siegte ihr Neid, und sie ergänzte bösartig: »Er ist so was wie ein Prinz und muss später mal eine Prinzessin heiraten. Es ist zwecklos, dass du dich in ihn verliebst.«
    Ihre Worte waren ein Dolchstoß in Florianas Herz. Sie presste eine Hand auf die Stelle, um das Bluten zu stoppen. Im nächsten Moment erinnerte sie sich wieder an Gott und die Kerze, die sie angezündet hatte, und ein kleiner Hoffnungsschimmer linderte den Schmerz.
    »Ich will ihn ja gar nicht heiraten«, sagte sie schnippisch und kicherte ein wenig, damit es überzeugender war. Sie war eine Meisterin im Heucheln. »Er sagt, dass ich so oft kommen darf, wie ich will. Seine Eltern sind verreist.«
    »Wie alt ist er?«
    »Fast achtzehn.«
    »Und was will er mit einem Mädchen, das erst zehn ist?«
    »Beinahe elf, und er will gar nichts. Ich glaube, er hatte Mitleid mit mir.«
    »Wie jeder andere auch. Die haben keine Ahnung, wie stark du bist.« Costanza knuffte sie spielerisch, weil sie sich auf einmal schlecht fühlte, dass sie Florianas Freude gedämpft hatte. »Darf ich nächstes Mal mitkommen? Ich möchte die Gärten auch gerne sehen.«
    »Wir gehen morgen hin. Ich habe ihm die eingebrochene Mauer gezeigt, wo ich immer raufkletter, wenn ich spioniere.«
    »Kann ich auch spionieren?«
    »Klar, wenn du still sein kannst.«
    »Ich kann still sein.«
    »Und du zischst mich nicht an, wenn ich runterspringe und herumschleiche?«
    »Nein, ehrlich nicht.«
    »Ich glaube nicht, dass ich herumschleichen muss. Er sagt, dass er nach mir Ausschau halten will.«
    »Sollen wir nicht einfach klingeln?«
    »Nein, es macht viel mehr Spaß, über die Mauer zu klettern.«
    »Wenn ich sage, wer mein Vater ist, lassen sie uns rein.«
    »Das müssen wir nicht. Wir klettern über die Mauer und suchen Dante. Wir überraschen ihn. Das macht ihm nichts, denn er ist jetzt mein Freund. Wir gehen morgen früh hin.«
    Nachdem das geregelt war, schnappte Floriana sich ein wenig Obst in der Küche und machte sich auf ihren Weg hügelabwärts in den Ort. Die Sonne sank bereits am westlichen Himmel, tauchte alles in einen melancholischen Bernsteinton und warf lange Schatten auf die Sandstraße, über die Floriana hüpfte. Sie aß eine saftige Feige und dachte an Dante. Es machte nichts, dass er eine Prinzessin heiraten müsste, denn die Liebe war wichtiger als Titel. Schließlich heiratete

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