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Des Abends eisige Stille

Des Abends eisige Stille

Titel: Des Abends eisige Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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verriegelte die Türen. Nur eine alte Decke blieb im Auto, und es waren weder ein Radio noch ein CD -Spieler eingebaut. Der Park mochte jetzt zwar leer sein, aber Orte wie dieser waren zu allen Jahreszeiten leichte Ziele für Diebe.
     
    Anderthalb Stunden später saß er allein auf einem Felsen oben am Gipfel. Die Märzsonne jagte Schatten wie Hasen über die Landschaft unter ihm. Die Luft war klar und mit dem melancholischen Blöken Hunderter einheimischer, langfelliger Schafe erfüllt, die über die Hügel verstreut grasten.
    Er fühlte sich träge. Unzählige Male war er hier oben gewesen und hatte die Gipfel und die darüberziehenden Wolken gezeichnet, genauso wie Schafe, zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter, bis es, zumindest im Moment, für ihn keine lohnenden Motive mehr gab.
    Grübeln, hatte Cat gesagt. Aber jetzt, wo er hier oben war, fühlte er sich in der kühlen Frühlingsluft leicht benommen und grübelte nicht. Die Sonne schien ihm ins Gesicht. Er legte sich auf den Rücken und verschränkte die Hände unter dem Kopf. Eine einzelne Lerche schraubte sich in den blauen Himmel und höher hinauf in die Helligkeit darüber.
    Ihr Gesang wurde abgeschnitten und übertönt vom Rattern eines Hubschraubers, dessen Schatten auf Simons Gesicht fiel und die Sonne auslöschte. Erschrocken setzte er sich auf. Das Ding flog mit wirbelnden Rotorblättern dicht über die Gipfel. Simon meinte, mit ausgestreckter Hand die Kufen berühren zu können, und als der Hubschrauber nach Osten über das Tal flog, waren innen die Umrisse von zwei Personen zu erkennen. Es war weder ein Krankentransporter noch ein Polizeihubschrauber, sondern ein privater, soweit er das beurteilen konnte.
    Verschreckte Schafe flohen in ihrer Panik die Hänge nach allen Richtungen hinauf und hinunter, um von dem Krach und dem gleitenden Schatten fortzukommen. Der Hubschrauber selbst war längst außer Sichtweite, bis sich die Stille wieder einstellte.
    Die Lerche nahm ihren Gesang nicht wieder auf.
    Simon erhob sich und hängte sich die Segeltuchtasche über den Rücken. Der hässliche Lärm und der Anblick des Hubschraubers hatten seinen Frieden und das wohlige Gefühl zerstört, genauso wie es die Schafe aufgeschreckt und den Vogel zum Schweigen gebracht hatte.
    Er schlug den Pfad ein, der steil vom Gipfel hinunterführte, und folgte den Wegweisern nach Gardale.

[home]
    7
    D as Bett war abgezogen, die Matratze unbedeckt, Laken und Decken neben der Tür gestapelt. An der Wand waren helle Stellen, wo Andys Poster, der Kalender und die Fotos gehangen hatten. Seine Tasche stand zu seinen Füßen, gepackt, der Reißverschluss zugezogen. Bereit.
    Er war bereit.
    War schon seit sechs Uhr bereit.
    Nur war er nicht bereit, merkte Andy. Er war voller Panik. Sein Magen war ihm schon zweimal in die Hose gerutscht, und er hatte zum Klo rennen müssen.
    Er dachte an die Tage und Nächte, die mit der Vorstellung dieses Morgens vergangen waren, der Planung, dem Träumen davon, dem Zählen der Stunden bis dahin. Und jetzt war der Augenblick da, und er schiss sich vor Angst fast in die Hose.
    Er verstand, warum so viele, kaum dass sie draußen waren, einen dicken Stein durch ein Schaufenster warfen oder einer Frau die Handtasche klauten. Alles nur, um in die Sicherheit zurückzukommen, wie das Rennen zum Abschlagmal auf dem Spielplatz in der Kinderzeit.
    Es war anders, wenn jemand auf einen wartete, Kinder auf einen zugerannt kamen, eine Frau sich nach einem verzehrte, dann konnte man dieser Bruchbude hier nicht schnell genug den Rücken kehren.
    Er schüttelte sich, stand auf und machte dreißig Liegestützen. Er war fit, dafür hatten die Arbeit im Gemüsegarten, das viele Fußball- und Basketballspielen gesorgt. Schwitzend ließ er sich auf die Matratze zurücksinken. Also gut, sagte er, okay, du bist fit, und du hast da draußen eine Zukunft.
    Hoffst du.
    Er drehte sich auf die Seite und schlief wieder ein.
     
    Die Straßen waren überflutet, und der Sturm blies so stark, dass sich Andy auf dem Bahnsteig kaum halten konnte. Er ging wieder in die Bahnhofsgaststätte. Der Zug war mit fünfundvierzig Minuten Verspätung angekündigt worden, wegen Unterspülung der Gleise.
    Die Leute redeten darüber. Er holte sich noch einen Becher Tee und einen Doughnut.
    Vor einer Stunde war er mit seiner Tasche in der Hand aus dem Gefängnistor gekommen, zusammen mit zwei anderen, von denen er sich jedoch rasch getrennt hatte; außerdem waren diese von Angehörigen abgeholt

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