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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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erschrocken an. »Die Greville-Jones’ wurden in den frühen Morgenstunden ausgeraubt.«
    »Gütiger Gott, bist du sicher?« Es machte ihr Angst, dass sich der Dieb Opfer auswählte, die sie persönlich kannte. Er rückte ihr entschieden zu nahe.
    »Mein Maulwurf bei der Polizei hat mich eben angerufen. Er sagt, sie halten es unter Verschluss, weil sie den Leuten keine Angst machen wollen.«
    »Morgen lesen wir es sowieso in der Zeitung.«
    »Von mir erfahren die es nicht.«
    Marina seufzte. »Armer John, arme Caroline. Das ist einfach schrecklich.« Sie bemerkte Jakes Grinsen. Er genoss das Drama. »Du solltest nicht zu zufrieden gucken, Jake. Wir könnten die Nächsten sein.«
    »Das bezweifle ich. Bei uns gibt es nichts zu stehlen.«
    »Was er nicht unbedingt weiß.«
    »Klar weiß er das. Es ist offensichtlich, dass er die Häuser, in die er einbricht, sehr gut kennt. Er schnappt sich die Beute und rührt nichts anderes an.«
    »Wurde jemand verletzt?«
    »John Greville-Jones hat ein Geräusch in der Diele gehört und ist mit seinem Gewehr nach unten geschlichen. Anscheinend hat er es immer unter seinem Bett.«
    »Er soll lieber aufpassen, dass Caroline nicht ihn damit erschießt.«
    Jake lachte. »Ich glaube nicht, dass sie weiß, wie man so ein Ding entsichert.
    »Hat er ihn gesehen?«
    »Nein. Er war sehr schnell. Rein und raus wie eine Maus.«
    »Was hat er mitgenommen?«
    »Das gesamte Silber aus dem Esszimmer.«
    »Sonst nichts?«
    »Mein Maulwurf sagt, er muss gewusst haben, dass es da war, weil er direkt ins Esszimmer ist. Die anderen Zimmer hat er gar nicht betreten, und du weißt, dass Greville-Jones’ ein Wohnzimmer voller wertvoller Gemälde haben.«
    »Irgendein Hinweis?«
    »Nur ein Zettel, auf den ›Danke schön‹ steht.«
    »Das ist doch absurd!«
    »Unterzeichnet mit ›Raffles‹.«
    »Auf jeden Fall mag er die Aufmerksamkeit, die er bekommt. Wer hat denn schon mal von einem höflichen Räuber gehört? Ein Widerspruch in sich.«
    »Eigentlich nicht. Räuber haben immer schon gerne ihre Erkennungszeichen dagelassen.«
    »Arme John und Caroline. Ich wollte vorschlagen, dass Rafa mit meinen Damen ihre Laube malt. Letztes Jahr hat Caroline ein Picknick für sie gemacht, und Harvey saß den ganzen Nachmittag in der Küche und hat mit der Köchin geflirtet. Tja, jetzt werden sie wohl eher keine Fremden zu sich einladen wollen.«
    Rafa und Clementine saßen bei Devil’s und betrachteten die silberne Etagère mit den Scones, die große Schale Clotted Cream und den Topf mit Marmelade. Penny und Tamara, zwei hübsche junge Bedienungen, blieben in Tischnähe, weil sie hofften, dass der gut aussehende Fremde ihnen noch ein umwerfendes Lächeln schenkte.
    »Das sind also Scones«, sagte Rafa und nahm sich den größten.
    »Ich zeige dir, wie’s geht.« Clementine schnitt ihm seinen Scone auf, gab einen großen Klecks Sahne auf jede Hälfte und einen Löffel Marmelade obendrauf. »Jetzt probier! Es ist nicht bloß ein Geschmack. Das ist ein Erlebnis.«
    Wohlwissend um sein Publikum – das neben den beiden Kellnerinnen aus einem Tisch voller Frauen mittleren Alters bestand, die ihre Unterhaltung unterbrochen hatten – hob Rafa eine Hälfte an die Lippen und biss ein klein wenig übertrieben theatralisch ab. Die Sahne-Marmeladenschicht war so dick, dass sich Spuren auf seinen Lippen nicht vermeiden ließen. Statt seine Serviette zu benutzen, leckte er sie genüsslich ab, während sich seine Krähenfüße beim Grinsen vertieften. Penny und Tamara kicherten, und die Frauen am Tisch lächelten über seine Bereitschaft, über sich selbst zu lachen. Es dauerte nicht lange, bis Sugar Wilcox, die auf den weniger zuckrigen Namen Susan getauft war, aus ihrem Büro hinten im Café kam, um nachzusehen, was vorne los war.
    Sugars Herz war so weich wie ihre Scones und ebenso bereit, mit Marmelade und Sahne verschlungen zu werden. Kaum erblickte sie den charismatischen Fremden, der mit Clementine Turner am Fenster saß, richtete sie ihre sorbetrosa Schürze und nutzte ihre Stellung als Inhaberin, um quer durch den Raum zu rauschen und sich vorzustellen.
    »Clemmie, wer ist dein charmanter Gast?«
    Rafa wischte sich den Mund mit seiner Serviette ab, sprang höflich auf und reichte der zierlichen blonden Frau die Hand. »Rafa Santoro«, sagte er.
    Der kräftige Händedruck erschreckte sie, weshalb sie hastig ihre Hand zurückzog und die fragilen Finger mit der freien Hand umfing.
    »Italiener«, rief sie aus. »Ich

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