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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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vorbeifuhren, und am Himmel, der mit Sternen übersät war, doch keines von ihnen war so einladend wie die Lichter des Polzanze.
    Tom und Shane kamen heraus, um ihnen die Türen zu öffnen.
    »Mir ist immer noch ein bisschen duselig«, sagte Veronica glücklich. »Es war ein herrlicher Tag.«
    »Das freut mich sehr.« Grey hakte ihre Hand bei sich ein.
    »Ich fühle mich sehr alt, aber überglücklich.«
    »Und ich fühle mich belebt«, sagte Pat, die sie festen Schrittes überholte. »Es geht doch nichts über einen Schwall Seeluft, um ein paar Jahre wegzupusten.«
    Clementine öffnete die Ladeklappe hinten und holte den Eimer heraus. Darin waren fünf Krebse. »Die reichen fürs Abendessen«, stellte sie fest.
    »Lass mich dir helfen.« Rafa nahm ihr den Eimer ab. »Wo soll ich ihn hinbringen?«
    »In unsere Küche. Komm mit, ich zeig’s dir.«
    »Ah, hier wohnst du also«, sagte er und blickte an dem hübschen grauen Steinbau mit dem weißen Uhrenturm und dem Wetterhahn nach oben.
    »Es ist der alte Stall. Submarine hat ihn ausbauen lassen.«
    »Submarine?«
    »Ach, entschuldige, das kannst du ja nicht wissen. Es ist mein Spitzname für meine Stiefmutter, weil sie so hinterlistig und gemein ist, eben wie ein feindliches U-Boot.« Sie lachte und ging davon aus, dass er ebenfalls lachen würde. Was er jedoch nicht tat. Vielmehr sah er aus, als wäre ihm unbehaglich, und Clementine bereute, es gesagt zu haben.
    Sie öffnete die Vordertür und führte ihn durch die Diele in die Küche. »Stell sie bitte auf den Tisch.« Sie hörte, wie er den Eimer abstellte, doch als sie sich wieder zu ihm drehte, stellte sie fest, dass sich sein Gesichtsausdruck vollkommen verändert hatte. Ihr war bewusst, dass sie ihre Bemerkung irgendwie rechtfertigen müsste, und sie wollte dringend, dass er wieder lachte. »Hör mal, tut mir leid, dass ich das über Marina gesagt habe, aber du kennst sie nicht so wie ich.«
    Er zuckte mit der Schulter. »Eure Beziehung geht mich nichts an.«
    »Und warum bist du dann beleidigt, dass ich sie so nenne?«
    »Ich bin nicht beleidigt.«
    »Doch, bist du wohl. Das sehe ich dir an.«
    »Ich mag deine Stiefmutter.«
    »Und es ist völlig okay, dass du sie magst. Du bist ein Mann, daher wundert’s mich nicht. Aber mein Verhältnis zu ihr ist kompliziert.«
    »Ja, ich weiß. Es ist problematisch, weil du es problematisch sein lässt. Dabei muss es das nicht.«
    »Was meinst du?«
    Er lehnte sich seufzend ans Küchenbüffet. »Du hast die Wahl, Clementine, und du entscheidest dich, an altem Groll festzuhalten.«
    »Ich kann nicht anders.«
    »Natürlich kannst du. Die Vergangenheit existiert nur noch in deinem Kopf. Du kannst jederzeit entscheiden, sie loszulassen.«
    »Kann ich nicht.«
    »Sie entspricht nicht mehr dem Menschen, der du heute bist.« Sie runzelte die Stirn. »Hast du jemals versucht, die Situation mit ihren Augen zu sehen?«
    Clementine senkte die Stimme. »Ich glaube nicht, dass ich ihre Sicht überhaupt verstehen muss. Sie ist diejenige, die meinen Vater verführt hat, der Grund für die Scheidung.«
    »Was damals schrecklich für dich gewesen sein muss, keine Frage. Aber nichts ist je so einfach. Hast du dich mal mit ihr hingesetzt und sie gefragt, was passiert war, von Frau zu Frau?«
    »Meine Mutter hat mir die ganze Geschichte erzählt.«
    »Wie konnte sie? Sie kennt nur ihre Warte.«
    Clementine merkte, dass sie wütend wurde. »Sie weiß genug. Sie war schließlich dabei, verdammt!«
    »Nein, war sie nicht.« Er lächelte bedauernd. »Ich sage ja nicht, dass du die Vergangenheit vergessen sollst, nur sie akzeptieren und gehen lassen, damit sie dir nicht die Gegenwart verdirbt. Du kannst nicht ändern, was geschehen ist, aber du kannst ändern, wie du darüber denkst. Jede Geschichte hat mindestens zwei Seiten. Du bist kein Kind mehr. Vielleicht versuchst du mal, das Geschehene mit Verständnis zu betrachten, statt Schuld zuzuweisen und dich gekränkt zu fühlen.«
    »Du hast keine Ahnung, Rafa. Und du vergreifst dich im Ton.«
    »Tut mir leid. Es geht mich nichts an.«
    »Nein, tut es nicht.« Trotzig verschränkte sie die Arme. »Ich denke, du gehst lieber.«
    »Hör zu, Clementine, ich sehe, dass du verbittert bist. Ich sage dir lediglich, dass du es nicht sein musst. Es ist deine Entscheidung.«
    »Ich will nicht darüber reden.«
    »Okay, ich gehe.« Er schritt zur Tür, drehte sich noch einmal um und lächelte traurig. »Lass dir die Krebse schmecken.«
    Clementine sah ihm

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