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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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Pool kam, um mit ihr zu toben, schwamm sie weg. Als er mittags versuchte, sie in die Arme zu nehmen, entwand sie sich ihm.
    Damiana lachte über ihre plötzliche Schüchternheit, begriff den wahren Grund jedoch schnell. »Sie ist eifersüchtig«, erklärte sie, kaum dass die Mädchen im Garten verschwunden waren.
    »Wie süß«, hauchte Gioia, die sich eine Zigarette ansteckte. »Ich kann es ihr nicht verdenken. Dante sieht sehr gut aus.«
    »Sie ist noch klein«, sagte Dante, der sich mies fühlte. »Und sie ist ganz allein auf der Welt.«
    Damiana verdrehte die Augen. »Du schon wieder! Erst tut dir der Vogel mit dem gebrochenen Flügel leid, dann der ungewollte Hund, und jetzt ist es das ungeliebte Kind.«
    »Tu nicht so, als würdest du sie nicht bemuttern! Du kriegst auch ganz glasige Augen, wenn du sie anguckst.«
    »Ich weiß, weil sie etwas Besonderes ist. Aber sie betet dich an, Dante. Brich ihr nicht das Herz.«
    »Was soll ich denn tun?« Er streckte einen Arm über den Tisch und ergriff Gioias Hand.
    »Sei nett«, sagte seine Schwester. »Und nimm Rücksicht auf ihre Gefühle.«
    Den Nachmittag strengte Dante sich extra an, Floriana seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, und nach einigem Bemühen seinerseits gab sie nach und erlaubte ihm, mit ihr zu spielen.
    Costanza guckte vom Schwimmbeckenrand aus zu, wo sie hockte und ihre Beine ins Wasser baumeln ließ. Sie dachte an das, was ihre Mutter über Florianas »niedere Herkunft« gesagt hatte. Wahrscheinlich war es besser, dass Gioia gekommen war und das Luftschloss zerplatzen ließ, das Floriana in ihrer Fantasie baute.
    Derweil vergaß Floriana Gioia oder glaubte vielleicht, dass Dantes Zuneigung zu ihr jene für die Fremde überwog, die so plötzlich aufgetaucht war. Gioia lag auf ihrer Sonnenliege, las eine Zeitschrift und interessierte sich kein bisschen für das Getobe und Getolle im Wasser. Damiana war froh, dass das Kind nicht mehr schmollte, ahnte jedoch, dass das Ende des Sommers Floriana nichts als Unglück bringen würde. Wenn sie nach Mailand zurückkehrten, wurde sie wieder zu einem Streuner, um den sich niemand kümmerte.
    Nach einer Weile war Dante müde und zog sich auf seine Sonnenliege zurück.
    »Hach, könnte der Sommer doch nie vorbei sein«, sagte Floriana, die ihm aus dem Pool folgte.
    »Das geht leider nicht, Piccolina. Ich muss nach Mailand zurück.«
    »Und von da nach Amerika und weiß der Himmel wohin dein Vater dich sonst noch schickt«, ergänzte Gioia gedankenlos. »Und ich werde sehr traurig sein.«
    Damiana sah zu Floriana, die kreuzunglücklich dreinblickte. »Du kommst doch bald wieder, oder, Dante?«
    »Das sollte er lieber. Ich werde sicher nicht ewig warten, während er durch die Weltgeschichte gondelt.«
    »Dante«, warnte Damiana ihn, doch es war zu spät. Floriana hatte schon begriffen, dass sie ihn jahrelang nicht wiedersehen würde, und wer wusste, was dann war …
    »Warum muss dein Vater dich so weit wegschicken? Gibt es denn keine guten Universitäten näher an deinem Zuhause?«, fuhr Gioia fort.
    Floriana ging zum Rand der Klippen und starrte hinunter aufs Meer. Es schwappte sanft gegen die Felsen, rief nach ihr, forderte sie heraus, zu springen. Sie drehte sich um und sah Costanza bleich werden, was sie erst recht anspornte. Ihr fiel wieder ein, wie sie früher aus großer Höhe ins Meer gesprungen war, um den anderen aus der Schule einen Schrecken einzujagen. Dieser Felsen hier war höher als die, von denen sie bisher gesprungen war, aber ihr brach das Herz, also was machte es schon, wenn sie sich verletzte?
    Damiana schaffte es, Florianas Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und verzog das Gesicht, aber das kleine Mädchen ging näher an den Klippenrand. Dann, ohne einen Gedanken an die eigene Sicherheit, vollführte es einen eleganten Sprung in die Tiefe. Dante schoss panisch auf. »Che cazzo fa!«, schrie er und sprang ihr nach.
    »Oh mein Gott!«, rief Gioia, die an den Klippenrand lief. »Er bringt sich um.«
    Damiana und die Mädchen liefen ebenfalls herbei und blickten hilflos zum Wasser unten. Zunächst war gar nichts zu sehen, nur die Wellen und ein bisschen Gischt, wo die beiden Springer die Oberfläche durchbrochen hatten.
    Costanza stand das Herz still. Sie hatte zu große Angst, um sich aus dem Pool zu wagen. Floriana war mutig, aber auch unbedacht. Was war, wenn sie diesmal zu weit gegangen war und sie beide umgebracht hatte? Sie kniff die Augen zu und wünschte sich, sie wäre zu Hause

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