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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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gewünscht, dass sie mich mitgenommen hätte, aber dann wäre ich jetzt ja nicht hier.«
    Er sah sie erstaunt an. »Bist du lieber hier als bei deiner Mutter?«
    »Ja, natürlich. Ich glaube nicht, dass meine Mutter so einen Garten wie den hier hat. Es kann allerdings sein, dass sie Weinreben hat, denn der Mann, mit dem sie weggelaufen ist, hat Tomaten verkauft.« Sie lachte, als wäre es unbedeutend.
    »Dann lebst du bei deinem Vater?«
    »Er ist der Fahrer von meinem Vater«, erklärte Costanza hochnäsig.
    »Er taugt nichts«, sagte Floriana.
    Dante runzelte die Stirn, weil sie auf einmal traurig wirkte. »Komm, ich möchte dir etwas zeigen.« Er stand auf. »Eine Überraschung.«
    Floriana schüttelte den Gedanken an ihren Vater ab und lächelte wieder. »Überraschungen mag ich«, sagte sie strahlend.
    Die Mädchen folgten ihm durch die Pforte in der Mauer hinaus in den Statuengarten, von dem aus eine elegant geschwungene Steintreppe hinauf zum Haus führte. Ein Mann in einer grünen Latzhose harkte den Kies, den Kopf mit einem breitkrempigen Hut vor der Sonne geschützt. Ein anderer wässerte die Randbeete mit einem Schlauch. Auf der Balustrade döste eine graue Katze, und Floriana lief hin, um sie zu streicheln. »Ist das deine?«
    »Eigentlich gehört er keinem«, antwortete Dante. »Noch ein Streuner.«
    »Du hast Glück. Ich würde auch gerne einen Streuner aufnehmen.«
    »Ich denke, du könntest ihn aufnehmen, nur würde er wieder hierherkommen, wo er sicher ist, dass man ihn füttert.«
    »Nein, ich nehme ihn dir doch nicht weg. Hier ist er ein kleiner Prinz, der unten vorm Palast schläft. In unserer engen Wohnung wäre er nur unglücklich.«
    »Dein Vater würde ihm das Fell abziehen«, sagte Costanza.
    »Nein, würde er nicht«, widersprach Floriana trotzig. »Aber er würde ihn nicht mögen.«
    Dante beobachtete Floriana fasziniert. Sie war selbst wie eine streunende Katze: eine kühne, unabhängige kleine Katze, die im Grunde wartete, dass jemand für sie sorgte. Er ging weiter zur anderen Seite des Gartens, wo sich hinter einer uralten Steinmauer ein Olivenhain befand. Zwischen den Olivenbäumen standen Feigen- und Apfelbäume, Kirsch- und Orangenbäume und riesige Terrakottatöpfe mit Deckeln, die einst zum Lagern von Früchten benutzt wurden. Der Boden war übersät von kleinen gelben Blumen, die aus dem hohen Gras lugten, und an der Mauer wuchsen schnörkelig verdrehte Eukalyptusbäume, die rheumatischen Greisen gleich die Gartengrenze bewachten.
    »Das ist eine tolle Überraschung!«, rief Floriana, die sichtlich begeistert war, ein weiteren schönen Garten zu entdecken.
    »Die Überraschung hast du noch nicht gesehen«, entgegnete Dante lachend und schaute sich suchend um. »Ah, da ist er ja!«
    Floriana und Costanza folgten seinem Blick zu einem majestätischen Pfau, der auf dem Boden pickte. Sein blaues Brustgefieder glänzte wie Öl.
    »Ich habe dir ja gesagt, dass es in diesem Garten seltene Vögel gibt«, sagte Floriana. »Er ist wunderschön. Hat er einen Namen?«
    »Nein, er ist einfach der Pfau.«
    »Na, wenn du zu faul bist, dir einen Namen für ihn auszudenken, überlege ich mir einen.« Sie kniff die Augen zusammen, dachte nach und grinste triumphierend. »Michelangelo.«
    »Ein bisschen protzig, findest du nicht?«
    »Ja, aber nicht für einen prächtigen Pfau. In diesem Palastgarten muss er sich behaupten, und das kann er am besten mit einem berühmten Namen.«
    »Beißt der?«, fragte Costanza ein wenig ängstlich.
    »Ich glaube nicht, dass er dich nahe genug an sich heranlässt«, antwortete Dante.
    Floriana ignorierte die beiden und näherte sich leise dem Pfau, eine Hand ausgestreckt.
    »Vorsichtig, Piccolina. «
    Dante und Costanza sahen zu, wie Floriana auf den Vogel zuschlich. Michelangelo hob den Kopf und beäugte sie misstrauisch. Als sie noch näher kam, machte er einen Schritt auf sie zu, neugierig, was sie in der Hand halten mochte. Mit ruckenden Bewegungen musterte er sie, während Floriana ermunternd auf ihn einflüsterte und näher schlich.
    Dann war sie bei ihm. Der Pfau versteifte sich, hackte jedoch nicht nach ihr, als sie sanft mit den Fingern über seine stolze Brust strich und die kleinen Federn glättete, die sich wie Pelz anfühlten.
    »Ich glaube, er mag dich«, sagte Dante. Costanza wünschte, sie hätte nicht solche Angst. In diesem Augenblick entfaltete der Vogel seinen prächtigen Schwanz zu einem riesigen Fächer. »Jetzt ist bewiesen, dass er dich

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