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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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müsste deine Mutter eigentlich wissen.«
    »Haben Sie Kinder?«
    »Ja, die sind längst erwachsen und wohnen in Rom.«
    »Vermissen Sie sie?«
    »Oh ja, Cara, das tue ich.«
    »Glauben Sie, dass Mamma mich vermisst?«
    Signora Brunos Herz stolperte, und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. »Das möchte ich wohl meinen, Liebes.«
    »Ist eigentlich auch nicht wichtig.«
    »Was?«
    »Ob sie wiederkommt. Denn jetzt bin ich verliebt, und ich brauche überhaupt keine Mutter.«
    »Du redest eine Menge Unsinn, Kindchen.« Signora Bruno tupfte sich die Augen mit ihrem Schürzenzipfel. »Weißt du was? Geh du deinen Vater holen, und ich helfe dir, ihn ins Bett zu packen.«
    »Danke.«
    Signora Bruno richtete sich mühsam auf. Ihre Knie knacksten hörbar, als sie sich streckte. »Jedes Kind braucht eine Mutter. Du solltest solche Sachen in deinem Alter nicht machen müssen«, seufzte sie.
    Floriana folgte Signora Bruno durch den Innenhof. Alles war unwichtig, denn morgen würde sie Dante besuchen.
    Floriana fand ihren Vater in Luigis Bar um die Ecke von der Via Roma, in der sie wohnten. Er saß vornübergebeugt an der Bar, ein leeres Glas in der Hand. Luigi wollte ihm nichts mehr zu trinken geben, und er wurde wütend. Floriana ging zu ihm und den anderen Männern, die ihn überredeten nach Hause zu gehen. Sie traten zur Seite, um Floriana durchzulassen.
    »Papà«, sagte sie und zog an seinem Arm. »Es ist Zeit, nach Hause zu gehen.«
    Kalt und fremd sah er mit seinen wässrigen Augen auf sie herab. »Geh selber nach Hause, blödes Gör!«
    Luigi und die anderen nahmen sie wütend in Schutz. »So kannst du nicht mit deiner Tochter umgehen, Elio! Geh jetzt nach Hause und sei ein anständiger Vater.« Floriana hatte es schon unzählige Male gehört und schämte sich kein bisschen für ihn. Falls sie überhaupt etwas empfand, dann war es Überdruss, weil sich diese Szene Abend für Abend abspielte. Sie wunderte sich, dass Costanzas Vater ihn noch für sich arbeiten ließ. Hatte er auch Mitleid mit ihr und behielt ihren Vater aus lauter Barmherzigkeit? Jedenfalls konnte Floriana sich nicht vorstellen, dass er mit seinen zittrigen Händen und dem verschwommenen Blick ein guter Fahrer war.
    Die anderen Männer bewegten ihn schließlich, mit ihr zu gehen, und beobachteten sorgenvoll, wie das kleine Mädchen ihm hinaus auf die Straße half. Floriana ging ihm ja kaum bis zur Taille. Er stützte sich auf sie, als wäre sie ein Gehstock, brummelte und murmelte unverständlich vor sich hin. Als sie die Tür zu ihrem Haus erreichten, wartete dort wie versprochen Signora Bruno. Sie hängte sich seinen Arm um die Schultern und hievte ihn die schmale Treppe zur Wohnung hinauf. Drinnen ließ sie ihn auf sein Bett fallen. Floriana zog ihm die Schuhe aus, während Signora Bruno die Vorhänge zuzog, wobei sie in einem ein Loch und auf dem anderen einen Flecken bemerkte. Keiner konnte von einem zehnjährigen Kind erwarten, dass es Vorhänge wusch und flickte. Es reichte schon, dass die Kleine ihre Kleidung waschen musste, was Signora Bruno ihr beibrachte, nachdem die Mutter weggelaufen war. »Jetzt musst du die Mutter sein«, hatte sie gesagt, und das kleine Mädchen hatte brav zugehört und versucht, nicht zu weinen. Floriana hatte diese Art, ihren Brustkorb aufzublähen und ihr Kinn zu recken, um stark zu erscheinen.
    Signora Bruno sah zu, wie Floriana ihren Vater mit einer Wolldecke zudeckte. Er packte die kleine Hand, und sein Gesicht knautschte sich zusammen wie ein nasses Geschirrtuch. »Vergib mir«, schluchzte er.
    »Schlaf jetzt, Papà. «
    »Ich müsste dir ein besserer Vater sein. Ab morgen ist Schluss mit dem Trinken, ich versprech’s.«
    »Das sagst du jeden Abend. Das wird langweilig.«
    »Deine Mutter ist schuld, weil sie uns verlassen hat. Wäre sie nicht weg, alles wäre gut.«
    »Du hast schon getrunken, bevor sie weg ist.«
    »Stimmt nicht.«
    »Vielleicht ist sie gegangen, weil du trinkst.«
    »Du weißt ja nicht, was du redest. Ich liebe sie und unseren Sohn. Wo sind die jetzt? Sehe ich sie jemals wieder? Was ist aus dem Jungen geworden? Bestimmt erinnert er sich gar nicht an mich. Aber ich liebe die beiden, und ich liebe dich. Ich trinke, weil ich den Schmerz meines erbärmlichen Lebens ersäufen muss. Vergib mir, Floriana. Meine kleine Floriana.« Er streckte die Hand nach ihrem Gesicht aus.
    »Schlaf, Papà.« Er schloss die Augen, und sein ausgestreckter Arm sank neben ihm aufs Bett. Floriana guckte ihn an. Vergebens

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