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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santa Montefiore
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wenn wir welche fangen?«
    »Sie wieder reinsetzen«, antwortete Clementine. »Es sei denn, sie sind groß und lecker. Die nehmen wir mit zum Abendessen.«
    Rafa formte mit den Händen einen Trichter vorm Mund und tat, als würde er schreien: »Lauft weg, Krebse! Flieht!«
    »Das wird nichts nützen. Die Burschen sind viel zu wild auf Bacon«, sagte Grey.
    »Ihre eigene Gier ist ihr Untergang«, fügte Pat hinzu.
    Grey segelte so nahe an den Kieselstrand, wie es ging, ehe er den Motor ausstellte und den Anker warf. Eilig zog Rafa seine Schuhe aus, krempelte die Jeans hoch und sprang ins Wasser, das ihm bis zur Mitte der Unterschenkel reichte. »Kommst du, Clementine?«
    »Was ist nur mit dir und Wasser? Musst du immer gleich reinspringen?«
    Er lachte. »Vielleicht hat es etwas mit dir zu tun.«
    »Also, ich behaupte gar nicht erst, dass ich unheimlich gerne nass werde. Aber meinetwegen.« Sie warf die Wolldecke zur Seite und zog ihre Turnschuhe aus.
    »Ich trage dich«, bot er ihr an, die Arme ausgestreckt.
    »Dazu bin ich viel zu schwer!«
    »Vertrau mir, ich habe schon Kälber getragen, die mehr wogen als du.«
    »Na gut, aber wenn ich dir doch zu schwer bin, bitte, zeig’s nicht.« Sie ließ sich in seine Arme fallen. Er gab vor, ins Schwanken zu geraten, und machte ein schmerzverzerrtes Gesicht. »Hey, hör auf damit!«, lachte sie.
    »Ich … glaube … ich … muss … dich … los…lassen.« Er stolperte zum Strand, wo er sie herunterließ. »Sonst noch jemand?«, fragte er Pat und Veronica grinsend.
    »Das schaffe ich allein«, antwortete Pat. »Ein bisschen Wasser hat noch keinem geschadet.«
    »Ich bleibe auf dem Boot und gucke von hier zu«, sagte Veronica.
    Grey schenkte ihr ein Glas Wein ein. »Ich habe Räucherlachs-Sandwiches. Sowie wir ein paar Krebse haben, feiern wir. Wie sieht’s aus, Clemmie, zeigst du ihnen, wie es geht?«
    Clementine vergaß ihre Abneigung gegen Krebse und band ein Stück Bacon an eine Schnur, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Rafa stand neben ihr, als sie die Schnur ins Wasser warf. »Es ist fast wie angeln«, erklärte sie ihm. »Du wartest, bist du ein Ziehen merkst, und holst die Schnur langsam wieder ein.«
    Er hatte den Eimer bereitgestellt, und tatsächlich war nach nur ein oder zwei Minuten ein Ziehen an der Schnur zu spüren.
    Clementines Herz schlug schneller. »Oh mein Gott, wir haben einen. Dad, wir haben einen!«
    »Gut gemacht, ihr zwei!«
    »Das ist ein Großer, glaube ich.« Sie zog vorsichtig an der Schnur und holte einen großen schwarzen Krebs aus dem Wasser. »Der ist riesig!«
    »Wow! Mein erster Krebs«, sagte Rafa.
    Meiner auch, dachte Clementine. »Nicht so schnell, Pirat. Das ist meiner .« Sie ließ ihn in den Eimer fallen. »Jetzt nimm dir eine Schnur und etwas Bacon und guck, ob du auch so einen Brummer fängst. Mal sehen, wer gewinnt.«
    »Und was kriegt der Gewinner?« Er sah sie mit einem verschlagenen Schmunzeln an.
    »Der darf ihn essen«, antwortete Clementine.
    »Ich hatte mir einen spaßigeren Preis vorgestellt.«
    »Welchen?«
    »Verrate ich nicht.«
    »Na, sag schon!«
    »Warten wir ab, wer gewinnt. Falls ich siege, nehme ich mir meinen Preis vielleicht, ohne zu fragen.«

16
    Während die Sonne allmählich im Meer versank, standen Rafa und Clementine Seite an Seite auf den Kieseln und warfen ihre Bacon-Schnüre ins Wasser. Ihr Lachen hallte im Verein mit den Schreien gierig kreisender Möwen von den Klippen wider. Pat war eine erfahrene Krebsanglerin, weil sie als Kind ihre Sommerferien in Cornwall verbracht hatte. Als der Bacon die Krebse nicht schnell genug anlockte, steckte sie kurzentschlossen ihre Hand ins Wasser und fing die Tiere mit ihren Fingern. Triumphierend hielt sie ihren Fang in die Höhe, damit alle ihn sehen konnten. Veronica guckte vom Boot aus zu, eingewickelt in ihre Wolldecke, und genoss die raue Schönheit der kleinen Bucht sowie die fröhlichen Scherze der anderen. Sie applaudierte bei jedem Fang, johlte entzückt und trank ihren Wein.
    Grey beobachtete seine Tochter. Es war viele Jahre her, seit er sie zuletzt in sein Boot locken konnte. Krebsefangen und Angeln hatte sie stets gehasst, und das Meer fand sie schlicht langweilig. Sah man sie hingegen jetzt mit Rafa, könnte man meinen, sie wäre an der See aufgewachsen. Geschickt band sie die Köder an die Schnur und stellte sich kein bisschen an, wenn sie die Krebse vom Band löste. Ihm war natürlich klar, dass sie vor Rafa angeben wollte. Es

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